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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen
Autoren: Dave Duncan
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hinausschleichen würden. Ebenso wenig konnten sich Meuchelmörder hereinschleichen. Als es von König Ambrose errichtet wurde, war der damalige Befehlshaber der Königlichen Garde und nunmehrige Großmeister der große Durendal gewesen, und er hatte dafür gesorgt, dass es richtig gebaut wurde. Da die Außentüren und Fenster verriegelt und vergittert waren, brauchten Kühn und sein Trupp nur am Fuß der Treppe wach zu bleiben. Von dort aus hatten sie freie Sicht auf den Balkon im Obergeschoss und die Türen aller Schlafgemächer.
Es war eine einfache Aufgabe. Außerdem hatten sie in jener Nacht einen Neuling dabei, der noch in einige der tückischen Würfelspiele eingeweiht werden musste, denen die Klingen frönten, um sich während des Dienstes die Zeit zu vertreiben. Keine Unterrichtsgebühr. Unbegrenzte Annahme von Schuldscheinen. Einige Frischlinge brauchten Jahre, um ihre Einweihung abzubezahlen.
Natürlich musste Jungspund Bernard zuerst wegen der liebreizenden Weißen Schwester gehänselt werden, mit der er angebandelt hatte. Es schien ungehörig, dass ein sommersprossiger Grünschnabel, der noch keine zwei Wochen in der Garde war und noch kaum seinen Gelageunterricht hinter sich hatte, ein solches Schmuckstück an Land zog, während ältergediente Männer vergebens nach ähnlichem Glück trachteten. Bald stellte sich heraus, dass der junge Bernard kein gewöhnlicher Unschuldsknabe aus Eisenburg war. Ihm entging keineswegs, dass seine Gefährten neidisch wie Hirsche mit Glasgeweihen waren. Er blieb ihnen nichts schuldig und ersann allerlei blumige Einzelheiten.
Schließlich gaben Kühn, Aragon und Richey das aussichtslose Spiel auf und wandten sich ernsteren Dingen zu. Sie fanden einen mächtigen Eichentisch und zerrten ihn mit einiger Anstrengung an den Fuß der Treppe. Dann versuchten sie, die riesigen Kerzenständer aus Bronze näher an den Tisch zu schieben – so außergewöhnlich die Nachtsicht einer Klinge sein mochte, wenn es ums Geld ging, hatte man selbst die Hände seiner Brüder gern in helles Licht gebadet. Da die Ungetüme sich als unbeweglich erwiesen, begnügten sie sich zwangsweise mit der vorhandenen Beleuchtung und wandten sich geballtem Unterricht zu.
»Bestimmt kennst du Sieben Gewinnt, oder?«, erkundigte sich Kühn.
Der Junge verneinte, also verlangte Richey zu sehen, was er an Geld bei sich hatte, und Aragon holte einen Beutel voll Würfel mit acht Seiten hervor. Jede Seite stellte eines der Elemente dar, erklärte er, und man würfelte mit vier Würfeln gleichzeitig. Das Ziel bestand darin, sieben Elemente zusammenzubekommen, nicht aber das achte, den Tod. Würfelte man den Tod, musste man von vorn beginnen.
»Der erste Spieler hat einen kleinen Vorteil«, fügte er hinzu, »deshalb überlassen wir dir die Ehre. Danach beginnt der Gewinner die nächste Runde. Mach mit einem Farthing deinen Einsatz und nimm dir vier Würfel.«
Beim ersten Versuch würfelte der Junge zwei Mal Luft, ein Mal Wasser und ein Mal Zufall, also drei Elemente. Sir Richey machte seinen Einsatz und würfelte zwei Mal Tod, wodurch er für diese Runde aus dem Rennen war. Die beiden anderen erzielten je vier Elemente.
»Nur weiter«, meinte Richey. »Du kannst aussteigen, denselben Einsatz zahlen wie der Spieler vor dir oder den Einsatz verdoppeln.«
Niemand verdoppelte in dieser Runde, bei der Bernard Liebe, Zeit und Feuer würfelte, während Kühn und Aragon je ein Element dazu bekamen. Da Bernard mit sechs Elementen in Führung lag und ihm nur noch Erde fehlte, verdoppelte er den Einsatz, konnte seinen Punktestand aber nicht verbessern. Als die anderen beiden an der Reihe waren, gingen sie mit, traten jedoch ebenfalls auf der Stelle, also verdoppelte er den Einsatz erneut. Mut konnte man ihm wahrlich nicht absprechen. Mit einem mittlerweile hübschen Sümmchen auf dem Tisch würfelte er drei Mal Tod. Kühn und Aragon tauschten zornige Blicke. Richey stimmte schallendes Gelächter an.
Bernard strahlte übers ganze Gesicht. »Was bedeutet das nun?«
»Das bedeutet, dass du gewinnst«, erklärte Richey rasch, bevor die beiden anderen kurzerhand eine neue Regel erfinden konnten. »Würfelt man vier Mal Tod, muss einem jeder, der zu Beginn im Spiel war, die Summe des Endeinsatzes zahlen. Das wird als das ›Massaker‹ bezeichnet. Noch ein Spiel, Sommersprosse?«
»Warum nicht?«, meinte Bernard, während er die Münzen einsammelte.
Bedauerlicherweise waren Können, Tugend und Erfahrung kein ebenbürtiger Gegner für
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