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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen
Autoren: Dave Duncan
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Würdenträgern aus Trenko den Saal betrat und neben ihnen in dem der Gesandtschaft Trenkos vorbehaltenen Bereich Platz nahm. Niemandem entging das freudestrahlende Antlitz der vormaligen Braut.
    Trompeten erschollen, und alle erhoben sich zu Ehren … ja, zu wessen Ehren? Die veröffentlichte Zeremonienabfolge gab an, dass nun die Braut eintreten würde, doch die Braut war bereits zugegen.
    Stattdessen stolzierte der Großherzog selbst von der Seite herein, um auf seinen Thron zu steigen, doch auch seine Begleiter entsprachen nicht der Auflistung. Eigentlich sollte Abt Minhea von der Vamky-Bruderschaft mit dem Zeremonienstab voranschreiten, doch es war unbestreitbar Fürst Volpe, der das hässliche Ding trug. Hinter ihm folgte ein unbekannter, schlaksiger Jüngling in der Uniform eines Obersts der Palastwache mit einem blanken Schwert. Und wer war die Frau, an dessen Hand der kindliche Markgraf Frederik hereintapste? Keiner dieser Leute war je erwähnt worden. Und die Großherzogin am herzoglichen Arm war die verstorbene Großherzogin, um die offiziell ein halbes Jahr getrauert worden war.
    Gnädigerweise verhallten die letzten Noten der Nationalhymne. Herzog und Herzogin nahmen auf dem jeweiligen Thron Platz, und auch den übrigen Anwesenden stand es nun frei, sich zu setzen. Fast der einzige, der es nicht tat, war der Knabe mit dem Schwert, wer immer er sein mochte.
    Also saß letztlich doch diese Frau, dieses Bauernweib, in vollem Staat auf dem Thron der Herzogsgemahlin? Aber Fürst Volpe war da und erhob keinerlei Einwände – er wirkte nicht einmal unzufrieden. Wenn er bereit war, sie anzuerkennen, schien es politisch ratsam, es ihm gleichzutun. Auf den ersten Blick schien sie ihr Damenzimmer halbbekleidet verlassen zu haben, denn sie trug im Gegensatz zu allen anderen Frauen im Saal keinen Hut. Zudem hing ihr aschblondes Haar lose herab, doch das war für die Zeremonie erforderlich. Die edlen Damen von Krupina schürzten die Lippen.
    Großherzog Rubin begann zu sprechen und nieste drei Mal. Er versuchte es erneut, doch niemand konnte auch nur ein Wort verstehen. Er hustete. Dann winkte er seinen Neffen nach vorn.
    »Eure Gnaden, verehrte Fürsten und Fürstinnen«, verkündete Fürst Volpe in Tönen, die gleich Glockenschall durch den Saal hallten, »Seine Königliche Hoheit leidet an einer Halsentzündung und hat mich gebeten, an seiner statt zu sprechen. Er entschuldigt sich für diese Unhöflichkeit. Er heißt Euch alle herzlichst willkommen, insbesondere seinen lieben Herrscherbruder, Markgraf Ladislas von Trenko und dessen allerliebste Tochter, Fürstin Margarita …« Es folgte eine schier unerträglich lange Liste von Namen und Titeln. Seine Hoheit nickte, um zu bestätigen, dass er diesen Tribut billigte.
    Den besten Platz im ganzen Haus hatte Ringwald, der neben dem Thron der Herzogin stand. Der Schimmer des Glücks, der von seinem Mündel ausging, erfüllte ihn mit Stolz. Wie Trudy gesagt hatte, roch dies verdächtig nach einem glücklichen Ende. Er konnte immer noch nicht recht glauben, dass der spitzbäuchige, aufgeblasene Mann mit dem grauen Ziegenbart und der Goldkrone in Wirklichkeit Glockmann war. Wie gelang es ihm nur, inmitten all dieser Ehrerweisungen und des Geschwafels eine ernste Miene zu bewahren?
    »Wie Ihr sehen könnt«, fuhr der Probst fort, dessen funkelnder Blick die Anwesenden warnte, es nicht zu tun, »gab es eine Planänderung. Ihre Königliche Hoheit Großherzogin Johanna, meine liebe Nichte« – er verneigte sich vor ihr – »starb vermeintlich bei einem Unfall vor einem halben Jahr. Obwohl man ihren Leichnam nie fand, wurde sie ebenso wie ihr Sohn, Ihro Gnaden Markgraf Frederik von Krupa, für tot erklärt. Danach verkündete Seine Königliche Hoheit seine Verlobung mit Fürstin Marganta, der Tochter Seiner Gnaden Markgraf Ladislas von Trenko.« Abermals verneigte sich Volpe.
    Es war so still, dass man eine Schneeflocke fallen gehört hätte. Wenn König Athelgar seine Krone trug – beispielsweise bei der Eröffnung von Parlamentssitzungen oder bei Ordensverleihungen – stand Befehlshaber Florian mit seinem Schwert Dorn genau so neben ihm. Aber Florian war recht alt, wahrscheinlich schon über dreißig, Ringwald hingegen sollte eigentlich noch in Eisenburg sein – doch hier stand er nun in voller Pracht wie ein Staatsschatz.
    Er fragte sich, ob Florian auch bisweilen das Gefühl beschlich, sich unbedingt kratzen zu müssen.
»Der Grund für diese Täuschung…« Volpe
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