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Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)

Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)

Titel: Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)
Autoren: Eberhard Feuchtenbeiner
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Blumenarrangements wechselten einander die ganze Länge hindurch ab, und vor jedem Gedeck standen vier verschiedene Gläser aus schwerem Bleikristall bereit.
    Die Brillanten und Juwelen, die die Damen reichlich angelegt hatten, funkelten im Lichterglanz des Saales mit der glänzenden Tafel um die Wette. Wieder trug der Kontrast zwischen dem nach allen Regeln der Kunst und der Etikette geschmückten Saal und der völligen, so schamlosen Nacktheit der Gäste einen ganz besonderen Reiz in sich; das zuvor erlebte, zügellose Treiben und natürlich der reichliche Genuss der vorzüglichen Weine, die kredenzt wurden, stachelten die Festgäste nun umso mehr dazu an, auch in ihren Reden ganz und gar nicht den üblichen gesellschaftlichen Anstand walten zu lassen, sondern nach Herzenslust zu schweinigeln, wenn auch nicht auf plumpe, sondern ausgesprochen verfeinerte Art.
    Jetzt wurde auch deutlich, dass sich unter den Damen einige befanden, deren Verlangen nach Genuss geradezu unersättlich war – und je mehr sie dem Genuss des Weines zusprachen, desto größer wurde ihre Gier, auch wieder in den Genuss der Liebe zu kommen.
    Namentlich die Komtessen Gewitz, die wie wir wissen mit unserem geschätzten Herrn Baron Hermann P. in verwandtschaftlichem Bande standen, taten sich diesbezüglich deutlich hervor.
    Die Aussichten der Komtessen standen ausgezeichnet, denn obgleich sie nicht mehr zu den Jüngsten gehörten, durfte man sie getrost nach wie vor zu den Attraktivsten zählen. Beide waren groß gewachsen, von üppiger Gestalt und mit wunderschönen Gesichtern gesegnet, in denen die jahrelange Verderbtheit winzige Spuren hinterlassen hatte, die sie aber für viele Männer nur noch anziehender erscheinen ließ.
    Hermine, von den Spuren der gerade überstandenen Ausschweifungen gereinigt, saß nun wieder neben Hermann; sein Glied hatte sie schon wieder besitzergreifend in die Hand genommen und ließ es keinen Augenblick los.
    Die Rätin Büstenvoll war die Einzige, die im Moment ein wenig säuerlich dreinschaute, denn rund um sie waren junge Damen von feschen Herren umgeben, während sie selbst wieder einmal den Domherrn als Tischnachbarn hatte. Dieser war zwar mit einem fleißigen Mundwerk ausgestattet und passte auch in seiner enormen Korpulenz gut zur Dame seines Herzens, leider aber war sein Liebeshunger nur sehr schwach entwickelt und seine Manneskraft konnte den diesbezüglichen Appetit der Rätin bei Weitem nicht stillen.
    Im geraden Gegenteil ihrer Stimmung befand sich Eveline S., deren reizende Frechheiten wir bereits im zweiten Kapitel kennenlernen konnten. Die sechzehnjährige, sich öffnende Blüte lachte und scherzte am lautesten von allen; dann aber verschwand sie während des Essens gemeinsam mit ihrer Mama in der Garderobe.
    Zunächst wurde dem keinerlei Beachtung geschenkt und allgemein angenommen, es handele sich um menschliche Bedürfnisse, denen nachzukommen sei. Als jedoch während des gesamten dritten Gangs die Plätze leer blieben, wurde dies von allen bemerkt, und als auch der vierte Gang ohne die S.' eingenommen wurde, machte sich Verwunderung breit. In diesem Moment kehrte die Mama wieder zurück; sie strahlte wie jemand, dem etwas besonderes gelungen war, zuckte jedoch auf die von allen Seiten auf sie hereinprasselnden Fragen nur mit den Schultern und weigerte sich, irgendeine Erklärung abzugeben.
    Das steigerte begreiflicherweise die Spannung nur noch mehr und die gesellige Runde übertraf sich gegenseitig in meist scherzhaften und immer schlüpfrigen Vermutungen, worum es sich bei diesem Geheimnis wirklich handeln mochte.
    Dann schwang die große Saaltür auf und aller Augen wandten sich einem Jungen und einem Mädchen von der Bedienung zu, die mit roten Seidenbändern vor ein kleines, vergoldetes Wägelchen gespannt waren.
    Langsam zogen sie das blumengeschmückte Gefährt herbei und einem nach dem anderen ging auf, was sich hinter den beiden befand: Es war die süße Eveline in einer riesigen silbernen Schüssel, garniert als lebendes Buffet.
    Erdbeeren mit Schlagobers bedeckten ihre Brüste, darüber war ein Turm aus Backwerk errichtet worden.
    In Händen hielt sie Silberkrüge mit Wein, Hüften und Schenkel waren von kaltem Braten umgeben und von Aal und Sardinen bekränzt. Die kindlichen Knie dienten Gänseleberpastete als Teller. Ihr Unterbauch und die Schenkel waren mit Kaviar bestrichen worden.
    Tosender Beifall belohnte diese gelungene Einlage. Das Gespann zog nun den schmucken Wagen reihum
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