Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Rache. Private Berlin

Der Tag der Rache. Private Berlin

Titel: Der Tag der Rache. Private Berlin
Autoren: James Patterson , Mark Sullivan
Vom Netzwerk:
ich sie freundlich. »N amen gehören in das Reich der Fantasie. Du kannst jede Person sein, die du sein willst. Oder in eine beliebige Rolle schlüpfen. Ich kann gut damit leben, und du?«
    Ihr Blick schwenkt zur Seite und verharrt. Erst dann deutet sie ein Nicken an.
    »G ut«, sage ich, auch wenn eine leise Angst in mir aufsteigt. Hat sie mich mit Ilse gesehen? Nein, das ist unmöglich. Ich bin sicher, wir waren die ganze Zeit allein.
    Also öffne ich die Tasche und ziehe eine afrikanische Maske aus Elfenbein und Leder heraus, die ein höhnisch grinsendes Monster zeigt. Die Farbe und der Lack sind mit der Zeit gerissen und an manchen Stellen ganz abgeplatzt. Doch die Lippen haben ihr dunkelrotes Henna behalten, ebenso wie der Bereich rund um die Sehschlitze für den Träger.
    »E in Stammesangehöriger der Chokwe im Kongo hat sie vor hundert Jahren hergestellt«, erzähle ich Genevieve. »S ie ist sehr selten. Hat mich ein kleines Vermögen gekostet.«
    Ich setze die Maske auf und befestige die Hanfriemen so, dass ich bequem durch die Schlitze sehen kann. Sie riecht nach Afrika, nach schwelendem Holz, Muskatnuss und gebratenem Pfeffer. Mein Atem hallt unter der Maske träge wie der eines Leoparden, der seiner Beute auflauert.
    Ich bedeute Genevieve, sich auf dem Bett auf den Rücken zu legen. Sie starrt mich an, meine Maske, und die Angst in ihren Augen reicht, um mich zu erregen und hart zu machen.
    Das, meine Freunde, ist einfach perfekt. In ihrem Kopf erfindet sie Szenarien, die weit schlimmer sind als das, was ich für ein spätabendliches Vergnügen im Schilde führe.
    Ist es nicht interessant, wie das funktioniert? Dass die bloße Andeutung einer Bedrohung die dunkelsten Regionen des menschlichen Verstands aufwühlt?
    Ihre Angst spürend, mich an ihr nährend, knie ich neben ihr, streichle ihre weichen kakaofarbenen Brüste und lasse meine Finger in ihr Geheimnis gleiten, während ich meine neueste Maske in den Spiegeln um mich herum aus den verschiedenen Blickwinkeln bewundere.
    Ich bin nicht mehr jung, doch ich kann euch sagen, dass mein Symbol der Männlichkeit wie ein Speer steht, als Genevieve unter meinen beharrlichen Berührungen anfängt, sich zu winden. Sie windet sich vor Angst, und das allein heizt mich noch mehr an, bis ich mein Verlangen nicht mehr im Zaum halten kann.
    Ich drehe sie zu mir, werfe ihre Beine nach oben und dringe in sie ein. Das Tier, zu dem ich werde, stößt abgehackt keuchend den Atem aus. Genevieve blickt auf, verängstigt von dem über sie gebeugten Ungeheuer, was mich nur noch mehr erregt.
    »W ie heißt du, chér i ?«, fragt sie mit zitternder Stimme. »W ie soll ich dich nennen, während wir hier miteinander liegen?«
    »M ich?«, frage ich und stoße heftig zu. »I ch bin der Unsichtbare.«

Erster Teil
    Das Schlachthaus

1
    Private Berlin hatte seinen Sitz im Penthouse eines Gebäudes aus Stahl und grünem Glas im Bauhausstil auf der Südseite des Potsdamer Platzes in Berlin-Mitte.
    Mattie Engel umklammerte einen Pappbecher mit starkem Kaffee. Voll wachsender Sorge um ihren Exverlobten und benommen, nachdem sie weniger als fünf Stunden geschlafen hatte, verließ sie kurz vor Mittag den Fahrstuhl im Eingangsbereich der Detektei.
    Drei Tage Verspätung sind völlig untypisch für Chris, dachte sie zum hundertsten Mal.
    Sofern er nicht mit jemandem durchgebrannt war.
    Nach Griechenland. Oder Portugal.
    Wie wir das als frisch Verliebte getan haben.
    Die Eingangshalle von Private Berlin zierten Skulpturen aus poliertem Stahl, die Meilensteine in der Geschichte der Geheimschriften darstellten. Mattie ging an einer der Enigma-Maschinen vorbei, dann an einer anderen, neben der die Totenmaske von Blaise de Vigenère lag, dem französischen Geheimcode-Genie aus dem sechzehnten Jahrhundert. Sein leerer Blick schien ihr zum Retina-Scanner zu folgen, der auf einem schwarzen Gestell neben den automatischen Türen aus kugelsicherem Glas stand.
    Bevor sie in den Scanner sehen konnte, erschien Katharina Doruk auf dem Bildschirm über der Tür. Mit ihrer olivfarbenen Haut und den langen Ringellocken war sie die schönste, exotischste Frau, die Mattie je kennengelernt hatte. Und sie war ziemlich hart drauf. Als türkischstämmige Deutsche und einzige Tochter unter sechs Söhnen war sie in zweiter Generation in Wedding aufgewachsen, einem Einwandererviertel mit rauem Klima.
    Katharina spähte durch ihre Lesebrille. »W ir sind im Besprechungszimmer.«
    »S chon Neuigkeiten?«, fragte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher