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Der Tag der Rache. Private Berlin

Der Tag der Rache. Private Berlin

Titel: Der Tag der Rache. Private Berlin
Autoren: James Patterson , Mark Sullivan
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gekommen.
    Der Wunsch nach Rache, der in ihm auf kleiner Flamme gelodert hatte, durchfuhr ihn wie eine Feuersbrunst. Er wollte auf irgendetwas schießen, das sich bewegte. Er wollte ins Loch hinunterschreien, ihrem Mörder zuschreien, er möge seine gerechte Strafe abholen.
    Doch dann übernahm Schneiders Vernunft wieder die Führung. Jetzt ging es um mehr als nur persönliche Rache. Es ging darum, einen abscheulichen Menschen ins Rampenlicht zu zerren und der Welt sein wahres Gesicht zu präsentieren.
    Sofort raus hier, dachte er. Ruf die Polizei an. Auf der Stelle. Sollen sie sich darum kümmern.
    Schneider drehte sich um und schwenkte das Licht Richtung Ausgang. Er war sechs oder sieben Schritte gegangen, als er ein Geräusch hörte wie das Flattern eines sehr großen Vogels.
    Er versuchte zu reagieren, versuchte, seine Waffe auf das Geräusch zu richten. Doch die dunkle Gestalt fiel bereits aus ihrem Versteck im Schatten oberhalb des verrosteten Gestells über ihn her.
    Stiefel schlugen gegen Schneiders Schlüsselbein. Er kippte rückwärts und landete auf einem der Nägel, die aus dem Boden herausragten. Der Nagel spießte ihn auf, brach seine Wirbelsäule und lähmte ihn, die Glock flog scheppernd über den Boden.
    Der heftige Schmerz ließ Schneider noch nicht einmal schreien, sondern vollständig verstummen. Die Silhouette eines Mannes erschien über ihm. Er leuchtete mit einer Taschenlampe seinen eigenen Oberkörper an, darüber verdeckte eine schwarze Maske seine Nase, seine Wangen und die Stirn.
    Schneider erkannte den Maskierten an der Stimme, sobald er zu sprechen begann, als wären drei Jahrzehnte an einem Tag verflogen.
    »D u dachtest, du wärst auf das hier vorbereitet, Chris, hm?«, fragte der Maskierte vergnügt und ließ einen Knacklaut aus seiner Kehle hören. »D u warst nie darauf vorbereitet, egal was du dir in all den Jahren eingeredet hast.«
    Ein Messer erschien in der anderen Hand des Maskierten. Er ging neben Schneider in die Hocke und setzte die Klinge an dessen Kehle an.
    »M eine Freunde werden schneller da sein, wenn sie dein Blut riechen«, sagte er. »E in paar Stunden in ihrer Obhut, und deine Maske wird verschwunden sein, Chris. Niemand wird dich je wiedererkennen, nicht einmal deine ach so liebe Mutter, hm?«

ZWEI
    Am darauffolgenden Sonntagmorgen um Viertel vor vier zwängte sich Mathilde Engel, von allen nur Mattie genannt, im »T resor«, einem legendären Nachtclub im Keller eines alten Kraftwerks im angesagten Berliner Stadtteil Kreuzberg, zwischen den Gästen hindurch.
    Mattie, Mitte dreißig, energisch und attraktiv, erreichte eine Reihe von Industriekorridoren, mit denen die beiden riesigen Tanzflächen verbunden waren. Gähnend fuhr sie sich mit den Fingern durch ihr kurzes, nach oben stehendes Haar, während die Musik um sie herum dröhnte und von den Wänden widerhallte, und ließ den Blick ihrer stahlblauen Augen über die mit Graffiti überzogenen Wände, über die Nikotinschwaden und die hartgesottenen Partylöwen gleiten, die alles taten, um ihre Samstagnacht mindestens bis in den späten Sonntagmorgen dauern zu lassen.
    Ein stämmiger Eurasier, unter seinem linken Auge die Tätowierung eines Spinnennetzes, tauchte vor Mattie im Gang auf.
    »I st die Gräfin noch da, Axel?« Mattie gelang es, die Musik zu übertönen.
    Der Mann mit der Spinnennetztätowierung zuckte mit dem Kopf in die Richtung, aus der er gekommen war. »S ie hängt mit dem Argentinier rum. Die pfeifen sich was Stärkeres als Alk, Gras oder Koks rein. Ich tippe auf Ecstasy.«
    »S olange es nicht Crystal ist«, erwiderte Mattie. »I ch hasse Speed-Junkies.«
    »D u bist auf jeden Fall auf dich allein gestellt«, warnte Axel sie. »B ei so einem Auftrag kann ich dir keine Rückendeckung geben.«
    »M einst du, das würde dir deinen Ruf als Creature of the Night ruinieren?«, fragte Mattie.
    »D as auch.«
    »P rivate wird dir einen Finderlohn zukommen lassen.«
    Axel grinste. »N och besser. Danke, Mattie.«
    Sie nickte. »K ann ich unbemerkt verschwinden?«
    »N otausgänge an beiden Seiten der Tanzfläche.«
    »B lick von oben?«
    Axel dachte nach. »I ch rufe mal die Bar an. Du wirst tanzen müssen.«
    Mattie klatschte ihre Hand gegen Axels große Handfläche und ging Richtung Tanzfläche an ihm vorbei. Währenddessen zog sie ihr Telefon heraus, klappte es auf und rief das Bild einer Jugendlichen in Schuluniform auf.
    Die österreichische Gräfin Sophia von Mühlen war siebzehn. Eine Woche
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