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Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Titel: Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte
Autoren: Ursula Steen
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Fotzn, mei Liaber!“
    „Pass auf, was d’sagst, Freunderl“, sagte René.
    „Der ghört amoi gscheit abgfotzt“, sagte Moritz zu ihm und fuhr dann, an Franzl gewandt, fort: „Warst gestern wieder ogschdocha, hä? Hast wieder an Zünderer ghabt, wos?“
    „Kimm ma du bloß ned in d’Naachad, sonst sonst fangst wiakli oane.“
    „Lass mir mei Fried.“
    „Gib du amoi an Fried.“
    „Miaßts ös zwoa allweil hackln?“, fragte René.
    „Hier wird nicht mehr gehackelt, sonst kriegt ihr ’nen Platzverweis, alle miteinander“, sagte Claudia.
    Danach war endlich Ruhe.
    Leider waren die Roten auch weiterhin zu unkonzentriert und kassierten kurz vor Spielende ein wenig schmeichelhaftes 1:3. Die Partie schien gelaufen und ihre Niederlage besiegelt zu sein.
    Aber dann geschah doch noch ein Wunder: René riss mit einem Lattenkracher und einem anschließenden Nachschuss das Ruder herum und bescherte den Roten einen Traumtreffer. Kurz danach erzielte Franzl nach passgenauer Vorarbeit von René und einem fulminanten Sturmlauf sogar den entscheidenden Ausgleich.
    Abpfiff durch Mia.
    Eigentlich konnten die Kicker jetzt zufrieden sein, denn es gab keine Verlierer zu beklagen und alle waren herrlich kaputt. Aber weil keine der beiden Parteien mit einem langweiligen Unentschieden vom Platz gehen wollte, einigten sie sich auf zweimal zehn Minuten Verlängerung.
    Vor der musste René sich erst mal verpusten und mit Kaffee und Butterkeksen stärken. Dann war er wieder top motiviert und ging schwungvoll zur Sache.
    Florian erwischte den besseren Start und eröffnete mit einem Freistoßtreffer aus 25 Metern die blaue Führung. Aber Franzl sorgte schon Sekunden später nach Vorarbeit von René mit einer wunderbaren Flanke für den roten Ausgleich.
    In der zweiten Hälfte der Verlängerung wiederholte sich das Spiel: Führung für die Blauen, Ausgleich durch Kopfballtor von den Roten.
    Es stand jetzt 5:5. Die Spannung stieg, denn bis zum endgültigen Schlusspfiff waren es nur noch wenige Sekunden. Schon hob Mia auf Claudias Geheiß hin die Trillerpfeife hoch. Aber dann hielten beide inne und sahen fasziniert zu, wie René nach einem schönen Zuspiel von Franzl zum letzten Angriff durchstartete und Florian dabei glatt über den Haufen rannte.
    Manch ein Schiedsrichter hätte jetzt Stürmerfoul gepfiffen. Nicht so Claudia. Sie konnte sich einfach nicht von Renés Anblick losreißen. Er lief, wie sie ihn noch nie hatte laufen sehen: kraftvoll, leichtfüßig und schnell. Dabei lachte er so glücklich, wild und triumphierend vor sich hin, dass sie sich auf die Unterlippe beißen und die Hände zu Fäusten ballen musste. Er sprintete voller Optimismus seiner Zukunft entgegen, und dabei schien er die Sorgen um Tanja und den schmerzhaft hin und her ruckelnden Magen-, Leber- und Darmwust in seinem Bauch völlig vergessen zu haben. Das Leben brauste und orgelte wieder, ganz genau so, wie sie beide es sich immer gewünscht hatten, und noch tausendmal schöner. Dass es das geben konnte, fünfzehn Monate nach der Transplantation …
    Doch dann sah Claudia auf ihre Armbanduhr und stellte fest, dass die reguläre Spielzeit schon vorbei war. Aber weil die Sache für René gerade so gut lief, zögerte sie den Abpfiff noch ein wenig hinaus. Schließlich war sie der Schiri und damit quasi allmächtig. Sie brauchte keinen Beistand von oben zu erbitten, wenn es im entscheidenden Moment brenzlig wurde. Sie konnte selbst Hoffnung geben, Chancen verteilen und Einfluss nehmen … Und damit würde sie weitermachen, bis der liebe Gott ihr eine Rote Karte wegen unerlaubter Einmischung verpasste und sagte: „Jetzt reicht’s!“
    Diese Haltung zahlte sich aus. Florian ließ sich bereits zurückfallen, sank zu Boden und blieb dort schwer atmend und entmutigt liegen. Aber Moritz schenkte seinem Onkel nichts. Er nahm die Verfolgung wieder auf, holte ihn ein und wollte sich ihm mit ausgebreiteten Armen in den Weg stellen. Doch letztlich konnte er sich nicht durchsetzen. René war entschlossen, den Führungstreffer zu erzielen und sich selbst als Torschütze feiern zu lassen.
    „Geh wegga, mach Platz!“, schrie er, dribbelte sich in einer wahren Glanzleistung aus Moritz’ Manndeckung frei, schlug ein paar Haken auf dem Platz und stürmte schließlich mit dem Ball vor den Füßen direkt auf das gegnerische Tor zu. So wie’s aussah, hatte er das Ding schon im Kasten.
    „Lauf, René, lauf!“, schrie Claudia, die jetzt endgültig vergessen hatte, dass sie die
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