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Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Titel: Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte
Autoren: Ursula Steen
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Ich hab zwei Joints bei ihm gekauft, und ehrlich gesagt hab ich mir vorgestellt, dass wir die jetzt zusammen rauchen. Aus rein therapeutischen Gründen.“
    Er war fassungslos und konnte es immer noch nicht glauben. Hatte sie sich wirklich bei dem Typen mit Gras eingedeckt? Und wenn ja: Sollte er heute tatsächlich gleich zwei Punkte auf seiner Löffelliste abhaken können? Erst hatten Claudi und er dauernd Zoff um den Stoff, und nun das . Diese Frau überraschte ihn doch immer wieder.
    „Du warst nicht bei dem Typen“, sagte er.
    „Nein, war ich nicht“, sagte sie, und als sie ihn dann breit anlachte, erinnerte sie ihn mehr denn je an die entzückende, unbekümmerte und impulsgesteuerte Frau, in die er sich damals verliebt hatte. „Frank hat mir die Dinger per Post geschickt“, klärte sie ihn auf. „Er hat sie mir sogar vorher zurechtgemacht. Schöne Grüße übrigens.“
    René fiel ein Stein vom Herzen. „War das dieser dicke Umschlag, der vor ein paar Tagen ankam?“
    „Ja.“
    „Ich versteh das nicht. Früher wolltest du nie etwas zu tun haben. Wie kommt es, dass du plötzlich anders darüber denkst?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht, weil ich nicht mehr so brav sein möchte.“
    „Eigentlich wollte ich mit dem Kiffen aufhören. Ich brauch das nicht mehr, und seit ich wieder Innendienst schiebe, will ich es auch nicht mehr.“
    „Eigentlich.“
    „Na ja …“
    „Lass es uns tun, René, nur einmal. Ich möchte einfach wissen, wie sich das anfühlt. Aber allein trau ich mich nicht. Magst du?“
    René hatte sich inzwischen von seinem Schrecken erholt.
    Was heißt hier mögen, Claudi, Prinzessin, Engel, Fee!?, dachte er. Wegschmeißen werde ich die Dinger bestimmt nicht, und bevor sie schlecht werden … Prompt zückte er sein Feuerzeug aus der Hosentasche, klickte es auf und hielt es ihr brennend unter die Nase.
    „Lust auf ein Spiel mit dem Feuer, holdes Burgfräulein?“, fragte er.
    Kurz danach saßen sie auf ihrem Mauervorsprung und ließen die qualmende Selbstgedrehte zwischen sich hin und her wandern. Aber während René den Rauch tief inhalierte und spürte, wie sich dessen Inhaltsstoffe wohltuend in seiner Blutbahn verbreiteten, hustete und spuckte Claudi wie nichts Gutes. Im Gegensatz zu ihm, der früher wie ein Schlot geraucht hatte, war sie eine blutige Anfängerin und musste erst ein bisschen üben. Aber sie lernte schnell. Nach dem sechsten oder siebten Zug an der filterlosen Kippe hatte sie den Bogen raus und fing an, es zu mögen. Außerdem schien das Zeug eine durchschlagende Wirkung bei ihr zu haben.
    „Komisch, ich fühl mich plötzlich wie eine verzauberte Prinzessin“, sagte sie, und ein zarter Schleier legte sich über ihr Gesicht. „Das ist, als würde ich auf rosa Wölkchen schweben. Kneif mich mal, René. Ich muss wissen, dass ich nicht träume.“
    Er tat es, ließ sie erneut an dem Joint ziehen und sah gebannt zu, wie ein erster Funke der Lust in ihren Augen aufschillerte. Da meldete sich auch in ihm eine lange verschüttete, heftige sexuelle Begierde zurück, ein fast manisches Verlangen nach ihrem Körper. Das war ein fantastischer Glücksmoment.
    Einer spontanen Eingebung folgend sah er sich um, ob sie auch weiter allein waren. Dann öffnete er ihre Jeans, schob seine Hand hinein und fing an, ihren Venushügel und die Innenseiten ihrer Schenkel zu streicheln. Sie rekelte sich ihm wollüstig entgegen, ihre Lider und Lippen bebten, ihr Atem ging schneller.
    Bald pochte ihm die Erregung so hoch in den Hals, dass er glaubte, an einer Stromquelle zu hängen. Claudi … Sie war verrückt nach ihm, sie wollte das flüssige Feuer, sie sehnte sich danach, in ihn einzutauchen, ganz tief, bis ihr schwindelig wurde, bis ihr die Sinne schwanden … Als er erst mit einem, dann mit zwei Fingern in sie eindrang, wurde sie immer lauter und wilder und stieß irgendwann sogar einen kleinen Schrei aus. Da legte er ihr die Hand auf den Mund. Aber bevor sie zucken und keuchen und in seine Finger beißen konnte, kehrte ein Rest von Vernunft in ihn zurück.
    „Nicht hier“, sagte er, drückte den Joint aus und schnippte ihn über die Mauer in den Abgrund. Dann raffte er ihr Gepäck zusammen und drängte zum Aufbruch.
    Auf dem Weg ins Dorf musste Claudi sich die ganze Zeit an ihm festhalten, denn ihr Gefühl für die Tiefe des Raums hatte etwas gelitten. Außerdem sah sie ihn nach eigenen Angaben gleich zweimal, wobei es ihr Spaß machte herauszufinden, welches das Original und welches die
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