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Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Titel: Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte
Autoren: Ursula Steen
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wollte es mehr als alles andere auf der Welt.
    Dann kroch sie ins Bett. Um gleich darauf wieder aufzuspringen und für eine schummrige Beleuchtung und damit für eine intime Atmosphäre im Zimmer zu sorgen. Anschließend lag sie regungslos da, grub ihre Fingernägel in die Handflächen und versuchte ihr rasendes Herzklopfen in den Griff zu bekommen. Vergeblich.
    René kam gegen halb zwölf, angeblich, um an der Kakerlakenfront nach dem Rechten zu sehen. Aber schon Sekunden später wälzten sie sich auf der Matratze herum, und seine Hände glitten unter ihr Shirt und über ihre Brüste. Es gab keine zarten Küsse zwischen ihnen, keine behutsame Annäherung, keine weiche Blümchensexerotik, keine gegenseitigen Liebesbeteuerungen … Es gab nur wilde, fordernde und zugleich unendlich zärtliche Geilheit. Schon vom ersten Moment an wurde alles in Claudia weich und nachgiebig und entgegenkommend.
    Sie wollte diesen Mann, wie sie noch nie etwas im Leben gewollt hatte.
    Leider verhedderte sie sich beim Ausziehen mit den Fingern in den Bändchen seiner Shorts, und obwohl sie es vorher tadellos geschafft hatte, ihn aus seinem T-Shirt zu schälen, war es eine Herausforderung für sie, den Knoten darin aufzufummeln. René wollte ihr zu Hilfe kommen, aber da war es schon passiert: Der gordische Knoten löste sich, die Hose rutschte nach unten und sie konnte mit ihren Lippen endlich jeden Quadratzentimeter seiner Haut erkunden. Als ihre Haare wie ein schwarz glänzender Wasserfall über seinen Bauch flossen, stöhnte er auf, legte den Kopf in den Nacken und hielt sie mit gefächerten Fingern an den Schläfen fest. Er wusste genau, was ihr gefiel. Und sie wusste, was ihm gefiel.
    Das tat so gut, so gut, so gut …
    Leider wurde sie immer lauter beim Sex, sodass sie sich schließlich die Hand vor den Mund schlug, damit sie nicht das ganze Hotel in Aufruhr versetzte. René zog sie wieder weg. Sie legte sie wieder hin. Er zog sie wieder weg. Es war ihm vermutlich nicht bewusst, aber er hatte eine Art, mit ihr zu spielen, die sie fast um den Verstand brachte. Also keuchte und atmete sie und aalte sich in seinem Geruch und seinem Schweiß, bis sie es nicht mehr aushielt und in seinen Armen explodierte. Anschließend drang er in sie ein, wölbte den Rücken und kam nach einigen wenigen Stößen selbst zum Höhepunkt.
    Danach wollte sie ihn gar nicht mehr aus sich herauslassen. Also rollten sie sich zur Seite und hielten sich umfangen, bis der Schlaf sie übermannte und schließlich trennte.
    Als Claudia am nächsten Morgen aufwachte, lag René mit geschlossenen Augen neben ihr. Er sah wie ein Baby aus, das satt und zufrieden in seiner Wiege schlummert. Sein rötlich blondes Haar, das wie bei einem Küken vom Kopf abstand, verstärkte diesen Eindruck noch. Selbst seine zerstochenen und verkratzten Arme und Beine wirkten rührend kindlich.
    Sie ging in sich und forschte nach irgendwelchen Anzeichen von Reue oder Scham, konnte aber keine entdecken. Nein, alles war gut. Sie hatte diesen Mann haben wollen, und sie hatte ihn bekommen. Und er hatte sie bekommen. Wie er sich in die Situation hatte hineinfallen lassen … Da hatte er genau wie sie die Kontrolle über sich verloren. Gab es ein schöneres Kompliment für sie als Mensch und Frau? Nein. Kein Wunder, dass plötzlich diese romantisch-erotischen Vorstellungen in ihrem Hinterkopf herumgeisterten …
    Als René wenig später aufwachte, lagen sie entspannt und behaglich da und sahen sich an. Er hatte wundervolle Augen, grünbraun und mit winzigen ockergelben Tupfen um die Pupillen herum.
    „Ich möchte dich unbedingt wiedersehen“, sagte er schließlich. „Treffen wir uns beim GESA-Meeting im Herbst?“
    Offensichtlich war er schon auf Abschied gebürstet. Den Gedanken daran hatte Claudia bisher verdrängt. Und sie war gut darin, etwas zu verdrängen, das sie nicht wahrhaben wollte.
    „Ich möchte dich auch gern wiedersehen“, sagte sie.
    „Dann haben wir also ein Date?“
    „Haben wir. Aber ich muss dir vorher noch etwas gestehen. Ich bin verheiratet, seit 15 Jahren schon.“
    „Ja, ich hab so was läuten hören.“
    „Und du?“
    „Dito.“
    „Wie lange?“
    „Eigentlich schon seit dem Kindergarten. Sie heißt Tanja. Meine beiden Jungs sind acht und zehn Jahre alt und heißen Franzl und Moritz.“
    „Mein Mann heißt Leo. Kinder haben wir nicht.“
    „Und? Wie ist er so, dein Leo?“
    „Groß, dick, braune Locken, Vollbart ... Er sieht wie ein Kodiakbär aus, und so wird
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