Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
fürchte außerdem, dass die Angelegenheit damit noch lange nicht erledigt ist.« Er nickte Brockton zu.
    »Los«, wies der Richtlinienleiter einen der Anwälte an, der daraufhin eigene blaue Papiere übergab.
    »Noch mehr von dem Zeug?«, fragte Rhyme. »Wer soll denn das alles lesen?« Er war gut gelaunt, noch immer froh, dass sie 522 aufgehalten hatten und Amelia Sachs in Sicherheit war.
    Das Dokument erwies sich als Gerichtsbeschluss, der ihm verbot, Geddes jegliche Computer, Festplatten, Dokumente oder sonstige Unterlagen zu überlassen, die mit der Richtlinienabteilung zu tun hatten. Stattdessen sollte er alles in seinem Besitz befindliche derartige Material der Regierung aushändigen.
    »Falls Sie sich weigern, drohen Ihnen zivil- und strafrechtliche Konsequenzen«, sagte einer der Anwälte.
    »Und glauben Sie mir, wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Rechtsmittel ausschöpfen«, drohte Sam Brockton.
    »Das können Sie nicht tun«, protestierte Geddes verärgert. Sein Augen funkelten, und ihm stand Schweiß auf der Stirn.
    340
    Sterling zählte die Computer in Rhymes Labor. Es waren zwölf. »In welchem steckt das Richtliniendossier, das Mark Ihnen geschickt hat, Captain?«
    »Das habe ich vergessen.«
    »Haben Sie Kopien angefertigt?«
    Rhyme lächelte. »Sichere stets deine Daten. Und lagere sie an einem anderen, geschützten Ort. Nicht im selben Haus. Ist das nicht die Botschaft des neuen Jahrtausends?«
    »Wir besorgen uns einfach noch einen Beschluss, konfiszieren hier alles und durchsuchen sämtliche Server, zu denen Sie Daten heraufgeladen haben.«
    »Doch das wird Zeit und Geld erfordern. Und wer weiß, was unterdessen passieren könnte? Die Presse erhält womöglich E-Mails oder Briefumschläge. Ganz zufällig, natürlich. Aber es könnte geschehen.«
    »Die letzten Tage waren für uns alle unangenehm und anstrengend, Mr. Rhyme«, sagte Sterling. »Niemand hat Lust auf Spielchen.«
    »Wir spielen kein Spiel«, sagte Rhyme ruhig. »Wir verhandeln.«
    Da schien der Firmenchef zum ersten Mal aufrichtig zu lächeln. Nun war er in seinem Element. Er zog einen Stuhl heran und setzte sich neben Rhyme. »Was wollen Sie?«
    »Ich gebe Ihnen alles. Ohne Schlammschlachten vor Gericht, ohne die Medien.«
    »Nein!«, rief Geddes aufgebracht. »Wie können Sie klein beigeben?«

    Rhyme ignorierte den Aktivisten genauso gründlich, wie Sterling das tat.
    »Vorausgesetzt, Sie sorgen dafür, dass die Angelegenheiten meiner Mitarbeiter geregelt werden«, fuhr er fort und erzählte von Sellittos Drogentest und Pulaskis Frau.
    »Kein Problem«, sagte Sterling, als habe man ihn gebeten, einen Fernseher lauter zu stellen.
    »Und Sie müssen Robert Jorgensens Leben wieder in Ordnung bringen«, sagte Sachs und schilderte, wie 522 den Mann fast vollständig zugrunde gerichtet hatte.
    »Nennen Sie mir die Einzelheiten, und ich sorge dafür, dass man sich darum kümmert.
    Er wird eine reine Weste haben.«
    341
    »Gut. Sobald alles erledigt ist, händigen wir Ihnen das gewünschte Material aus. Und niemand wird auch nur ein Stück Papier oder eine Datei über das Richtlinienprojekt zu Gesicht bekommen. Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    »Nein, Sie müssen ihn bekämpfen!«, wandte Geddes sich verbittert an Rhyme. »Jedes Mal, wenn ein Einzelner sich nicht gegen diese Leute auflehnt, verlieren alle.«
    Sterling sah ihn an. »Calvin, ich möchte Ihnen etwas erzählen«, sagte er mit einer Stimme, die nur wenige Dezibel lauter als ein Flüstern war. »Drei gute Freunde von mir sind am elften September im World Trade Center gestorben. Vier weitere haben schwere Verbrennungen erlitten und werden nie wieder so leben können wie zuvor.
    Und unser Land hat Tausende unschuldiger Bürger verloren. Meine Firma besaß die Technologie, um einige der Flugzeugentführer aufzuspüren, und die prädiktive Software, um ihre Pläne vorherzusagen. Wir - ich - hätte die ganze Tragödie verhindern können. Und ich bedauere jeden Tag aufs Neue, dass ich es nicht getan habe.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ach, Cal. Sie und Ihre schwarz-weiße Sicht der Dinge..
    Begreifen Sie es denn nicht? Darum geht es bei SSD. Nicht um die Gedankenpolizei, die um Mitternacht Ihre Tür eintritt, weil ihr nicht gefällt, was Sie und Ihre Freundin im Bett treiben, oder die Sie verhaftet, weil Sie den Koran oder ein Buch über Stalin gekauft oder den Präsidenten kritisiert haben. Unsere Mission ist es, dafür zu sorgen, dass Sie in Freiheit und Sicherheit die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher