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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher
Autoren: Jeffery Deaver
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Richtlinienabteilung erzählt.« Geddes wies auf Sachs. »Es ergab nicht den geringsten Sinn. Irgendetwas daran musste faul sein. Andrew Sterling würde niemals freiwillig die Privatsphäre der Bürger schützen. Im Gegenteil, er würde entsprechende Vorschriften mit aller Macht bekämpfen. Da habe ich Verdacht geschöpft. Für diese Abteilung muss es einen anderen Grund geben. Ich kenne ihn noch nicht. Aber wir werden ihn herausfinden.«
    Er erklärte, zu den Klagepunkten zählten Verletzungen von Datenschutzbestimmungen auf Bundes- und Staatsebene sowie diverse Verstöße gegen Präjudizien und das in der Verfassung garantierte Recht auf Privatsphäre.
    Rhyme dachte bei sich, dass Geddes und seine Anwälte angenehm überrascht sein würden, wenn sie die Richtliniendossiers zu Gesicht bekämen. Eines davon war zufälligerweise in einem Computer gespeichert, der keine drei Meter von Geddes entfernt stand. Und da Andrew Sterling sich geweigert hatte, ihnen nach Sachs'
    Verschwinden behilflich zu sein, würde Rhyme das Dossier mit Freuden übergeben.
    Er fragte sich, wer wohl in größeren Schwierigkeiten stecken würde - Washington oder SSD -, wenn die Presse von dem Richtlinienprogramm Wind bekam.
    Beide gleich, vermutete er.

    »Natürlich wird Mr. Geddes sich hier gleichzeitig um seinen eigenen Prozess kümmern müssen«, sagte Sachs nun und bedachte
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    ihn mit einem finsteren Blick. Sie meinte den Einbruch in ihre Wohnung, bei dem es wahrscheinlich darum gegangen war, Informationen über SSD zu finden.
    Ironischerweise war es Geddes gewesen, nicht 522, der den Kassenbon verloren und dadurch auf Sachs wie ein Mitarbeiter von SSD gewirkt hatte. Er bestätigte, dass er sich oft in dem Cafe in Midtown aufhielt, um den Grauen Felsen insgeheim zu überwachen und sich zu notieren, wann Sterling, seine Angestellten und die Kunden kamen und gingen.
    »Ich werde alles tun, was nötig ist, um SSD aufzuhalten«, versicherte Geddes inbrünstig. »Was aus mir wird, ist egal. Ich stelle mich gern als Opferlamm zur Verfügung, falls wir dadurch unsere Persönlichkeitsrechte zurückerhalten.«
    Rhyme respektierte seine moralische Empörung, war aber der Ansicht, Geddes solle an der Zitierbarkeit seiner Aussagen arbeiten.
    Der Aktivist hatte angefangen zu reden wie ein Wasserfall -und wiederholte viel von dem, was Sachs bereits nach dem Besuch bei ihm erzählt hatte. Er warnte vor dem engmaschigen Netz, das SSD und andere Datensammler auswarfen, vor dem Ende der Privatsphäre im ganzen Land und vor der Gefährdung der Demokratie.
    »Okay, Sie haben uns die Papiere ausgehändigt«, unterbrach Rhyme die ermüdende Litanei. »Wir halten kurz Rücksprache mit unseren eigenen Anwälten, und sofern die grünes Licht geben, dürfen Sie sich rechtzeitig vor Ablauf der Frist auf ein Paket von uns freuen.«
    Die Türglocke ertönte. Einmal. Zweimal. Dann lautes Klopfen.
    »O Mann. Ist das hier etwa die verfluchte Grand Central Station? . . Was soll das?«
    Thom ging zur Tür und kehrte mit einem klein gewachsenen, selbstsicher wirkenden Mann zurück, der einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd trug. »Captain Rhyme.«
    Der Kriminalist wandte sich mit seinem Rollstuhl Andrew Sterling zu, dessen ruhige grüne Augen angesichts der Behinderung keinerlei Überraschung verrieten. Rhyme nahm an, dass in seinem Richtliniendossier ausführlich zu lesen stand, welchen Unfall er
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    erlitten und wie sein Leben seitdem ausgesehen hatte. Und er wusste, dass Sterling nicht unvorbereitet hergekommen war.
    »Detective Sachs, Officer Pulaski.« Sterling nickte ihnen zu und konzentrierte sich dann wieder auf Rhyme.
    Hinter ihm folgten Sam Brockton, der Leiter der SSD-Richtlinienabteilung, und zwei weitere Männer in Anzug und Krawatte. Ordentlich gekämmt. Es hätten Mitarbeiter eines Kongressabgeordneten oder Angehörige des mittleren Managements sein können, wenngleich Rhyme nicht überrascht war, dass sie als Anwälte vorgestellt wurden.
    »Hallo, Cal«, sagte Brockton mit müdem Blick auf Geddes, der wütend zurückstarrte.

    »Wir haben herausgefunden, was Mark Whitcomb getan hat«, sagte Sterling leise. Mit den funkelnden Augen, der kerzengeraden Haltung und der unerschütterlich ruhigen Stimme war er trotz seiner kleinen Statur eine imposante Erscheinung. »Ich fürchte, er hat seinen Job verloren. Zunächst mal.«
    »Weil er das Richtige getan hat?«, herrschte Pulaski ihn an.
    Sterlings Miene zeigte weiterhin keine Reaktion. »Und ich
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