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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady
Autoren: Kasey Michaels
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ziselierter Gläser, gefüllt mit berauschendem Honigwein, und sie hatten ihre liebe Mühe, ihre Tabletts stets wieder aufzufüllen, denn wem die Maske vor dem Gesicht nicht genügend Mut verlieh, fand diesen in dem einen oder anderen Glas von dem starken, süßen Gebräu.
    Puck sah einen großen, in Pelze gekleideten Mann, der einer Marie Antoinette mit Perücke und Schönheitspflaster den Hof machte. Diverse andere Kostüme waren zu sehen, doch zum größten Teil hatten sich die Gäste lediglich mit Dominos und schlichten, manchmal auch pfiffigen Masken unkenntlich gemacht.
    Schließlich waren die Verschleierung und das Geheimnis das Gebot des Abends.
    „Also gut, da drüben“, sagte der Baron nach einer Weile. „Fangen wir mit dem guten König Henry Tudor an. In Wirklichkeit ist er Viscount Bradley, und, nein, er brauchte sein Wams nicht mit Stroh auszustopfen, hat aber vielleicht ein bisschen Sägemehl in den Strümpfen, für schönere Beine. Er ist ein Pferdenarr, falls das hilft.“
    „Es hilft. Ich werde mich um Rat für die Einrichtung meiner Ställe an ihn wenden. Und wer ist sein Begleiter?“
    „Das ist Will Browning“, informierte Dickie Carstairs ihn leise. „Überaus beliebt. Falls er Sie akzeptieren sollte, könnten Sie immerhin die Corinthians zu ihrem Bekanntenkreis zählen. Doch er wird Sie eher nicht akzeptieren. Trägt keinen Titel, ist aber trotzdem hochmütig.“
    „Er ist ständig mit Springreiten beschäftigt oder schießt Augen aus Spielkarten oder prügelt sich bei Jackson’s, aber am meisten bildet er sich auf seine Fechtkunst etwas ein“, ergänzte der Baron.
    Puck musterte die hohe, ziemlich athletische Gestalt von Kopf bis Fuß. „Ach ja?“, sagte er lächelnd. „Dann werde ich ihn wohl zu einem freundschaftlichen Wettkampf herausfordern müssen, oder?“
    Der Baron zuckte die Achseln. „Tun Sie das. Wenn Sie dann nach verlorenem Kampf ans Bett gefesselt sind, brauchen Dickie und ich Sie niemandem mehr vorzustellen. Kommen Sie mit, bringen wir es hinter uns, ja?“
    Im Lauf der folgenden zwanzig Minuten wurde Puck mit nicht weniger als zehn Herren der vornehmen Gesellschaft bekannt gemacht. Zwei behandelten ihn sehr von oben herab, drei schüttelten ihm die Hand, weitere drei hatten mit Beau auf der Iberischen Halbinsel gekämpft und zeigten sich entzückt, den Bruder dieses Mannes begrüßen zu dürfen. Puck hatte mit Viscount Bradley, der zusammen mit seinem Vater Eton besucht hatte, einen Termin am Markttag in Tattersall ausgemacht und einen Fechtkampf mit Mr Browning vereinbart, der Puck abschätzend musterte, so wie Puck ihn seinerseits taxiert hatte, und verkündete, dass er sich darauf freue, einen derart dreisten Schnösel in seine Schranken zu verweisen.
    Puck hatte es natürlich unterlassen zu erwähnen, dass er das Fechten bei dem berühmten Motet an der Académie d’Armes de Paris erlernt hatte. Manche Dinge sollten eine Überraschung bleiben.
    Jetzt langweilte Puck sich.
    „Kennen Sie denn keine Damen, meine Herren?“, fragte er, als Dickie Carstairs sich einen weiteren goldenen Becher Honigwein vom Tablett eines vorbeigehenden Satyrs griff. „Ich verlange ja nicht, dass Sie meine unzumutbare Person Ihren Schwestern oder Gattinnen vorstellen, die heute Abend ohnehin nicht anwesend sein dürften, aber sind denn keine Damen zugegen, deren Sympathie vielleicht ausreicht, um mich zu ihrer nächsten kleinen Party einzuladen?“
    „Lady Fortesque“, bot Dickie an. „Aber mit ihr haben Sie sich wahrscheinlich schon bei Ihrer Ankunft bekannt gemacht. Harriette Wilson und ihre Schwestern und ein paar weitere Kurtisanen halten sich vermutlich irgendwo hier auf, und eine Schar Tänzerinnen von Covent Garden sowie ein paar Schauspielerinnen von niedriger Herkunft. Falls Sie eine Bettgeschichte im Sinn haben, würde ich sagen, eine Schauspielerin ist nicht zu übertreffen. Die richtig guten können einem sogar vortäuschen, dass es ihnen Spaß macht. Was?“ Er rieb sich die Seite, wo der Ellenbogen des Barons ihn gerade getroffen hatte.
    „Jacks Mutter ist Schauspielerin“, sagte Henry Sutton leise und verbeugte sich vor Puck. „Ich bitte um Verzeihung, Mr Blackthorn. Mein Freund hat heute Abend anscheinend seinen Verstand zu Hause gelassen. Doch um Ihre Frage zu beantworten: Nein, soweit ich die Lage überblicke, hat Lady Fortesque ihre Einladungen offenbar auf Herren beschränkt und den Saal dann mit … bereitwilligen Exemplaren des schwachen Geschlechts
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