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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady
Autoren: Kasey Michaels
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geschwindelt. Und wenn nicht, dann ist es höchste Zeit für dich, damit anzufangen. Zwar vergisst Tante Leticia ja die Hälfte von allem, was man ihr erzählt, weil sie … Oh, entschuldige, Reggie. Ich plappere ohne zu überlegen, und zwar ständig, nicht wahr?“
    „Du tust so einiges, ohne zu überlegen“, erwiderte Regina und faltete die Hände im Schoß. „Und jetzt sag mir, wohin diese Kutsche uns bringt, bevor ich ans Dach klopfe und wenden und zurück zum Berkeley Square fahren lasse.“
    „Nein, das darfst du nicht! Ich kann nicht allein gehen, aber ich muss einfach hin. Du beschwerst dich, dass niemand dich will, oder höchstens, weil dein Vater reich ist. Nun ja, mich will überhaupt keiner. Papa mag ja ein Viscount sein und Großvater Geoffrey ein Earl, aber alle Welt weiß, dass wir arm sind wie die Kirchenmäuse. Ja, vermutlich findet Papa irgendwann einen reichen Kaufmann für mich, wie Großvater es mit Tante Leticia geregelt hat, wenn sich vor dem Ende der Saison keine standesgemäße Partie bis über beide Ohren in mich verliebt. Aber der ist dann nicht so reich wie Onkel Reginald und wahrscheinlich doppelt so ungehobelt. Und vorher möchte ich noch ein bisschen Spaß haben. Ich habe die ganze Woche an meinem Plan gearbeitet. Doris Ann, zeig’s ihr.“ Sie wies auf ihre Zofe, die nach der Gobelintasche zu ihren Füßen griff. „Was wollen wir auf einer schrecklichen, todlangweiligen Aufführung, wenn wir doch einen Ball besuchen können?“
    „Einen Ball? Ich bin nicht für einen Ball ge… Was ist das?“
    „Das sind Dominos“, erklärte Miranda voller Stolz, griff in die smaragdgrüne Seidenfülle des Maskenkostüms mit der Kapuze und zog es auf ihren Schoß, bevor Doris Ann eine ähnliche Seidenkreation in Scharlachrot Regina reichte. „Und die Masken, Doris Ann.“
    „Sind die nicht herrlich!“, rief Miranda und hielt sich ihre Maske vors Gesicht. Sie wirkte kokett, erinnerte an ein Katzengesicht und war passend zu der Farbe der Seide dicht an dicht mit grünen Glassteinchen besetzt. Auf den zahlreichen smaragdgrünen, fächerartig wie Flammen nach oben und zu den Seiten auslaufenden Spitzen funkelten größere Steine. „Siehst du? Man bindet diese Seidenschleife am Hinterkopf. Beide Masken sind hübsch, aber diese hier gefällt mir am besten. Du hast doch nichts dagegen?“
    „Du siehst aus wie eine Katze“, sagte Regina und senkte den Blick auf die Maske in ihren Händen. „Und das ist nur lieb gemeint. Meine Maske ist … weiß.“
    „Elfenbeinfarben, Regina“, berichtigte Miranda. „In der Form gleicht sie meiner, abgesehen von dem Teil, der die Nase bedeckt, und ist das nicht eine herrliche Spitze? Und diese winzigen Perlen überall? Und diese kleinen Rosenknospen aus Seide? Und die schönen Seidenschleifchen? Ach, zieh nicht so ein mürrisches Gesicht, Reggie. Die Maske ist hübsch!“
    Regina betrachtete die Maske noch einmal. Ja, da waren Rosenknospen, drei an der Zahl. Je eine an den Seiten und eine dritte, die sich, wenn sie die Maske aufsetzte, genau in der Mitte ihrer Stirn befand. Sie zupfte sie ab, und Miranda kreischte empört auf, bevor sie ein breites Lächeln aufsetzte und in die Hände klatschte.
    „Du kommst also mit?“
    Regina musterte die Maske. Sie betastete das dekadente Seidenhäufchen in ihrem Schoß.
    Sie zögerte.
    „Ich erinnere mich, gehört zu haben, dass Maskenbälle nicht mehr so akzeptabel sind wie früher einmal.“
    „Natürlich nicht, Dummchen, sonst hätte ich die Einladung wohl kaum vom Schreibtisch meines Bruders stehlen müssen, oder? Aber nur, weil Justin an irgendeiner Boxveranstaltung außerhalb der Stadt teilnimmt, muss die Einladung doch nicht verfallen? Außerdem ist Lady Fortesque die Gastgeberin, und Justin hat schon öfter von ihr gesprochen. Demnach ist die ganze Sache … einigermaßen akzeptabel.“
    Regina ließ die Seide noch einmal durch die Finger gleiten. Scharlachrot. Debütantinnen trugen niemals Rot. Sie trugen auch keine Masken, dessen war sie sich ziemlich sicher. Und sie war sich völlig sicher, dass sie ohne Begleitung eines Elternteils oder einer anderen Anstandsperson nicht an Bällen teilnahmen.
    „Was spielt sich auf einem Maskenball ab?“
    Miranda zuckte die Achseln. „Vermutlich verstecken sich alle hinter ihren Masken, bis die Aufforderung kommt, sie abzusetzen. Das tun wir natürlich nicht. Dann sind wir schon lange fort. Aber solange wir dort sind …“ Sie legte eine Pause ein, vermutlich um
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