Der Sturm aus dem Nichts
Weingärten verlief.
Der Transporter lag unbeweglich auf der Seite; die Räder drehten sich im Wind. Lanyon sah sich nach Goldman um und überlegte, ob er den Mann unter Arrest stellen sollte, sah aber ein, daß das jetzt zu nichts führen würde.
Eine halbe Meile entfernt standen im Rechteck eine Anzahl zweistöckiger Ziegelbauten, von einem Betonturm überragt. Um das Gelände herum liefen Reste eines Zaunes, und zwischen zwei Gebäuden stand eine Reihe schwerer Lastwagen.
»Scheint eine Kaserne zu sein«, meinte Lanyon. Das Gelände zwischen ihnen und dem Zaun bestand aus schmalen Feldern, begrenzt von dicken, zehn Fuß hohen Hecken, die ihnen bei einem Versuch, hinüberzukommen, genügend Schutz bieten würden.
Charlesby arbeitete sich müde zur Tür durch. »Hier wird wahrscheinlich stundenlang nichts vorbeikommen«, sagte Lanyon zu ihm. »Die Straße über den Damm ist wohl inzwischen überschwemmt, und ich nehme an, daß man alle Einheiten angewiesen hat, die Straßen weiter landeinwärts zu benutzen. Wir können tagelang hier festsitzen.« Er wies auf die fernen Gebäude. »Unsere einzige Chance ist, die Häuser da zu erreichen.«
Lanyon voraus, gefolgt von Charlesby und den Wilsons, Patricia Olsen, Goldman und den beiden Sanitätern, sprangen sie aus dem Wagen und den Abhang zu der etwa fünfzig Yards entfernten, parallel zur Straße verlaufenden Hecke hinab.
Lanyon wurde sofort, nachdem er den Transporter verlassen hatte, vom Wind gepackt und hilflos über den unebenen Boden gefegt. Ein kurzer Blick nach hinten zeigte ihm, daß die anderen aus dem Wagen sprangen und ebenfalls sofort in den Windstrom gesogen wurden. Charlesby stolperte und fiel in die Knie, wurde wieder hochgerissen und schoß mit wirbelnden Beinen davon. Die Wilsons, Arm in Arm, wurden von links nach rechts geschleudert. Plötzlich verlor auch Lanyon den Halt und fiel hart auf die Knie. Dann wurde er umgerissen und rollte seitwärts wie ein Kind den Abhang hinunter.
Er fand sein Gleichgewicht wieder und erreichte die Hecke. Er kroch an ihr entlang bis zu einer schmalen Lücke, schlüpfte hindurch und befand sich glücklich auf der etwas geschützteren Seite des Gesträuchs. Weit hinten kämpfte Goldman mit gebeugtem Rücken mit dem Wind und wurde am Straßenrand entlanggetragen. Charlesby, dem die Ölhaut im Rücken aufgerissen worden war, und die sich nun hoch über seinem Kopf bauschte, folgte zehn Yards hinter ihm.
Auf seinem Zickzackkurs entlang der Hecken, immer in allgemeiner Richtung auf die Kaserne, behielt Lanyon die anderen im Auge, so gut es ging. Ein-, zweimal glaubte er, den einen oder anderen auf dem angrenzenden Feld laufen zu sehen, es war ihm jedoch unmöglich, hinüberzugelangen.
Nach einer halben Stunde erreichte er das Kasernengelände und blieb in einem Graben gleich hinter dem Zaun liegen, der jetzt nur noch aus windschiefen Pfosten bestand. Sein Blick glitt über die Gebäude. Es schien das Mannschaftsquartier eines kleinen Flugplatzes zu sein. Hinter den Kasernen erhob sich der Kontrollturm, und zwei, drei breite Startbahnen verloren sich im Dunst. Zwischen den Kasernen entdeckte er die noch aufrechtstehenden Stahlskelette zweier großer Hangars. In einem schlug das Schwanzstück einer Dakota im Sturm hin und her. Es war mit einer Stahltrosse festgezurrt; das Kennzeichen war noch auszumachen.
Er lag im Graben und wartete auf die anderen. Plötzlich sah er etwas auf den Zaun zurollen. Es bewegte sich ruckartig; hin und wieder zuckte ein dünner, weißer Arm empor. Nach Sekunden erreichte es den Zaun und rollte hinunter in den Graben, ein dickes Bündel in grau-schwarzen Fetzen. Lanyon kroch hinüber.
Als er bis auf ein paar Fuß heran war, erkannte er in den Fetzen Charlesbys Ölhaut und die Reste von dessen grauem Anzug.
Er erreichte Charlesby und massierte ihm das bleiche Gesicht, das tiefe Schürfwunden aufwies und nach dem Schleifen über das unebene Ackerland kaum noch zu erkennen war. Ein paar Sekunden lang versuchte es Lanyon ergebnislos mit künstlicher Atmung, dann gab er es auf und wickelte Charlesbys Kopf in die Ölhaut, die er mit dessen Hosengurt verschnürte. Bald würde der Wind nachlassen, und Ratten und Aasfresser würden aus ihren Löchern herauskommen und die öde Erdoberfläche nach Nahrung absuchen. Es dauerte möglicherweise einige Zeit, bis man Charlesbys Leiche fand, und lieber sollten die Biester bei den Händen anfangen als beim Kopf.
Als er wieder zurückkroch, sah er jemand den
Weitere Kostenlose Bücher