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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm
Autoren: Per Johansson
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fuhr die lange Allee hinauf und hielt vor dem Portal. Als Katarina ausstieg, erhielt Ronny einen leichten Kuss auf die Wange. Er stieg nicht aus, sondern gab Gas und fuhr zurück nach Osby.
    Stunden später, es war tiefe Nacht geworden und Ronny saß immer noch vor seiner Musik, summte sein Telefon nach einer SMS . Sie war von Benigna gekommen: »Katarina hat mir alles erzählt. Sie weiß jetzt auch, wer ihr Vater ist. Wir gehen für ein paar Wochen nach London. Danke, B.«

Einundsechzig
    Am Montagmorgen, Ronny Gustavsson war gerade in seinem Redaktionsbüro angekommen, klingelte das Telefon. Der Mann am anderen Ende der Leitung sprach amerikanisches Englisch und stellte sich nicht vor.
    »Ronny, Sie gehen jetzt zum Bahnhof und nehmen den nächsten Zug nach Kastrup«, sagte der Anrufer. Er klang bedrohlich.
    »What?«
    »Sie können in zwei Stunden hier sein. Also los. Sie treffen mich in der Lobby des Hilton, gegenüber von Halle zwei. Dann haben wir eine Stunde Zeit, bevor mein Flug geht. Es geht um das Mädchen. No phone calls, please.«
    Ronny hatte sofort verstanden, wer da anrief. Es wurde ihm kalt, er zitterte leicht. Dies war die letzte, die ultimative Bedrohung, dachte er, jetzt gibt es kein Ausweichen. Nicht wegen Katarina, nicht wegen Benigna. Und Pelle Larsson, überlegte er weiter, könne ihm jetzt auch nicht mehr helfen. Denn dann hätte er Katarina verraten müssen. Er riss sich zusammen, schickte eine E-Mail an seinen Chefredakteur, dass er jetzt zu einem Termin müsse, ging zum Bahnhof, nahm die nächste Regionalbahn nach Malmö – sie war fast leer –, stieg dort um, hatte gleich Anschluss über die Öresundbrücke und war fünf Minuten vor der angebenen Zeit in der Lobby des Hotels Hilton. Er hatte Angst, große Angst. In der Lobby eines Hotels, dachte er, wird man mich nicht umbringen. Aber was ist mit den Entführern? Und was ist mit Katarina?
    In einem Sessel, nicht weit vom Eingang, saß der Amerikaner.
    »Sie haben kein Aufnahmegerät dabei?«, fragte Richard Grenier.
    »Nein«, antwortete Ronny und spürte, dass seine Zunge dick und trocken war.
    »Öffnen Sie doch bitte einmal Ihre Jacke. Lassen Sie das Innenfutter sehen. So. Gut. Und legen Sie das Mobiltelefon auf den Tisch.«
    »Soll ich meine Taschen umstülpen, jetzt, hier?«
    »Nein, danke, das reicht. Beruhigen Sie sich: Wenn Sie nicht auf dumme Gedanken kommen, wird Ihnen nichts geschehen. Also, hören Sie auf zu zittern.«
    Ronny setzte sich hin und hielt seine rechte Hand mit der linken fest.
    »Gut, was ich Ihnen sagen wollte«, fuhr Richard fort. »Ich weiß, dass Sie einiges wissen über das, was in den vergangenen Wochen passiert ist. Ich fürchte sogar, dass Sie mehr wissen, als eigentlich gut für Sie sein kann. Ich weiß auch, dass Sie denken, dass ich etwas damit zu tun habe. Ich will Ihnen deswegen etwas sagen, nur eines: Es ist vollkommen egal, it doesn’t matter. Es ist völlig gleichgültig, was Sie denken. Und es wird auch nichts daraus entstehen.«
    Nie war so mit Ronny geredet worden. Er war völlig verblüfft, der Direktheit wegen, mit der Richard mit ihm sprach, aber auch der unverhohlenen Brutalität wegen. »Sie waren dabei, als der Baum fiel«, stieß Ronny heraus.
    »Und wenn es so wäre: Sie werden mit Ihrem Wissen nichts anstellen können.«
    »Sie haben die Schläger bestellt, die Willes Computer zerschlugen. Sie haben die Hosts abgeräumt. Das waren Ihre Leute.«
    »Ich sagte es Ihnen ja schon: Sie können sagen, was Sie wollen. Es spielt keine Rolle.«
    »Sie haben den Jungen umbringen lassen, Magnus, diesen kleinen Hacker, der den Schlüssel zu Wilhelms Anlage hatte.«
    »Ist doch ein interessanter Ort, dieser Monster-Stuhl vor dieser Ikea-Stadt, wie heißt sie noch? Älmhult? Weithin sichtbar, oder nicht?«
    »Also?«
    »Jetzt hören Sie endlich auf, hier den Ankläger zu spielen.«
    »Und warum sitzen wir dann hier?«
    »Ich möchte nicht, dass Sie sich unnötige Mühe machen. Ich möchte nicht, dass Sie Ihr Leben verschwenden. Kümmern Sie sich um Ihren Job. Er ist, wenn ich das richtig verstanden habe, schwierig genug. Kümmern Sie sich um Wilhelms Freundin und seine Tochter, alles große Aufgaben.«
    »Was wissen Sie über Christian Meier?«
    »Sie meinen den deutschen Journalisten? Was soll ich mit dem zu tun haben? Ein hysterischer Schwätzer, wie all diese Leute, na und?«
    »Sie hinterlassen Leichen.«
    »By this time of the year they pop up everywhere. Zu dieser Jahreszeit tauchen die
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