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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm
Autoren: Per Johansson
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mit ein paar jungen, aber sehr, sehr guten Leuten, die er über die Pirate Bay und ähnliche Vereine rekrutiert hatte.«
    »Deswegen also gab es dort die vielen Server«, sagte Ronny. »Und wir hatten geglaubt, sie dienten als Schwarm für ein Unternehmen wie Wikileaks oder für die ›Pirate Bay‹.«
    »Und Magnus war einer von diesen jungen Leuten?«, fragte Benigna.
    »Exakt«, antwortete Lorenz. »Ich denke, dass er Willes große Anlage von seinem Notebook aus steuern konnte. Deswegen war der Computer so wichtig für Wille. Deswegen wollte er ihn unbedingt haben. Er brauchte ihn noch. Und deswegen sind diese Leute noch immer hinter dem Notebook her.«
    »Jetzt verstehe ich«, rief Benigna: »Grenier war vielleicht auf jemanden angewiesen, der diese Angriffe für ihn ausführte. Möglicherweise wäre es viel zu auffällig gewesen, wenn er das selbst gemacht hätte, und Wille hatte seine politische Agenda. Der Computer war sein Terrorinstrument, und Grenier bezahlte ihm das. Der eine wollte seine Geschäfte machen, der andere wollte die Revolte. Und das ging so lange gut, wie …«
    »Du hast vermutlich recht, Benigna. Die beiden hatten sehr verschiedene Interessen, aber die Sicherheitssysteme von Banken aufbrechen, das wollten sie beide. Ich kann mir vorstellen, dass das bis zum Sturm ging, bis ›Olga‹, da muss irgend etwas kaputtgegangen sein, auch zwischen den beiden. Vielleicht auch schon vorher.«
    »Und Magnus?«
    »Ich habe nur eine E-Mail gefunden, die so etwas wie einen Hinweis darauf enthält, was da passiert sein könnte, nur eine. Sie ist von Mitte April. Wille schickt darin eine Warnung an Magnus, wegen des deutschen Journalisten. Er solle aufpassen und bloß nichts sagen. Der Mann wisse ohnehin schon zu viel. Magnus antwortet, der Journalist sei eine schlimme Qual für ihn. Er habe noch keinen übleren Menschen getroffen.«
    »Steht das wirklich so da?« Benigna wirkte erschrocken.
    »Wille hat Benigna und mich vor dem Amerikaner gewarnt«, sagte Ronny nach einer Pause, »vermutlich wegen Magnus’ Computer. Wille wusste, dass es ihn gab oder gegeben hatte. Und der Amerikaner hat es zumindest geahnt. Und dann hat er es gewusst. Deswegen die Angst.« Alle drei schwiegen.
    »Was machen wir jetzt mit dem Ding?«, fragte schließlich Ronny. »Sollen wir ihn einfach in den See werfen? Kaputtmachen soll ja nichts helfen bei Computern, danach kann man die Daten immer noch lesen.«
    »Das überlege ich mir auch«, antwortete Benigna. »Aber das löst wahrscheinlich gar nichts. Denn dann will der Amerikaner immer noch wissen, was darauf ist, oder nicht, Lorenz?«
    »Vermutlich ja, der Mann hat schon so viel investiert. Ihn wird man so nicht los. Ihr könnt das Ding aber auch der Polizei geben. Wahrscheinlich weiß sie, wie man damit umgehen muss.«
    »Nein, sagte Benigna schnell, »nein, das können wir nicht tun, wegen Wille. Ich habe das ja schon einmal gesagt, aber ich finde es immer noch: Auch wenn er jetzt tot ist, war er doch unser Freund.«
    »Deiner«, sagte Ronny bitter, worauf ihn Benigna wütend anschaute.
    »Und wenn wir den Computer dem Amerikaner einfach geben?«, fragte Benigna.
    »… sind wir immer noch ein Problem für ihn, einfach, weil wir wissen, was wir wissen«, antwortete Ronny und schaute ratlos auf den See. Minuten vergingen, in völligem Schweigen.
    »Also, dann«, sagte schließlich Lorenz, »gibt es nur eine Möglichkeit. Wir stellen den Inhalt des Computers in das Internet, nicht die Mails, aber das ganze Hackerzeug, die Viren, die Programme. Die Leute, die sich da auskennen, werden vermutlich schnell herausbekommen, was das ist.«
    »Das würde bedeuten, dass die Programme in der Öffentlichkeit sind. Wir sind dann nicht mehr interessant«, sagte Ronny. »Wird Wille noch erkennbar sein?«
    »Vielleicht nicht, wenn wir nur die aktiven Dateien freigeben. Und wenn doch – es wäre ihm vermutlich gleichgültig gewesen.«
    »Also dann …«, sagte Ronny.
    »Ja«, sagte Benigna.
    Der Cursor bewegte sich wieder über den Bildschirm, klickte ein Fenster auf und dann noch eines. Ein Programm wurde geladen, aber es konnte nicht groß sein, denn das Laden ging schnell. Der Cursor schob ein Bündel Dateien in eine Maske.
    »So!«, sagte Lorenz. Der Cursor wanderte auf ein »Send«-Feld. Es leuchtete auf, dann kamen eine Gigabyte-Angabe und eine Information über die schon gesendeten Prozentanteile. Der Upload dauerte einige Minuten, dann standen die Prozente auf einhundert. Ein paar
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