Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm
Autoren: Per Johansson
Vom Netzwerk:
erwartet hatte.
    »Du weißt es also«, sagte sie, plötzlich völlig ergeben.
    »Ich glaube, ja. Er hat nicht Wille, sondern euch so bedroht, dass er verschwinden musste.«
    »Ja, du machst dir überhaupt keine Vorstellung davon, wie viel er schon wusste. Und wie er Magnus erpresst hat. Magnus litt, es ging ihm so schlecht, es war so eine Qual. Er könne Wille jederzeit an die Polizei ausliefern, hat der Deutsche gesagt, dann würde Wille für den Rest seines Lebens im Gefängnis verschwinden, und wir mit ihm. Und Magnus hat Wille geliebt wie sonst niemanden. Und ich habe Magnus geliebt. Immer mehr hat dieser Mann wissen wollen, immer mehr. Magnus hat Angst gehabt, um Wille, um sich selbst, um mich, um uns alle. Und irgendwann war uns klar, warum dieser Mann so war, so hartnäckig, so besessen. Zuerst hatten wir gedacht, er will Geld, irgendwie. Aber das war es nicht: Er wollte eine Geschichte, er wollte eine Sensation, für sich und seine Zeitung. Genau so, wie Wille es im Krankenhaus erzählt hat. Und dann dachten wir, dass wir verloren sind. Magnus wusste ja genau, was er tat, und er glaubte, dass das alles richtig ist, Wille und die Partei. Ja, und dann haben wir gesagt: Er muss weg. Und dass wir das machen müssen.«
    »Was habt ihr denn gemacht?«
    »Wir mussten ihn ja irgendwie an einen Ort bringen, wo uns keiner sieht. Und dann ist Magnus dieser alte Hof eingefallen, bei Visseltofta. Den kannte er, weil er einmal mit seinem Lehrer und einem Biologiekurs da war, in seiner früheren Schule, als er noch in Malmö war. Der Hof ist so abgelegen, sagte er, und da ist sowieso nie einer. Und dann hat er dem Journalisten die Geschichte erzählt, da gebe es noch jemanden in seiner Gruppe, der noch viel mehr über Hacken und Banken wisse als er, und darüber, wie man Sicherheitsysteme aufbricht. Und dieser geniale Computermensch, Bertil Cederblad sollte er heißen, glaube ich, lebe auf einem einsamen Bauernhof, und da müsse er hin. Immer wieder hat Magnus gesagt: Da müssen wir Bertil fragen. Wir waren selbst überrascht, als der Journalist uns das glaubte. Da müssen wir Bertil fragen. Vielleicht, weil er uns nicht ernst nahm, weil er uns für Kinder hielt, ich weiß es nicht. Jedenfalls sind wir dann hingefahren, mit dem Mini, damit es nicht so auffiel. Und Magnus hat gesagt, da, Bertil ist ja da, das sieht man am Auto, an diesem alten Volvo Duett, an dem er so hängt, es steht da auf dem Hof, wenn er da ist, und er ist bestimmt bei seinen Computern, in seinem Studio auf der anderen Seite der Scheune, und wir sind dann hinein, und dann hatte Magnus diesen Spaten. Es ging schnell, ganz schnell.«
    Katarina redete und redete, eine unglaubliche Erleichterung schien in diesem schnellen Reden zu liegen, das jetzt gar nicht mehr aufhören wollte. Ein gewaltiges Gewicht, das seit Monaten auf ihr gelegen hatte, war von ihr genommen. Magnus, Magnus, Magnus, immer wieder sprach sie diesen Namen aus, nie wieder werde sie einen anderen Freund haben. Und immer wieder sagte sie, dass sie das hätten tun müssen, denn es sei ja allen klar gewesen, dass Wille und Magnus da illegale Dinge gemacht hatten, große, gefährliche Dinge. Es habe überhaupt keinen anderen Ausweg gegeben.
    »Habt ihr mit irgendjemandem darüber geredet?«
    »Nein.«
    »Auch mit Wille nicht?«
    »Nein. Aber Wille wusste, dass wir den Deutschen getötet hatten.«
    »Das glaubst du vielleicht nur.«
    »Nein, als wir zurückkamen, war das Auto des Journalisten weg, dieser große BMW . Wir haben nie darüber geredet. Wir haben dann Olle gefragt, du weißt, den dicken Olle, wo das Auto des Deutschen ist, und er hat dann gesagt, der Deutsche sei einfach weggefahren. Da wussten wir, dass Wille das gemacht hatte und dass Wille alles wusste. Wille war ziemlich gut im Durchschauen von Leuten. Und er verließ sich auf Magnus.«
    »Und auf Benigna.«
    »Sie ist nicht so gut im Durchschauen von Leuten. Manchmal liegt sie voll daneben. Ich fürchte, sie ahnt trotzdem etwas.«
    »Ja«, sagte Ronny, »das fürchte ich auch.«
    »Und?« Katarina schaute Ronny an, mit weichem Gesicht und feuchten Augen: »Was wirst du tun? Jetzt, wo du alles weißt. Wirst du reden – und mit wem?«
    »Nein, ich werde nicht reden, mit niemandem. Magnus ist tot, Wille ist tot. Niemandem wäre geholfen. Wirf das Mobiltelefon weg, tief in den See oder in den Helgeå.«
    »Ja.« Katarina nickte.
    »Komm«, sagte Ronny, »wir fahren nach Hause.« Ronny brachte Katarina zum Hof ihrer Mutter, er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher