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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm
Autoren: Per Johansson
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herüber.
    »Also, Lorenz, ich bin jetzt mit dem Computer im Netz. Er will ein Passwort.«
    »Katarina«, antwortete Benigna sofort.
    Ronny gab das Wort ein. »Nein«, sagte er dann, »versuchen wir es mit Bertil oder mit Cederblad.«
    »Nein.« Man sah, wie Ronny nachdachte.
    Dann erinnerte er sich an die Mail, die er vermeintlich von Wilhelm af Sthen erhalten hatte, die aber wahrscheinlich von Magnus gesendet worden war: »Dämonen«, sagte Ronny.
    »Nein«, klang es schwach aus dem Telefon zurück.
    »Böse Geister.«
    »Nein.«
    »Dostojewskij«.
    »Nein.«
    »Kirillow.«
    »Japp!« – »Japp!«, das Wort entwich Ronny, als hätte er Dampfdruck abgelassen. Er hätte sofort darauf kommen können, sagte er sich: Kirillow, das war bei Dostojewski der Verschwörer, der lauter Morde auf sich nehmen musste, die er nicht begangen hatte. Kirillow, das war Magnus selber.
    »Wie kommst du hinein?«, fragte Ronny in den Telefonhörer.
    »Ja, es gibt hier ein Icon mit dem Namen ›TeamViewer‹ … Ja, es hat sich geöffnet … Ich geb dir jetzt die ID und das Kennwort durch … Ja, der Cursor bewegt sich … Gut, ich warte. Soll ich dich in einer Viertelstunde wieder anrufen? … Ja, in einer halben. Ich ruf dich in einer halben Stunde wieder an.«
    Ronnys Mutter brachte ein paar »Lussekatter«, ein süßes, weihnachtliches Hefegebäck, das vom Safran ganz gelb war. Sie waren noch zu warm, um sie zu essen. »Wir waren in Malmö«, erzählte Ronny. »Bei Wilhelm af Sthen?« Ronny nickte. »Das habe ich mir gedacht. Du hast ja so viel geschrieben über ihn in letzter Zeit.« – »Über seinen Tod nur diesen kleinen Bericht.« – »Ja, der große Artikel gestern, das war Mats. Er hat es gut gemacht, besser als der Autor in ›Norra Skåne‹, sagen die Leute hier. Wilhelm muss ja auch ein ungewöhnlicher Mann gewesen sein.« – »Ja, das war er«, bestätigte Benigna.
    Sie schauten hinaus auf den See, der im grauen Winterlicht dalag. Es hatte sich noch kein Eis gebildet. Ein paar Enten ließen sich auf dem Wasser treiben. Ronnys Mutter sagte wieder »Ja, ja« und zündete eine Kerze an.
    »Worauf wartet ihr denn?«
    »Ein Freund von uns schaut sich an, was mit dem Computer ist.«
    »Und das kann er machen, auch wenn er nicht hier ist?«
    »Ja. Er macht das über die Telefonleitung.«
    »Ist etwas kaputt?«
    »Das kann man so sagen.«
    Das Telefon klingelte. Ronny nahm ab: »Ja, verstehe. Ja, ich stelle laut. Nein, wir müssen uns eigentlich nicht beeilen. Wir müssen nur rechtzeitig am Bahnhof sein, um Katarina abzuholen.«
    Ronny wandte sich zu Benigna: »Lorenz will jetzt erst einmal weitermachen«, teilte er ihr mit, »aber er sagt, er könne uns gleich etwas erzählen.«
    »Die Warterei geht mir auf die Nerven«, sagte Benigna.
    »Mir auch.«
    Schließlich war eine weitere halbe Stunde vergangen, Benigna hatte während des Wartens geduldig auf viele Fragen von Ronnys Mutter nach ihrer Familie geantwortet. Da klingelte das Telefon wieder.
    »Ja, Benigna ist neben mir. Ja, ich stelle jetzt wieder laut.«
    »Hallo, Benigna«, sagte Lorenz am anderen Ende der Leitung. »Also, soweit ich sehen kann, verhält es sich so: Das Ding hier steckt voller Virengeneratoren, und es hat vermutlich als eine Art Leitstand funktioniert.«
    »Und was bedeutet das?«, fragte Ronny.
    »Oh, da ist noch mehr drauf. Ganze Befehlsketten. Und E-Mails. Der Amerikaner, ihr kennt ihn, Richard Grenier, und Wille. Sie waren da an einer großen Sache. Aber ihre Interessen waren nicht dieselben. Der Amerikaner besitzt eine Firma, mit der er vor allem Software für den Datenschutz an Banken verkauft, komplette Einrichtungen. Er ist vor allem bei Cloud-Systemen engagiert und dabei, soweit ich das überblicken kann, ziemlich erfolgreich. Offensichtlich hatte diese Firma aber eine Art geheime Abteilung. Ihre Aufgabe bestand darin, die eigenen Sicherheitssysteme zu testen, ohne dass die eigenen Leute davon etwas wussten.«
    »Für sie müssen das also Angriffe gewesen sein, die von außen kamen«, sagte Ronny.
    »Exakt«, antwortete Lorenz. »Grenier muss das so gemacht haben, dass er den Banken einen Datenschutz gegen die Angriffe verkaufte, die er selbst veranstaltete.«
    »Das klingt nach einem erfolgreichen Geschäftsmodell«, sagte Ronny. »Vielleicht bin ich blöd: Aber welche Aufgabe hatte Wille dabei? Und Magnus?«
    »Oh, das hätte ich früher sagen sollen: Wille war vermutlich diese geheime Abteilung, wahrscheinlich von Ekeby Gård aus,
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