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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm
Autoren: Per Johansson
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Sekunden noch blieb der Bildschirm hell. Dann wurde er schwarz. Und nichts vermochte den Computer danach wieder in Gang zu bringen.
    Benigna und Ronny sanken in ihre Sessel zurück. Alles war still. Auf dem See quäkten die Enten. Als sich die Stimme im Telefon noch einmal rührte, nahm Ronny den Hörer.
    »Ja, wir sind auch ganz erledigt«, sagte er zu Lorenz, »ich ruf dich heute Nachmittag noch einmal an. Das war es jetzt, oder, mit diesem Amerikaner?«
    Als die Antwort kam, nickte Ronny.
    »Heißt das, dass wir jetzt wieder nach Hause gehen können?«, fragte Benigna.
    »Ich weiß es nicht, nein, ich habe keine Ahnung. Aber das Ding« – er zeigte auf das Notebook – »ist jetzt völlig nutzlos.«
    »Sag mal, kannst du Katarina abholen und hinausfahren, zu uns, später, wenn sie kommt? Ich will nach Hause, sofort.«
    »Ist schon gut«, sagte Ronny.

Neunundfünfzig
    Richard Grenier schaute auf sein Smartphone. »That was it, old fool«, murmelte er. Dann rief er sein Büro in New York an und ließ sich seinen Assistenten geben.
    »Johan«, sagte er, »das ist der allerlangweiligste Ort, an dem ich je gewesen bin. Schweden, das ist schlimmer als Idaho und Wyoming zusammen, und das muss ich wissen, denn ich bin in Montana aufgewachsen. Das ist nebenan.«
    »Ich weiß immer noch nicht, wo du bist, und genauso wenig weiß ich, was du da machst.«
    »Spielt keine Rolle. Johan, ich möchte, dass wir einen neuen Service anbieten, einen diskreten Service für unsere besten Kunden. Wir bauen eine neue Abteilung auf. Du baust eine neue Abteilung auf. Sie wird sich darauf spezialisieren, Sicherheitssysteme zu testen, so hart es überhaupt geht. Ich möchte, dass wir eine eigene Abteilung für das Hacking haben. Such dir die Besten aus, die du finden kannst. Machst du das?«
    Johan zögerte nicht. »Keine Frage. Spannend, und eine gute Idee. Du bist am Dienstag wieder da, nicht wahr? Dann lege ich dir einen Plan vor.«
    »Ich möchte jetzt noch einen Tag in Kopenhagen verbringen. Sag mir, was ich da tun soll.«

Sechzig
    Der Schnee war wieder geschmolzen, ein leichter Nieselregen lag über Osby, und ein trübes, graues Licht fiel über Västra Storgatan. Ronny Gustavsson stand am Fenster seiner Wohnung und schaute hinaus auf diese Tristesse eines Sonntagnachmittags, über den kleinen Marktplatz und den Kiosk bis hinüber zum Supermarkt. Dann ging er hinüber zu seinem Auto, fuhr die paar hundert Meter bis zum Bahnhof, stieg aus und ging auf den Bahnsteig. Der Zug aus Kopenhagen kam. Katarina war der einzige Fahrgast, der hier ausstieg.
    »Katarina, ich bring dich hinaus nach Lindesholm. Benigna ist schon da und heizt ein. Und – hast du noch ein paar Minuten? Ich möchte mit dir reden, nicht im Auto, sondern so, dass ich dich sehe.«
    Katarina schaute überrascht auf und nickte dann wortlos. Die beiden gingen hinüber in das Bistro und setzten sich in dieselbe Ecke, in der Benigna und er vor ein paar Tagen gesessen hatten, bevor sie nach Malmö geflohen waren. Schön ist sie, dachte Ronny, als er sie sah, und kalt sieht sie wieder aus, völlig unnahbar. Wieder erinnerte sie ihn an den Anfang von »Ninotschka«, total beherrscht, mit eisigem Blick. Er setzte sich ihr gegenüber.
    »Und«, sagte sie, kühl und fordernd, »du wolltest etwas besprechen.«
    Ronny fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Vielleicht hätte er seiner Neugier doch nicht nachgeben sollen, diesem Drang, die furchtbare Geschichte dieses Jahres zu einem Ende zu bringen.
    »Sag«, sprach Ronny jetzt, viel zu heftig, dabei hatte er sich die Worte doch so lange überlegt: »Sag, warum wolltest du heute früh nicht mit nach Visseltofta kommen?«
    »Du verstehst, das war mir zu viel, erst Wille, und dann Magnus’ Computer. Ich konnte nicht, das verstehst du doch, oder?« Sie schaute Ronny Gustavsson mit ihren großen blauen Augen an.
    Ronny musste sich zu seiner nächsten Frage zwingen: »Hast du das Mobiltelefon des deutschen Journalisten noch?«
    Ein Schrecken ging über Katarinas Gesicht, es begann dunkel zu glühen, die Augen gingen weit auf und schienen fast schwarz zu werden, die Hände verkrampften sich.
    »Woher weißt du das?«, stieß sie hervor und verstand im selben Augenblick ihren entscheidenden Fehler. Noch vor zwei Sekunden hätte sie alles abstreiten können, jetzt war es dafür zu spät. Sie sank in sich zusammen und schnappte nach Luft. Ronny starrte fasziniert in ihr Gesicht, das eine kindliche Weichheit zeigte, die er nicht
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