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Der strahlende Tod

Der strahlende Tod

Titel: Der strahlende Tod
Autoren: Clark Darlton und Robert Artner
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mehr, keine Erfindung, keine Romanidee: es gibt die leeren Städte. Ob Sie nach Los Angeles gehen oder nach Chikago, nach New York oder nach Detroit, die Städte sind leer.
    In den Straßen begegnen Sie altem Zeitungspapier, das nutzlos herumflattert, denn es gibt noch den Wind; und Sie sehen auch noch den Dreck, den es in jeder Straße jeder beliebigen Stadt gibt; es gibt noch alles – auch ein paar Menschen. Aber diese Menschen verstecken sich, denn sie haben Angst. Diese Menschen haben das Grauenvollste erlebt, das ein Mensch erleben kann. Und dieses Erlebnis hat sie verändert. Die Menschen sind furchtsam geworden, und mißtrauisch, und hinterhältig. Diese Eigenschaften wohnen sehr nahe beieinander. Es ist nicht so, daß aus jedem Feigling nun ein Held wird und aus jedem Helden ein Feigling. So einfach ist das nicht. Das ist eine Klischeevorstellung, und mit Klischeevorstellungen kommt man in dieser Welt nicht weit. In dieser Welt, die sich so lautlos verändert hat, so lautlos, so heimtückisch, von heute auf morgen, über Nacht.
    Die Menschen, die übriggeblieben sind, befinden sich in einer Ausnahmesituation. In einer Situation, die sich so kraß von der normalen unterscheidet, wie das nur eben auszudrücken ist. Es ist eine Situation, die Veränderungen verlangt. Die Menschen, die übriggeblieben sind, sind nicht mehr Kaufleute, Barbesitzer, Kellner, Angestellte, Lastwagenfahrer, Fleischer – oder Schriftsteller. Es sind Menschen, und es gibt etwas, was sie alle gemeinsam haben. Es ist ein Urtrieb, der in jedem Menschen steckt: Sie wollen überleben. Natürlich, auch früher starben die Menschen nicht gern, aber jetzt ist es nicht mehr so einfach, am Leben zu bleiben. Denn es gibt keinen Arzt mehr, von dem man sich behandeln lassen kann, es gibt zwar noch Krankenhäuser, aber sie sind leer wie alle anderen Häuser. Die Vernichtung des Lebens ist beinahe perfekt. Eine starke Grippe, eine Blinddarmentzündung, Krankheiten, die vorher harmlos waren, bedeuten heute den sicheren Tod.
    Wer aus dieser Katastrophe lebend hervorgehen will, muß stark sein. Und er muß nicht nur körperlich sondern auch geistig stark sein. Da ich die Menschen ein wenig kenne, weiß ich, daß sich zunächst die körperlich Starken, die Skrupellosen durchsetzen werden. Aber ich vertraue darauf, daß die Menschen jetzt endlich zur Vernunft kommen, und daß sie einsehen, daß ihnen mit dieser Art von Stärke allein nicht gedient ist. Und deshalb hatte der Mann recht, dessen Tagebuch ich hier weiterschreibe. Man kann nicht mehr den Kopf in den Sand stecken. Jetzt wird sich endgültig entscheiden, wie und ob das Leben weitergehen wird. Denn nicht nur im Äußeren, in der Umgebung ähnelt die jetzt vorhandene Situation einer Anfangssituation der Menschheit überhaupt. In allen Teilen der Welt sind Menschen übriggeblieben, und in allen Teilen der Welt stehen sie vor derselben Situation.
    Und alle Menschen in allen Teilen der Welt haben dieselben Möglichkeiten, aus dieser modernen Steinzeit, aus dieser Nullpunktsituation herauszufinden.
    Aber das ist Theorie. Aber wenn es darum geht, etwas völlig Neues zu beginnen, muß man es zunächst durchdenken. Ich habe mich entschlossen, an dieser Reorganisierung, an diesem Neubeginn mitzuarbeiten, weil es mich genauso betrifft wie jeden anderen. Mit der Parole »Ich mache meinen eigenen Kram« ist jetzt nichts mehr auszurichten. Ich will Menschen finden und mit ihnen gemeinsam die Ursache des Übels auslöschen: Die, die den sinnlosen Krieg begonnen haben. Und wenn die Menschen, die ich treffe, keine Gleichgesinnten sind, so werde ich sie überzeugen. Ich habe die Kraft dazu. Denn wenn diese Leute wieder an die Macht kommen, werden sie über kurz oder lang wieder einen Krieg entfesseln. Das aber soll nie wieder geschehen. Natürlich geht das nicht mit Verbrechern, die ich vorhin getroffen habe. Diese Leute ähneln denen, die den Krieg begonnen haben, viel zu sehr. Es fehlt ihnen lediglich an Intelligenz.
    Ich erinnere mich an ein Lied des amerikanischen Dichters Bob Dylan. Es heißt: An die Herren der Kriege. Darin kommen die Zeilen vor: »Wie Judas damals/Lügt und betrügt ihr/Wollt mir weismachen/Der nächste Krieg sei zu gewinnen/In euren Augen aber steht Verrat/Und ich durchschaue, was ihr denkt/Ihr habt die schlimmste Angst gebracht/die jemals jemand hat erdacht/Die Angst, in diese Welt/Noch Kinder auszusetzen/Und ihr bedroht bereits mein Kind/ Das namenlos und ungeboren/Ihr seid nicht wert,
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