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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler
Autoren: Becky Masterman
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siebte Jahr sagt.« Er steckte sich die Pfeife an, paffte ein paarmal und drückte dann auf einen Knopf an einem Gerät hinter seinem Schreibtisch, das aussah wie eine Stereoanlage. Wir hörten unsere eigenen Stimmen:
    Ich: »Schnell, reden Sie. Hat er Ihnen was gegeben?«
    Coleman: »Es tut mir leid …«
    Ich: »Sehen Sie mich an, Coleman. Ich hole uns hier raus. Wir werden beide überleben. Also reißen Sie sich jetzt zusammen, okay? Hat er Ihnen Drogen eingeflößt?«
    »Schön«, sagte ich. »Ich habe verstanden. Der Laden ist verwanzt. Sie können aufhören.«
    Emery schaltete den Rekorder ab und klebte Coleman einen frischen Streifen Klebeband über den Mund. »Ich belausche dich schon sehr lange Zeit, Brigid Quinn.«
    »Sie konnten uns reden hören, wann immer wir in der Bar waren. Sie mussten nur den richtigen Knopf drücken«, sagte ich.
    »Oh, ich meine nicht erst in jüngster Zeit in der Bar«, entgegnete er und äffte meine Stimme nach: »Jessica, bitte melden! Jessica, kannst du mich hören?«
    Er wollte mich verhöhnen. Doch die Erinnerung an jene Nacht, der Gedanke daran, dass er die Kopfhörer des Funkempfängers übergestreift und mich nach Jessica hatte rufen hören, bestärkte mich nur in meiner Entschlossenheit, dass einer von uns beiden sterben musste.
    Emery beobachtete mich, während er seine Pfeife erneut anzündete. Er paffte, und Rauch kam aus den Seiten seines Mundes wie abschweifende Gedanken. »Ich konnte nicht ahnen, dass Lynch über das Autowrack auf der Passhöhe Bescheid wusste und dass er sich schnappen lässt und die Leichen benutzt, um einen Deal herauszuschlagen. Alles hätte wunderbar geklappt, wenn du nicht hergekommen wärst und Coleman in ihrem Misstrauen bestärkt hättest.«
    »Und wenn ich Peasil nicht getötet hätte.«
    »Du hast ihn erledigt?« Emery lachte auf, und eine Rauchwolke entwich durch seine Nase. Die Tatsache, dass sein Plan anscheinend nahtlos aufging – mit dem einzigen Schönheitsfehler von Cheris Dahinscheiden –, machte ihn selbstzufrieden und sorglos. »Weißt du, ich war mir nicht ganz sicher. Eine vage Vermutung, mehr nicht.«
    »Ich nehme an, ich habe diesen Teil Ihres Planes durchkreuzt.«
    »Zugegeben. Aber jetzt bist du ja hier. Mit allem anderen kann ich wunderbar leben«, sagte er. »Gibt es noch etwas, was du nicht weißt? Hast du mit jemandem darüber gesprochen?« Bei dem Gedanken runzelte Emery die Stirn.
    Lass ihn weiterraten. Laura Coleman lag am Boden und hatte das Bewusstsein verloren. Halt sie am Leben. »Floyd Lynch war kein Genie. Aber er hatte ein gutes Gedächtnis. Und er besaß all Ihre E-Mails. Er hat sie alle abgeschrieben, von Hand, damit sie aussahen wie seine eigenen Worte.«
    »Ist das nicht lustig, Brigid Quinn?« Er lächelte in sich hinein, als würde er es genießen, mir nach so langer Zeit meinen Namen ins Gesicht zu sagen. »Du hast mich dazu gebracht, das alles zu tun. Ich war viele Jahre lang vollkommen zufrieden mit meinem kleinen schwarzen Souvenir, bis du und Coleman in meiner Bar darüber gesprochen habt, dass Lynch nicht der Killer sei. Das war der Moment, von dem an alles vor die Hunde ging.«
    Seine Worte ließen mich beinahe die Kontrolle verlieren, ohne Rücksicht auf Konsequenzen, doch in dieser Sekunde wurde seine Aufmerksamkeit von mir abgelenkt.
    Es klopfte an der Vordertür.

50.
    Wir lauschten auf das zweite, lautere Klopfen. Nur Coleman reagierte nicht – sie war immer noch benommen von den Drogen. Wäre nicht das Packband um meine Knöchel gewesen, ich wäre das Risiko eingegangen und zur Tür hinausgestürmt. Wie die Dinge standen, hatte ich gerade noch Zeit für einen einzigen lauten Hilferuf, der draußen auf der Straße wahrscheinlich nicht mal zu hören war, bevor Emery mir mit dem Handrücken übers Gesicht schlug. Während ich wie betäubt dasaß, klebte er mir den Mund mit Packband zu. Dann ging er nach draußen ins Lokal und schloss hinter sich die Tür.
    Ich versuchte durch das Klebeband hindurch zu schreien, doch es war vergeblich. Ich ließ den Kopf auf den blutgetränkten dünnen Teppich sinken und rieb mit der Wange über das Gewebe, um das Band zu lösen. Dann brachte ich meinen flatternden Atem unter Kontrolle, so gut ich konnte, und lauschte angespannt.
    »Moment noch!«, hörte ich Emery durch die geschlossene Tür rufen. Schritte entfernten sich von der Theke, und ich hörte, wie eine Maschine eingeschaltet wurde, wahrscheinlich der Geschirrspüler in der Küche. Die Schritte
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