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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler
Autoren: Becky Masterman
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aufrichtig klang.
    Ich nahm das Klebeband und wickelte nach seiner Anweisung einen Streifen um meine Knöchel, während ich fieberhaft überlegte, wie ich Coleman und mich retten könnte. Als ich mich zu seiner Zufriedenheit selbst gefesselt hatte, erhob er sich von seinem Sessel, nahm mir das Band ab und umwickelte meine Hände hinter dem Rücken, bis die Finger bedeckt waren.
    »Ich bringe zu Ende, was ich nicht mehr für möglich gehalten habe«, sagte er. Obwohl er hinter mir war, konnte ich beinahe spüren, wie er selbstgefällig grinste. »Ich dachte, ich hätte keine Chance mehr, dich noch zu erwischen, und dann kommst du hereinspaziert.« Er warf mich zu Boden.
    »Haben Sie Peasil auf die gleiche Weise kennengelernt wie Lynch?«, fragte ich ihn, als ich wieder reden konnte. »Über das Internet?«
    Emery zuckte die Schultern. »Ich dachte, Lynch wäre ein Killer wie ich. Ein Kollege. Er hat mir verraten, dass er keiner ist, als ich im Krankenhaus war. Ich nehme an, er ist tot?«
    Ich nickte wortlos.
    »Lynch war der Fehler, der mich diese Bar gekostet hat«, fuhr er fort. »Aber ich kann mir jederzeit irgendwo eine neue kaufen. Mit einer neuen Identität. Und jetzt, nachdem auch Cheri tot ist, kann ich noch mal ganz von vorn anfangen.«
    Ohne weiter auszuführen, was er damit meinte, steckte er die Pistole hinten in den Hosenbund und verließ den Raum. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf Laura Coleman. Ich musste wissen, was sie wusste, und welche Möglichkeiten wir hatten. Ich rutschte näher zu ihr, damit ich leiser sprechen konnte.
    »Schnell, reden Sie«, sagte ich. »Hat er Ihnen was gegeben?«
    Coleman nickte mit geschlossenen Augen. »Es tut mir leid …«
    Ich hätte sie am liebsten geohrfeigt. Stattdessen drückte ich meine Stirn gegen ihre. »Sehen Sie mich an, Coleman«, sagte ich eindringlich. »Ich hole uns hier raus. Wir werden beide überleben. Also reißen Sie sich jetzt zusammen, okay? Hat er Ihnen Drogen eingeflößt?«
    » GHB «, stieß sie hervor. »Roofies. Lassen nach.«
    »Wie hat er Sie hergeschafft?«
    Mit mehr Kraft in der Stimme sagte sie: »Er hat mir vor meinem Haus aufgelauert. Mit einem Taser, einer Elektroschockpistole. Hat mich völlig überrumpelt.«
    »Kann passieren. Sehen Sie mich an, Coleman. Waffen. Welche Waffen hat er, abgesehen von dem Taser?«
    »Die Schrotflinte, mit der er Cheri erschossen hat. Ich weiß nicht, wo sie … Und Ihre Pistole. Das sind alle Waffen, von denen ich weiß.«
    Colemans Zähne fingen an zu klappern, und ihre Augen wurden glasig. Es sah aus, als würde sie in einen Schockzustand fallen.
    »Wie stark sind die Schmerzen?«, fragte ich so beiläufig wie jemand, der sich nach der Uhrzeit erkundigt.
    »Nicht allzu schlimm.«
    »Sie machen das sehr gut. Sie machen das großartig. Halten Sie durch, Coleman.«
    Sie zitterte weiter, doch ihre Augen waren wieder klar und sahen mich an. Sie schüttelte den Kopf. »Er hat mich in einem dunklen Raum eingesperrt. Ich weiß nicht wo.« Ich sah ihr an, wie sie sich den Kopf zermarterte, um mir noch irgendetwas Nützliches zu erzählen.
    »Wieso hat er Sie nicht umgebracht?«, fragte ich sie.
    »Er sagte, er wisse nicht genau, wann er aus der Stadt verschwinden müsse, und meine Leiche müsse frisch sein.«
    Ich nickte.
    Dann hörte ich einen Schritt im Flur zur Küche.

49.
    Emery betrat das Büro. Er hatte die Schrotflinte in der einen, das Glas mit den eingelegten »Schweinefüßen« in der anderen Hand. Die Flinte lehnte er an der gegenüberliegenden Seite gegen die Wand, das Glas stellte er auf den Schreibtisch. »Damit ich das hier nicht vergesse«, sagte er und fuhr im munteren Plauderton fort: »Obwohl, nach dem Tod von Kimberleys Schwester … Du hast sicher herausgefunden, dass sie Schwestern waren, oder?«
    Ich nickte.
    »Sie kam vor sechs Jahren in meinen Laden und wollte einen Job zur Finanzierung ihres Studiums.« Nachdenklich strich er mit der Hand über das Glas. »Wie dem auch sei, danach verlor das hier seinen Reiz. Die ganze Sache verlor ihren Reiz. Abgesehen davon war die lebendige Cheri ein viel besseres Souvenir. Jedes Mal, wenn ich mit ihr schlief, erinnerte ich mich an alles …« Er streichelte Cheri auf dem Weg hinter den Schreibtisch über das Haar und setzte sich in seinen Sessel. Dann stopfte er sich die Pfeife mit dem nach Kirsche und Bourbon riechenden Tabak, dessen Aroma ich wohl bis an mein Lebensende nicht vergessen würde.
    »Du weißt ja, was man über das verflixte
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