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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm
Autoren: Brian W. Aldiss
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auszuweichen. Die Flucht aus dem weitläufigen Raumhafen war ebenfalls nicht schwierig gewesen. Aber nun standen sie in der Stadt selbst und wußten nicht, wohin sie sich wenden sollten.
    Zunächst hatten sie die Stadt gar nicht als solche erkannt, denn im Vergleich zu ihrem Heimatplaneten waren die Gebäude phantastische Wolkenschlösser, die unmöglich bewohnt sein konnten. Für Saton und Corbis war alles schön – die hoch aufragenden Konstruktionen, die kaum Ähnlichkeit mit Häusern auf Istinogurzibeshilaha besaßen, in Terrassen angelegte Parks und herrliche Freigehege für wilde Tiere. Der Gesamteindruck erinnerte an einen riesigen Zoo.
    Saton und Corbis folgten einem hübschen Fußweg, sahen sich von Zeit zu Zeit ängstlich um und waren trotzdem begeistert. Auf tieferliegenden Straßen brauste der Schnellverkehr durch die Stadt; über ihren Köpfen schwebten lautlose Hubschrauber unbekannten Zielen entgegen. Die Fußgängerzone war belebt, aber beide waren zu nervös, um einen Passanten anzuhalten und nach dem Weg zu fragen.
    »Hätten wir nur etwas Geld, könnten wir uns nach Klein-Istino fahren lassen«, meinte Corbis. Sie hatten an Bord des Raumschiffes Kreditbücher mit entsprechenden Eintragungen erhalten, aber da sie nicht offiziell von Bord gegangen waren, besaßen sie kein Bargeld.
    »Vielleicht können wir im nächsten Café nach dem Weg fragen«, meinte Saton. Leider sahen sie jedoch weder Cafés noch Läden noch Fabriken, denn die eigenartigen Gebäude schienen ausschließlich Wohnzwecken zu dienen.
    Als die beiden an der bisher größten Straßenkreuzung haltmachten und bewundernd zu den Gebäuden vor ihnen aufsahen, merkte Saton plötzlich, daß sie beobachtet wurden. Ein Mann stand in ihrer Nähe und betrachtete sie neugierig.
    »Sie stammen nicht aus unserem System, vermute ich«, sagte er, als sie sich nach ihm umdrehten.
    »Wie kommen Sie darauf?« wollte Saton wissen.
    Der Mann lächelte. »Ich habe schon früher gesehen, daß Fremde unsere Architektur bewundern.« Er kam näher. »Kann ich Ihnen etwas zeigen oder Sie irgendwohin führen? Heute morgen bin ich mein eigener Herr.«
    Saton und Corbis sahen sich an.
    Der Mann streckte die Hand aus. »Ich heiße übrigens Slen-Kater. Willkommen auf Dansson.«
    Sie zögerten, bis er die Hand sinken ließ.
    »Vielen Dank, aber wir kommen hoffentlich allein zurecht«, sagte Corbis.
    Slen-Kater zuckte mit den Schultern. Er war ein untersetzter, kräftiger Mann mit grauen Augen und blonder Mähne. »Sie irren sich, falls Sie glauben, daß mich die Tatsache stört, daß Sie Kaltblüter sind, während ich Warmblüter bin.«
    Corbis machte ihre charakteristische ärgerliche Handbewegung, und Saton antwortete rasch: »Vielen Dank, wir würden uns freuen, wenn Sie uns helfen könnten. Meine Gefährtin hat leider ihre Handtasche verloren, wissen Sie. Die Tasche enthielt unser gesamtes Geld.«
    Slen-Kater nickte verständnisvoll.
    »Dann haben Sie einen weiten Fußmarsch hinter sich. Wahrscheinlich können Sie eine kleine Erfrischung vertragen, bevor ich Sie auf den richtigen Weg bringe. Darf ich Sie dazu einladen?«
    »Wir sind Ihnen sehr zu Dank verpflichtet«, erwiderte Saton und nahm Corbis' Arm, weil sie noch immer böse zu sein schien.
    »Nicht der Rede wert, junger Freund. Natürlich versorgen Sie sich in Zukunft selbst, sobald Sie ein Kreditbuch bekommen haben. Sehen Sie her, ich zeige es Ihnen.«
    Er nahm ein Kreditbuch aus der Tasche, das genau Satons glich, öffnete eine Klappe an der Wand des nächsten Hauses und steckte sein Buch in einen Schlitz. Dann wählte er von einem beleuchteten Verzeichnis die Nummer der Getränkekarte, studierte die Karte auf dem Bildschirm und wählte eine zweite Nummer.
    »Dauert nur einige Sekunden«, erklärte er seinen Zuschauern.
    »Wie bezahlen Sie dafür?« erkundigte Corbis sich.
    »Der Preis ist jeweils angegeben und wird von meinem Guthaben abgezogen. Die Kreditnummer brauche ich nicht zu wählen, weil sie automatisch von der Vorderseite des Buches abgetastet und übertragen wird. Ah, ein Synthop!«
    Eine zweite Klappe hatte sich geöffnet, und ein Becher, der bis zum Rand mit einer gelblichen Flüssigkeit gefüllt war, stand dahinter auf einem Tablett. Slen-Kater nahm den Becher heraus, goß die Flüssigkeit achtlos zu Boden und warf den Becher in den Müllschlucker unterhalb des Automaten.
    »So, jetzt gehen wir irgendwohin, wo es einen anständigen Drink gibt«, sagte er.

     
    Sie saßen an einem
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