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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm
Autoren: Brian W. Aldiss
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die früher so zahlreichen Bakterien und Viren allmählich aus. Deshalb wurde vor einigen Jahrhunderten die GEAK – die Gesellschaft zur Erhaltung ansteckender Krankheiten – gegründet, deren Ziel es ist, interessante Arten vor dem Aussterben zu bewahren und hier zu zeigen. Dieses Inficarium in seiner gegenwärtigen Form ist allerdings verhältnismäßig neu.«
    Saton und Corbis gingen von einem Schaukasten zum anderen und blickten überall durch Mikroskope, die Ausstellungsstücke vergrößert zeigten. Im Virus-Saal studierten sie einzelne Arten, von denen früher Pflanzen befallen waren, die seltenen Arten, unter denen Fische, Frösche und Amphibien zu leiden hatten, und die unzähligen Abarten, deren Opfer vor allem Säugetiere gewesen waren.
    »Sie sehen selbst, wie schön, wie individuell verschieden und wie wunderbar sie ihren jeweiligen Lebensumständen angepaßt waren«, sagte Slen-Kater dazu. »Hier erkennt man erst, daß der Mensch den weitaus größten Teil des Lebens um ihn herum nicht direkt wahrnehmen kann. Es ist ein trauriges Zeichen unserer Zeit, daß wir dieses Leben fast ausgerottet hätten.«
    Im nächsten Saal waren einige Viren auf Gewebekulturen ausgestellt, die früher Krankheiten des menschlichen Körpers hervorgerufen hatten. Zuerst kamen die allgemeinen Infektionskrankheiten: Gelbfieber, Windpocken, Masern und ähnliche Erkrankungen. Dann folgten andere Viren, die nur bestimmte Körperteile infizierten: Grippe, Drüsengeschwulste, Kinderlähmung und andere.
    Dann kamen sie zu Infektionen des Nervensystems, von dort aus in den Bakterien-Saal und schließlich zu den Protozoen. Inzwischen hatten Saton und Corbis bereits Augenschmerzen und mußten deshalb eine Pause einlegen.
    Slen-Kater sollte sie an einem der Ausgänge erwarten, während sie in den nächsten Waschraum gingen, um sich das Gesicht zu waschen und die Augen zu kühlen. Dabei drängte Corbis nochmals darauf, sie sollten so rasch wie möglich nach Klein-Istino aufbrechen.
    Saton überwand sich und fragte Slen-Kater danach; ihr freundlicher Begleiter erklärte ihm, dorthin sei es nicht weit – er wollte ihnen gern den richtigen Weg zeigen.
    »Aber bevor wir gehen, müssen wir uns impfen lassen«, fügte Slen-Kater hinzu.
    »Warum?«
    »Das ist eine Vorsichtsmaßnahme zum Schutz der Besucher – falls doch Viren oder Bakterien ihre Schaukästen verlassen haben«, antwortete Slen-Kater. »Es dauert nicht lange.«
    Saton war noch immer wie betäubt von dem erstaunlichen Anblick, der sich ihm hier geboten hatte. Als Corbis protestieren wollte, unterbrach er sie ungeduldig und brachte sie zum Schweigen. Schließlich hatte er lange genug dafür gearbeitet, um nach Dansson fliegen zu dürfen und hier Dinge wie das Inficarium besichtigen zu können; er fand ihre Ängste und Befürchtungen von Stunde zu Stunde absurder.
    Corbis spürte seine Ungeduld. Nachdem sie sich in der kleinen Kabine am Ausgang von einem Automaten hatten impfen lassen, wandte sie sich an Slen-Kater.
    »Wir hätten nicht erwartet, daß uns jemand an unserem ersten Tag auf Dansson so freundlich empfangen würde«, erklärte sie dem Warmblüter. »Mein Gefährte macht sich wegen unserer Anpassung an das Leben auf diesem Planeten keine Sorgen. Ich habe jedoch das Gefühl, daß wir als minderwertige Menschen verachtet werden.«
    »Das Gefühl gibt sich bestimmt bald«, meinte Slen-Kater ungerührt.
    Sie gingen schweigend nebeneinander her nach draußen.
    »Du hast nicht das Recht, Slen-Kater auf diese Weise zu beleidigen«, meinte Saton tadelnd. »Wir lassen uns noch den Weg nach Klein-Istino zeigen, und dann dürfen wir ihn nicht länger mit Beschlag belegen.«
    »Oh, er ist nicht beleidigt; er würde sich nichts aus meinen Worten machen, wenn er uns für Angehörige einer minderwertigen Rasse hielte.« Sie wandte sich an Slen-Kater. »Soll ich Ihnen die Geschichte der Kaltblüter erzählen, die auf Istinogurzibeshilaha leben? Vielleicht sind wir ebenso interessant wie Ihre ansteckenden Krankheiten.«
    Slen-Kater lächelte leicht. »Wir sind bereits an der Station, von der aus die Untergrundbahn in Richtung Klein-Istino verkehrt. Ich bin allerdings davon überzeugt, daß Ihre Geschichte sehr interessant gewesen wäre.«
    Als er sich verabschieden wollte, sagte Saton bedrückt: »Slen-Kater, Sie müssen uns verzeihen – wir sind nach der langen Reise noch immer etwas durcheinander. Trotzdem möchte ich Sie um einen weiteren Gefallen bitten.«
    »Bitte, Saton, wir
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