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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger
Autoren: Thomas Jeier
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Version, und ob er wirklich in Amerika war, lässt sich bis heute nicht beweisen.
    Die Wikinger haben so gelebt, wie ich sie beschrieben habe. Der Wandel von Hakon wird verständlich, wenn man bedenkt, dass das Christentum um 1000 n. Chr. schon weit verbreitet war und auf dem Allthing auch in Island eingeführt wurde. Historisch belegt ist auch, dass die Moundbuilders im präkolumbianischen Amerika teilweise in riesigen Städten lebten und in ihrer Lebensweise wohl von den mittelamerikanischen Hochkulturen beeinflusst waren. Sie beteten die Sonne an und brachten ihr Opfer dar. Ihre Toten begruben sie in gewaltigen Pyramiden, auf denen die mächtigen Priester wohnten und ihre Zeremonien abhielten.
    Die Götterwelt der Wikinger, die gleichberechtigt neben dem Christentum existierte, beherrschte ihr Denken, so wie die Indianer den Träumen große Bedeutung beimaßen und sie als zweite Wirklichkeit ansahen. Möglich oder sogar wahrscheinlich ist auch, dass einige Wikinger in Amerika blieben und sich den Indianern anschlossen.
    Ich interessiere mich schon seit vielen Jahren für die amerikanische Geschichte und die Kultur der Indianer und verbringe jedes Jahr einige Monate in den USA und Kanada, um dort für meine Bücher zu recherchieren. Für dieses Buch folgte ich den Spuren der Wikinger nach Haithabu an der Grenze zu Dänemark, nach Norwegen und Island und zum St. Lawrence River und den Großen Seen in Amerika. In Museen und Ausstellungen konnte ich zahlreiche Originalgegenstände aus der Wikingerzeit besichtigen, unter anderem den Kensington Runestone in Alexandria, Minnesota. Eine große Hilfe waren auch die skandinavischen Sagas und u. a. folgende Bücher: »Die Wikinger« von Robert Wernick (Amsterdam, 1982), »Die Wikinger-Saga« von Rudolf Pörtner (Düsseldorf, 1971), »Historical Atlas of the Vikings« von John Haywood (London, 1995), »Die Welt der Wikinger« von Arnulf Krause (Frankfurt, 2006), »The Vikings - Voyagers of Discovery and Plunder« von R. Chartrand (New York, 2006), »The Vikings« von Ian Heath (New York, 1985), »Die Wikinger« (Historisches Museum Speyer, 2008), »The Kensington Runestone« von Thomas E. Reiersgord (St. Paul, 2001).

Die Wikinger
    Die Wikinger waren weder ein Volk noch ein Stamm. Die Bezeichnung geht auf das altnordische Wort vikingr zurück, das »Seekrieger, der sich auf einer langen Fahrt weit von seiner Heimat entfernt« bedeutet. Angewandt wurde es zur Zeit der Wikinger nur sehr selten. Begriffe wie »Nordmänner« und »Nordleute« waren gebräuchlicher für die Bewohner Skandinaviens zwischen 800 und 1100 n. Chr., der goldenen Zeit dieser legendären Seefahrer-Völker.
    Entgegen dem Klischee, das in zahlreichen Filmen und Romanen verbreitet wird, waren die Wikinger kein Volk von Schurken, das nur auf Raub und Mord aus war. Die Raubzüge spielten eine wichtige Rolle im Leben der Männer, aber sie waren auch Bauern, bestellten Felder und züchteten Rinder und Schafe. Auf ihren langen Reisen, die »Landsucher« wie Erik den Roten bis nach Island, Grönland und sogar Amerika trieben, machten sie sich als geschickte Händler einen Namen. Südlich von Schleswig in Norddeutschland stehen heute noch die Überreste von Haithabu, das im 10. Jahrhundert mit über tausend Einwohnern zu den bedeutendsten Handelsstädten Europas gehörte und Händler aus ganz Europa, Arabien und Afrika anlockte.
    Da es zur Wikingerzeit in Skandinavien noch keine Staaten gab, war die Sippe mit allen Verwandten der starke Schutzverband. Ihr Anführer war der Jarl, der um 800 n. Chr., als es noch kein erbliches Königtum in Skandinavien gab, auch zum König gewählt werden konnte. Dem Wohl der Sippe ordneten die Wikinger alles unter, mit ihr zog man in den Krieg und auf Handelsreisen. Die »Freien« waren meist Bauern, die eigenes Land besaßen, aber auch auf den großen Höfen halfen, oder Handwerker, Fischer und Jäger. Die Besitzlosen arbeiteten als Knechte und Mägde. Noch unter ihnen standen die Sklaven, die auf Raubzügen erbeutet wurden und keinerlei Rechte besaßen. Selbst um 1000 n. Chr., als sich das Christentum in Skandinavien ausbreitete, rückte man nur zögernd vom einträglichen Sklavenhandel ab. Allerdings konnten Sklaven freigekauft oder von ihren Besitzern für frei erklärt werden.
    Die Sippen wohnten in geräumigen Giebelhäusern, deren Wände aus Holz und in holzarmen Gegenden wie Island oder Grönland aus Steinen bestanden und Dächer aus Grassoden, Holzschindeln oder
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