Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger
Autoren: Thomas Jeier
Vom Netzwerk:
geflochtenem Stroh hatten. Es gab keine Fenster, nur ein »Windauge« für den abziehenden Rauch. Auf dem Erdboden in der Mitte des Hauses brannte das Herdfeuer in der Feuerstelle, zu beiden Seiten des rechteckigen Raumes zogen sich mit Fellen und Decken belegte Holzbänke dahin, auf denen gesessen und geschlafen wurde. Der Jarl saß meist auf einem Hochsitz. Die anderen Gebäude eines Hofes waren Werkzeugschuppen, Scheunen, Ställe, Schmieden und die ärmlichen Hütten der Sklaven. Die Wikinger kleideten sich einfach. Die Männer trugen Unterhemd und Hose, darüber eine Tunika oder ein Wams aus Baumwolle oder Leder. Die Frauen trugen über ihrem bodenlangen Unterkleid einen Trägerrock aus gefärbter Baumwolle, den sie an den Trägern mit sogenannten Fibeln zusammenhielten. Sie legten großen Wert auf Schmuck; als Zeichen ihrer häuslichen Macht trugen sie die Schlüssel am Gürtel.
    Sie lebten von der Jagd und vom Fischfang und von ihren Feldfrüchten. Getreide war ein Grundnahrungsmittel, das man zu Grütze oder Brei und zu Brot verarbeitete. Gegessen wurde aus einem Topf, jeder besaß Messer und Löffel, aber keine Gabel. Getränke servierte man in Krügen, Bechern oder Trinkhörnern, besonders beliebt waren Beerenwein und der legendäre, heute noch beliebte Met. Auf lange Reisen nahm man Pökelfleisch, Trockenfisch und Dauerquark mit.
    Mit der Einführung des Things und des Allthings auf Island ordnete man sich den Urteilen eines Rechtssprechers unter, der zusammen mit den mächtigen Männern seines Beirats über neue Gesetze und die Strafen für straffällige Männer und Frauen beriet. Der Mord an einem anderen Wikinger konnte mit dem Tod, aber auch mit einer Geldstrafe gesühnt werden. Zu den Höchststrafen gehörte die Ächtung und Verbannung, die einen Verurteilten zwang, das Land zu verlassen, wie es dem jähzornigen Erik dem Roten vor seiner Reise nach Grönland widerfuhr.
    Die Götter der Wikinger verhielten sich den Legenden nach erstaunlich menschlich. Odin, der ranghöchste Gott, ritt einen achtbeinigen Hengst und verdankte seine Weisheit der Opferung eines Auges. Thor, der populärste Gott, fuhr mit einem von wilden Ziegenböcken gezogenen Streitwagen durch den Himmel und warf »Mjöllnir«, seinen magischen Hammer, der nach jedem Wurf zu ihm zurückflog. Njörd beherrschte den Wind und die Wellen, seine Tochter Freya, nach welcher der Freitag benannt wurde, war die Göttin der Fruchtbarkeit. Der listige Loki beherrschte das Feuer und richtete Schaden an, wo er konnte. Seine Tochter Hel, die Totengöttin, brachte die Ehrlosen ins eisige Niflheim, eine Art Jenseits. Tapfere Krieger wurden nach ihrem Tod von Walküren nach Walhall gebracht, wo sie bis zur Ragnarök, dem Weltuntergang, mit den Göttern speisten und in einem letzten großen Kampf gegen die bösen Riesen den Heldentod starben.
    Die Wikinger waren hervorragende Seefahrer. Das Meer war ihre eigentliche Heimat, auf den Ozeanen fühlten sie sich am wohlsten. Ihre Schiffe bestanden meist aus Eichenholz, das mit der Breitaxt bearbeitet wurde und deshalb elastischer als gesägtes Holz war, die Planken wurden überlappend aneinander montiert und mit Holzteer abgedichtet. Die trapezförmigen Segel bestanden aus Wolle oder Leinen und wurden mit Ocker, Fett und Teer nachbehandelt, um sie stabiler zu machen. Sie waren ein- oder mehrfarbig oder wiesen rot-weiße Streifen auf, wie sie in den meisten Filmen gezeigt werden. Die Vordersteven waren oftmals mit abnehmbaren Drachenköpfen verziert, die Feinde erschrecken sollten.
    Langschiffe, Snekkja oder Skaid genannt, waren leichte Kriegsschiffe und wurden von dreißig bis siebzig Männern gerudert. Während eines Raubzugs oder im Krieg war oft mehr als die doppelte Anzahl Krieger an Bord. Frachtschiffe, sogenannte Knorrs, wurden hauptsächlich gesegelt und hatten wenige Ruderbänke, die nur während kritischer Phasen besetzt waren. Die Schilde der Männer hingen am erhöhten Schanzkleid des Schiffes. Das Ruder war achtern auf der Steuerbordseite befestigt. In Ermangelung eines Kompasses segelten die Wikinger meist in Küstennähe, während ihrer Überseefahrten richteten sie sich nach der Sonne und dem Nordstern oder primitiven Hilfsmitteln wie der Peilscheibe, die wie eine Sonnenuhr funktionierte, außerdem kamen den Seefahrern die Erfahrung und das Wissen um Strömungen und Winde zugute. In heftigen Stürmen waren allerdings selbst erfahrene Wikinger machtlos. Von den fünfundzwanzig Schiffen, mit denen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher