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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
Autoren: Margaret Weis
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oder?«
    »Es wäre mir eine Ehre«, sagte Gregory und sah wieder ein wenig glücklicher aus.
    »Ich nehme an, der Junge vertraut Euch und hat Euch gern?«
    »Das sollte man annehmen«, erklärte Gregory verwundert.
    »Gut, gut.« Shadamehr drückte dem Mann die Hand, dann wandte er sich ab. »Passt auf Euch auf. Den Segen der Götter.«
    Lässig wandte sich Shadamehr um und schlenderte quer durchs Zimmer zu den beiden Elfen, die sich leise unterhielten.
    »Tut so, als sprächen wir über die Möbel«, sagte Shadamehr. »Was hieltet Ihr von Kindesentführung?«
    Damra und Griffith starrten ihn an, dann tauschten sie einen Blick aus.
    »Ja, es ist erstaunlich, nicht wahr?«, wechselte Shadamehr von Tomagi in die Gemeinsame Sprache. »Dieser Sessel sieht nicht älter aus als dreißig Jahre. Ich nehme an, er wurde renoviert. Dennoch, wenn Ihr Euch das rechte Bein anseht, findet Ihr dort meine Gebissspuren. Meine Mutter pflegte zu sagen, dass ich mir schon früh die Zähne an der Palastpolitik ausgebissen habe – «
    Shadamehr beugte sich näher an die beiden heran und wechselte wieder ins Tomagi: »Wenn ich Recht habe, ist die Ehrenwerteste Hohe Magierin tatsächlich ein Vrykyl. Sie hat alle Diener weggeschickt, denen der König vertraute, und sie durch ihre eigenen Leute ersetzt. Ich nehme an, sie hat vor, Neu-Vinnengael und den jungen König Dagnarus zu übergeben. Wir müssen den König retten und ihn aus der Stadt schmuggeln. Ansonsten werden sie das Kind entweder gefangen nehmen oder es töten. Was haltet Ihr davon?«
    Damra und Griffith wechselten abermals einen Blick. Griffith nickte.
    »Wir haben uns etwas Ähnliches vorgestellt, Baron Shadamehr«, sagte er leise. »Wir haben bemerkt, was geschehen ist, aber wir waren nicht sicher, wie wir es Euch sagen sollten. Was habt Ihr vor?«
    »Dass wir hier alle lebendig rauskommen«, sagte Shadamehr, als sich die Tür zu den inneren Gemächern öffnete. »Vielleicht mit Ausnahme des Vrykyl.«
    Ein Magus verkündete feierlich: »Verbeugt Euch vor seiner Majestät, dem höchsten und heiligsten König von Vinnengael, Hirav dem Zweiten.«

Das Gemach, in das man sie führte, war einmal das Lieblingsgemach des Königs gewesen, ein Zimmer, das er gern als sein Arbeitszimmer bezeichnet hatte. Es befand sich im Nordende des Halbmonds und war geräumig und hell. Zwei Kristallfenster boten einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt Neu-Vinnengael im Westen und das fruchtbare Bauernland am Arven im Norden.
    Der König war ein leidenschaftlicher Jäger gewesen und hatte dieses Zimmer mit Andenken an seine Jagden gefüllt. Shadamehr war seit fünfzehn Jahren nicht mehr hier gewesen, aber er erinnerte sich noch daran, dass das weiße Fell eines mörderischen Shnay auf dem Boden gelegen hatte. Die Köpfe von Hirschen hatten die Wände geschmückt, zusammen mit den Lieblingswaffen des Königs und einer Sitzstange für seinen Jagdfalken, der seiner Majestät häufig Gesellschaft geleistet hatte, wenn er an den Staatsangelegenheiten arbeitete.
    Shadamehr bemerkte gequält, dass man dabei war, den Raum einer Veränderung zu unterziehen. Die Hirschköpfe hatte man abgenommen. Das Shnayfell war aufgerollt worden und lag in einer Ecke. Waffen waren nirgendwo zu sehen. Der Schreibtisch des Königs, einstmals den Fenstern zugewandt – er hatte bei der Arbeit hin und wieder gerne hinaus auf die sonnigen Wiesen geschaut –, war nun so gedreht worden, dass er der Tür gegenüber stand. Schwere Samtvorhänge hingen vor den Kristallfenstern und ließen das Sonnenlicht nicht mehr hinein. Die Veränderung war allerdings noch nicht ganz vollendet. Die Stadt Neu-Vinnengael war nicht mehr zu sehen, aber das Fenster zu den Wiesen im Norden war immer noch offen.
    Wahrscheinlich war diese Veränderung ebenfalls das Werk der Hohen Magierin Clovis, der neuen Regentin. Sie war eine untersetzte Frau Mitte sechzig, und ihre Augen hatten die Farbe einer Axtklinge. Alle Linien in ihrem Gesicht zogen sich nach unten, kein Hauch eines Lächelns hatte je diese dünnen, zusammengepressten Lippen berührt.
    Shadamehr starrte die Frau intensiv an und hoffte herausfinden zu können, ob sie der Vrykyl war. Er wagte es nicht, seine Begleiter anzusehen, aber er wusste, dass sie das Gleiche taten, dass sie versuchten, in der Illusion von Leben in den eisengrauen Augen die Wirklichkeit der toten Leere zu erkennen. Aber Shadamehr sah keine Leere, nur strenge Missbilligung.
    Er wandte den Blick lässig von der Hohen Magierin
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