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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
Autoren: Margaret Weis
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ab und schaute sich die anderen Anwesenden an, um zu wissen, mit wem er es hier zu tun hatte.
    In diesem Augenblick bemerkte er den anderen Magus.
    Shadamehr war bereits mit überwältigendem Selbstvertrauen zur Welt gekommen; er war überzeugt von seiner Klugheit, seinen Fähigkeiten, seinem Mut. Er zweifelte selten an sich. Beim Anblick dieses Magus kam er jedoch nicht umhin zuzugeben, dass sie Ärger bekommen konnten. Die Tatsache, dass nur vier Soldaten anwesend waren, hatten ihn recht übermütig gemacht – das war nur einer für jeden von ihnen. Wenn man nun noch die beiden persönlichen Leibwächter des Königs einbezog, waren es insgesamt sechs – sechs gegen vier. Er hätte es an jedem Tag der Woche mit einer solchen Übermacht aufgenommen und an Feiertagen mit doppelt so vielen, besonders, da er sich in Gesellschaft eines Paladins befand. Er hatte allerdings nicht die bedauernswerte Tatsache vorausgesehen, dass die Ehrenwerteste Hohe Magierin ihren zahmen Kriegszauberer mitbringen würde.
    Shadamehr seufzte tief auf. Er kannte den Kriegsmagus. Der Mann hieß Tasgall, und er war ein furchterregender Gegner. Als sie sich das letzte Mal begegnet waren, hatten sie auf der gleichen Seite gekämpft. Shadamehr bedachte Tasgall mit einem freundlichen Grinsen wie von einem Kameraden zum anderen.
    Tasgall erwiderte das mit einem eisigen Blick, und Shadamehr erinnerte sich eher spät daran, dass Tasgall ihn nie wirklich hatte leiden können.
    »Wenn Tasgall zur Leere übergelaufen ist, dann können wir uns alle die Wirbelsäule verrenken und unseren Hinterteilen einen Abschiedskuss geben«, sagte Shadamehr zu sich selbst.
    Ein solcher Kriegsmagus ist der gefürchtetste aller Magier, ausgebildet in der Kriegskunst, ausgebildet, mächtige Magie zu benutzen, um den Feind in der Schlacht zu behindern oder ihn zu vernichten. Ein Kriegsmagus verlässt sich dabei allerdings nicht nur auf die Magie, sondern er ist auch ein fähiger Kämpfer, der sein Schwert ebenso gut einsetzen kann wie Zauberei. Tasgall trug die Berufskleidung eines Kriegszauberers: Kettenhemd und Rüstung mit dem Wappen der Kriegsmagier – einer Faust im gepanzerten Handschuh – und ein riesiges zweihändiges Breitschwert an der Hüfte. Er war ungewöhnlich groß und kräftig gebaut, mit massiven Schultern und gewaltigen Armen. Diese Arme hatte er nun lässig gesenkt – das Abbild eines erfahrenen Soldaten, der seinen Wert im Kampf bewiesen hat.
    Shadamehr sah sich weiter um, bemerkte, dass trotz der hellen Nachmittagssonne auf dem Tisch neben Tasgall eine brennende Kerze stand. Die Kerze diente dazu, die Gefangenen davor zu warnen, dass der Magus sowohl Erd- als auch Feuermagie einsetzen konnte.
    Tasgall betrachtete jeden der Gefangenen forschend, und obwohl er alle im Blick behielt, galt seine größte Aufmerksamkeit Griffith, dem Wyred, dem elfischen Gegenpart des Kriegsmagiers.
    Erst ganz zuletzt bemerkte Shadamehr den höchsten und heiligsten König von Vinnengael, Hirav den Zweiten. Das Kind stand am anderen Ende des Schreibtischs. Es hatte mit einer Schreibfeder gespielt. Auf ein mahnendes Wort der Hohen Magierin hin legte der Junge die Feder nieder und wandte sich ihnen zu.
    Hirav war ein hübsches Kind mit goldbraunem Haar, das wie poliertes Mahagoniholz schimmerte, und mit grünen Augen voller goldener Flecke. Umrahmt von dichten, dunklen Wimpern, wirkten seine Augen eher ernst, und diese Wirkung wurde noch durch dichte, dunkle Brauen betont. Sein Gesicht war so kränklich bleich wie das eines Menschen, dem nie gestattet wird, nach draußen zu gehen, um in der Sonne zu spielen. Er war gekleidet wie die Miniaturausgabe eines Erwachsenen, mit Waffenrock und langer, seidener Hose und sogar einem Umhang mit Hermelinkragen, der an einem kleinen Jungen ausgesprochen lächerlich aussah. Er hielt sich gerade und versuchte angestrengt, königlich auszusehen, obwohl seine rot geränderten Augen und die gerötete Nasenspitze zeigten, dass er wohl geweint hatte.
    »Bei den Göttern«, murmelte Shadamehr vor sich hin, als ihn eine Welle aus Mitleid und Zorn überwältigte. »Wenn ich schon sonst nichts erreiche, dann werde ich mich wenigstens darum kümmern, dass dieser Junge bald draußen in der Sonne Ball spielen kann.«
    Sie verbeugten sich vor dem König – die Elfen steif und Jessan kaum, bis Shadamehr ihm einen Schubs versetzte.
    Der König nickte kurz, dann sah er die Hohe Magierin beifallheischend an.
    Shadamehrs Hirn arbeitete bemerkenswert
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