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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions
Autoren: Jason Hardy
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der Begründung, die Söldner hätten genau genommen nichts getan. Als diese protestierten und den Fall zur Klärung vor die Söldnervertrags- und Prüfungskommission brachten, konterte die planetare Regierung, indem sie die Kommission für grundsätzlich befangen erklärte und den Standpunkt einnahm, ihre Entscheidungen seien ohne Zustimmung beider Parteien nicht bindend.
    Die Söldner hatten daraufhin erneut protestiert, diesmal heftiger, und zwar auf eine Art und Weise, die die Regierung Woodstocks als Gewaltandrohung interpretierte. Schließlich hatte Exarch Damien Redburn persönlich eingreifen und nichts weniger als einen Paladin als Verhandlungsführer versprechen
    müssen, bevor die Söldner sich beruhigten.
    Die Schalterangestellte sagte: »Die Gespräche finden im Hotel Egremont statt.«
    »Auf neutralem Boden?«
    »Dazu kann ich wirklich nichts sagen«, erwiderte sie abweisend. »Brauchen Sie eine Karte?«
    »Ja, bitte.« Gareth war sich ziemlich sicher, dass es der Würde eines Ritters der Sphäre geschadet hätte, mehr oder weniger ziellos durch die Stadt zu wandern und zu versuchen, sein Ziel mit Hilfe möglicherweise feindseliger Passanten zu suchen.
    »Einen Moment.« Irgendwo im Innern des Schalters leuchtete es auf, und einen Augenblick später glitt ein Ausdruck aus einem Schlitz. Die Angestellte reichte ihm das Blatt. Es war ein Stadtplan, auf dem das Hotel Egremont mit einem Stern markiert und der Weg dorthin rot gekennzeichnet war. »Bitte.«
    »Danke.«
    Nach einer kurzen Pause setzte sie, eher zögernd, hinzu: »Es ist ein ziemlich weiter Weg. Ich an Ihrer Stelle würde ein Taxi nehmen.«
    Gareth befolgte ihren Rat. Angesichts der Bedeutung der Nachricht, die er überbrachte, wollte er auf keinen Fall zerknittert und verschwitzt an seinem Ziel erscheinen.
    Das Hotel Egremont war voller uniformierter Söldner. Vermutlich hatten sie innerhalb von ein, zwei Tagen nach Beginn der Gespräche alle übrigen Gäste verscheucht. Er fragte an der Rezeption, wo die Vertragsgespräche stattfanden.
    »Im Rosensaal«, antwortete der Portier. »Auf dem Entresol.«
    »Danke«, erwiderte Gareth und ging zur Treppe.
    »Halt«, protestierte der Portier. »Das ist eine geschlossene Gesellschaft. Sie können nicht einfach...«
    Gareth blieb gerade lange genug stehen, um ihm über die Schulter mitzuteilen: »Ich habe eine persönliche Nachricht von Exarch Damien Redburn für Paladinin Heather GioAvanti. Ich denke, das ist Autorisation genug.« Dann setzte er seinen Weg fort.
    Die Söldner hatten vor dem Rosensaal eine Wache postiert. Bei Sinclairs Erscheinen blockierte ihm der Mann den Weg.
    »Tut mir leid, Sir, dies ist eine geschlossene Gesellschaft.«
    »Ja, das wurde mir bereits mitgeteilt. Und ich bin ein Ritter der Sphäre mit einer dringenden Nachricht für die Paladinin.«
    Der Soldat überlegte kurz. Dann trat er zur Seite. »Bitte.«
    Woher der Rosensaal seinen Namen bekommen hatte, war schwer nachzuvollziehen. Die Einrichtung zeigte kein irgendwie geartetes Rosenmotiv, nur Vorhänge, Teppichboden und nichts sagende abstrakte Kunst in Elfenbein und Mattgrün.
    Die Spannung im Raum schlug ihm entgegen, noch bevor sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Die Söldneroffiziere auf einer Seite des langen Konferenztisches stierten die ihnen gegenübersitzenden Vertreter der planetaren Regierung wütend an. Diese taten ihr Bestes, die Feindseligkeit zu erwidern, obwohl sie allesamt Bürokraten waren und keine kampferprobten Krieger. Sämtliche Porzellantassen waren präzise neben dem silbernen Kaffeetank auf dem Sideboard aufgereiht, ebenso wie mehrere Tabletts mit Schnittchen. Wie es aussah, war niemand hier gewillt, mit der jeweiligen Gegenseite auch nur symbolisch Brot zu brechen.
    Paladinin Heather GioAvanti saß am Kopf der Tafel und trug eine Miene strapazierter Geduld zur Schau. Gareth blieb kurz stehen, um sie zu betrachten. Bisher hatte er sie immer nur aus der Ferne oder auf Bildern gesehen. Aus der Nähe und in Person wirkte sie weit jünger, als es ihr Bild in den Medien vermittelte - kaum alt genug für diese Position oder ihren Lebenslauf.
    Heather GioAvanti war selbst eine Söldnerkommandeurin gewesen, und eine erfolgreiche dazu, bevor ihr aufopferndes Heldentum bei einem Angriff des Marik-Stewart-Commonwealths auf Präfektur VII den Exarchen veranlasst hatte, sie zur Paladinin zu ernennen. Sie war groß, mit heller Haut, kräftigem Knochenbau und einem Gesicht, das ein genetischer Zufall, der
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