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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions
Autoren: Jason Hardy
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auf.«
    »Von Schiffsenergie sichern, aye-aye.«
    Während die beiden Männer damit beschäftigt waren, den Atlas vom Stromsystem des Schiffes abzukoppeln, zog sich Jonah bis auf die Shorts und ein dünnes Netzhemd aus. Die schwülfeuchte Morgenluft auf der nackten Haut ließ ihn frösteln, doch er wusste, dass ihn im Cockpit des Mechs die wortwörtliche Hitze des Gefechts erwartete, in der der Schweiß, der einem Krieger in die Augen lief, sich als ebenso tödlich erweisen konnte wie eine anfliegende Raketensalve. Befreit von der Tarnung der Uniform waren auf seiner gebräunten Haut die weißen, verknoteten Spuren tausender Narben deutlich zu erkennen.
    Er stieg die Leiter hinauf zum Cockpit des Atlas und begutachtete auf dem Weg die Waffensysteme. Dann kletterte er in die Kanzel, schloss hinter sich die Luke und schnallte sich auf die Pilotenliege. Als Nächstes überzeugte er den Bordcomputer, ihn als Kommandeur zu erkennen. Er richtete den Mech zu voller Größe auf, bewegte alle Gliedmaßen, um sich vom einwandfreien Funktionieren der Steuersysteme zu überzeugen, und fuhr die Feuerleit- und Kommunikationskonsolen hoch. Danach aktivierte er die Sprechverbindung zum schiffsinternen Interkom.
    »In Ordnung. Ich bin dann so weit.«
    Woodstock
    Präfektur V, Republik der Sphäre 22. Oktober 3134
    Nachdem das Landungsschiff Amphitrite auf dem Raumhafen Woodstocks aufgesetzt hatte, war Gareth Sinclair der erste Passagier von Bord. Sein Gepäck wurde ohne Zollinspektion freigegeben, Gareth selbst winkte man ans Kopfende der Abfertigungslinie durch.
    Als Ritter der Sphäre wurde er häufig derart zuvorkommend behandelt, ob er darum gebeten hatte oder nicht. Wenn möglich, lehnte er diese Bevorzugung ab. Er hatte der Vorteile wegen, die ihm der Wohlstand und die gesellschaftliche Position seiner Familie verschafften, schon genug Schuldgefühle und fühlte sich nicht besser, wenn man ihm noch darüber hinaus entgegenkam.
    Heute allerdings war er gewillt, den Vorteil auszunutzen. Er war im Auftrag der Republik der Sphäre unterwegs und hatte eine Nachricht zu überbringen, deren Absender Wert auf zügige Ausführung legte.
    Am Informationsschalter in der Empfangshalle des Raumhafens hatte über die üblichen Datenschirme,
    Computerterminals und Ständer voller bunter Broschüren ein echter Mensch Dienst. Das gefiel Gareth. Er hatte sich schon mit genug planetaren Kommverzeichnissen und computerisierten Navdiensten herumgeschlagen, um zu wissen, dass deren Bedienung in den allermeisten Fällen nur für die durch jahrelange Übung konditionierten Einheimischen intuitiv wirkte. Sich mit einem menschlichen Gegenüber zu unterhalten war vielleicht weniger schnell und effizient als eine korrekt funktionierende Computerabfrage, aber wenn etwas nicht auf Anhieb funktionierte, kam er mit einem Menschen sehr viel besser zurecht.
    Die Frau am Schalter schaute hoch, als er näher kam. Ihre Augen leuchteten auf. Das überraschte ihn keineswegs. Die Dienstmontur eines Ritters der Sphäre war zwar weniger prächtig als der volle Putz der Ausgehuniform, aber der Rang, den sie ausdrückte, schien trotzdem geeignet, Außenstehende zu beeindrucken. Sein Gesicht jedenfalls war es sicher nicht, das die Frau so strahlen ließ, das war ihm klar. Es war zu schmal, zu lang, zu grobknochig, um hübsche junge Damen zum Lächeln zu bewegen.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete er. »Ich muss wissen, wo die Söldnervertragsverhandlungen stattfinden.«
    Die Miene der Frau hinter dem Schalter wurde merklich kühler. Offenbar waren Söldner auf Woodstock zurzeit nicht allzu beliebt.
    Auch das überraschte Gareth nicht. Vor ein paar
    Jahren, als die Stahlwölfe unter Kai Radick erste militärische Abenteuer unternommen hatten, waren die Bewohner Woodstocks nervös geworden. Ihr Unbehagen hatte sie veranlasst, Teile der Leichten Erida-ni-Reiterei als Planetare Garnison zu verpflichten. Wie es sich ergab, orientierten sich die Stahlwölfe erst unter Radick und später unter Anastasia Kerensky allerdings anders und der Vertrag zwischen der Regierung Woodstocks und der Leichten Eridani-Reiterei lief aus, ohne dass es irgendwo auf dem Planeten zu Gefechten gekommen wäre.
    Die Bewohner des Planeten hatten allerdings nicht mit Erleichterung darauf reagiert, sondern die Ansicht vertreten, dass sie eine Menge Geld sinnlos verpulvert hatten. Sie versuchten, den Kontrakt nachträglich zu einem niedrigeren Preis neu auszuhandeln, mit
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