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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady
Autoren: Mary Jo Putney
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er verbindlicher fort: »Abgesehen davon braucht Wolverhampton einen Erben.«
    »O nein!« wehrte sich Robin belustigt. »Die Erzeugung eines Erben ist deine Aufgabe, nicht meine.«
    »Ich habe es mit der Ehe versucht, bin aber gescheitert. Jetzt bist du an der Reihe. Vielleicht hast du mehr Erfolg.«
    Die Bemerkung brachte Robin auf die Frage, was für ein Mensch die frühere Marquess gewesen war, aber die Miene seines Bruders verbat weitere Erkundungen. »Tut mir leid, aber bisher bin ich nur einer Frau begegnet, mit der ich leben könnte. Und die war klug genug, mich nicht zu nehmen.«
    »Meinst du die neue Duchess of Candover?«
    Robin sah seinen Bruder durchdringend an.
    »Offensichtlich bin ich in unserer Familie nicht der einzige mit einer Begabung fürs Spionieren.«
    »Von Spionieren kann keine Rede sein. Candover ist ein alter Freund von mir. Und als er nach England zurückkehrte, wußte er, wie sehr ich an Nachrichten über dein Wohlergehen interessiert war. Es lag auf der Hand, daß hinter der Geschichte mehr steckte, als er mir erzählte.«
    Giles Stimme wurde wärmer. »Ich habe die neue Duchess kennengelernt. Eine bemerkenswerte Frau.«
    »Das ist sie wirklich«, stimmte Robin zu. Dann seufzte er auf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, Sie hatten einander zwar nie so nahe gestanden, wie es sich Robin gewünscht hätte, aber er wußte, daß er Giles hundertprozentig vertrauen konnte. »Wenn du Maggie kennst, wirst du verstehen, daß die Vorstellung, eine fade englische Jungfrau zu heiraten, nur wenig Anziehungskraft auf mich ausübt.«
    »Ich verstehe, was du meinst. Es gibt niemanden, der sich mit ihr vergleichen ließe.« Sein Bruder lächelte fein. »Wenn keiner von uns bereit ist, seine familiären Pflichten zu erfüllen, bleibt da noch immer Cousin Gerald. Er hat bereits eine ganze Reihe kleiner Andrevilles produziert.«
    Robin erinnerte sich an Gerald und nahm an, daß auch seine Kinder einfältig und dümmlich waren.
    Wenn Maggie Kinder bekam, würden sie durchaus nicht einfältig und langweilig sein. Er verspürte das vertraute Bedauern und verdrängte es, bis der Schmerz zu heftig wurde. Die Vergangenheit war kein angenehmer Aufenthaltsort.

Kapitel 1
    DIE MOORE VON Durham waren so anders als die Wälder und Farmen in Amerika, besaßen aber ihren ganz eigenen Zauber. Seit dem Tod ihres Vaters vor zwei Monaten lief Maxima Collins täglich durch die Hügellandschaft und genoß Wind, Sonne und Regen mit unendlicher Dankbarkeit. Sie würde diese einsamen, leeren Moore mehr vermissen als alles andere diesseits des Atlantik.
    Nach zweistündiger Wanderung setzte sich Maxie auf einen moosbewachsenen Felsen und knabberte abwesend an einem Grashalm. Die strahlende Frühlingssonne schien den Nebel der Trauer aufzulösen, der sie seit dem Tod ihres Vaters umgab. Eindeutig war es höchste Zeit, nach Amerika zurückzukehren.
    Ihr Onkel Lord Collingwood war zwar auf seine distanzierte Art durchaus freundlich zu ihr, aber der Rest der Familie kam ihr mit mehr als gemischten Gefühlen entgegen. Maxie konnte ihre Vorbehalte schon irgendwie verstehen. Schließlich war sie eine Kuriosität, die nie die Schwelle eines englischen Landhauses hätte überschreiten sollen.
    Und sie nahm an, daß die Welt der Gesellschaft noch befremdeter auf sie reagieren würde. Aber sie empfand auch gar kein Verlangen, in diese Welt einzudringen. In ihrem Heimatland gab es mehr Raum für das »Anderssein«.
    Das größte Hindernis für eine Heimkehr bestand in der Tatsache, daß sie nicht mehr als fünf Pfund besaß. Aber Lord Collingwood würde ihr sicherlich die Überfahrt nach Amerika bezahlen zuzüglich einer kleinen Summe für ihren Lebensunterhalt, bis sie drüben auf eigenen Füßen stand.
    Seine Lordschaft würde vermutlich zunächst die Stirn runzeln und sich fragen, ob er dem einzigen Kind seines Bruders gegenüber auch seine Pflicht erfüllte. Wohlerzogene englische Mädchen gingen nicht allein auf Reisen. Sie zogen es vor, in der fürsorglichen Obhut anderer zu bleiben.
    Aber Maxie war weder wohlerzogen noch englisch, wie er es ihr in den vier Monaten immer wieder mehr oder weniger deutlich zu verstehen gegeben hatte, seit sie mit ihrem Vater nach Durham gekommen war. Und sie hatte nicht vor, sich von ihrem Onkel abhängig zu machen.
    Selbst wenn Seine Lordschaft sie nur ungern scheiden sah, könnte er kaum etwas dagegen unternehmen. Sie war seit kurzem
    fünfundzwanzig Jahre alt und hatte seit Jahren für ihren
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