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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady
Autoren: Mary Jo Putney
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Befriedigendes.
    Maxie hob – adrett gekleidet und die Haare in einem züchtigen Knoten – die Hand, um an die Tür des Arbeitszimmers ihres Onkels zu klopfen, als drinnen Lady Collingwoods scharfe Stimme ertönte: »War dieser grauenhafte Mann denn wert, was du ihm gezahlt hast?«
    »Er war es. Simmons mag es zwar an Manieren fehlen, aber die Unerfreulichkeit im Hinblick auf Max hat er zu meiner Zufriedenheit bereinigt.« Es folgten ein paar unverständliche Worte, dann schloß ihr Onkel: »… mit Sicherheit nicht allgemein bekannt werden, wie mein Bruder gestorben ist.«
    Maxie erstarrte. Ihr Vater hatte früher schon Brustkrämpfe erlitten, daher war es nicht besonders überraschend gewesen, als er so plötzlich in London starb. Sein Körper war nach Durham überführt worden und würdevoll in der Familiengruft beigesetzt worden. Es gab keinerlei Grund zu der Annahme, daß er auf unnatürliche Weise gestorben war – bis jetzt.
    Mit wild pochendem Herzen vergewisserte sie sich, daß sie niemand beobachtete, dann drückte sie das Ohr an die Eichentür.
    »Du kannst sicher sein, daß dein Bruder auch im Tod so viele Probleme bereitet wie im Leben. Sehr bedauerlich, daß er nicht in Amerika geblieben ist«, bemerkte ihre Tante Althea. »Die Angelegenheit der Erbschaft wird sich als großes Debakel erweisen, und was ist, wenn Maxima erfährt, wie ihr Vater tatsächlich gestorben ist?«
    »Die Frage des Vermächtnisses ist fast geklärt, und die Wahrheit über ihren Vater wird sie nicht erfahren. Dafür habe ich gesorgt.«
    »Ich kann nur hoffen, daß du recht behältst, denn wenn sie es herausbekommt, brennt die Lunte«, erklärte Lady Collingwood pikiert. »Die kleine Heidin ist nicht dumm.«
    »Wärst du ihr gegenüber auch derart feindselig, wenn unsere Töchter so hübsch wie sie wären?«
    wollte ihr Onkel mit gepreßter Stimme wissen.
    Eine schockierte Pause, dann sprudelte seine Frau hervor: »Was bildest du dir ein? Als würde ich mir wünschen, daß meine Töchter so aussehen wie Maxima. Sie sind wohlerzogene junge englische Ladies und keine dunkelhäutigen kleinen Wilden.«
    »Wohlerzogen mögen sie sein, aber niemand wird von ihnen Notiz nehmen, wenn ihre Cousine mit ihnen im selben Raum ist.«

    »Sie reagieren auf sie wie Hengste auf eine hitzige Stute. Eine solche Aufmerksamkeit wünscht sich keine wirkliche Lady«, zischte Lady Collingwood. »Ich werde nie begreifen, wie sich dein Bruder dazu herablassen konnte, eine Indianerin zu heiraten. Das heißt, wenn er diese Kreatur wirklich geehelicht hat. Diese Unverfrorenheit, uns dieses Halbblut ins Haus zu bringen!«
    »Genug, Althea!« rief ihr Mann zornig. »Max mag ein Tunichtgut gewesen sein, aber er war auch ein Collins und Maxima ist seine Tochter. Ich kann an ihr keinerlei Mängel entdecken – weder in ihrem Verhalten noch in ihrem ganzen Wesen. Sie hat sich dir und Portia gegenüber sogar weit mehr als Lady erwiesen als du und Portia umgekehrt.«
    »Es ist noch keine Stunde her, seit sie Portia mit Pfeil und Bogen bedroht hat! Ich lebe in der ständigen Angst, daß sie die Beherrschung verliert und uns alle in unseren Betten ermordet. Wenn du nicht dafür sorgst, daß sie hier verschwindet, werde ich es tun.«
    »Nun habe doch wenigstens ein bißchen Geduld.
    Im nächsten Frühling, nach Ablauf der Trauerzeit, könnten wir sie in London in die Gesellschaft einführen. Dann ist auch Rosalind alt genug, und wir können alle drei Mädchen gleichzeitig vorstellen. Bei ihrem Aussehen hat Maxima bestimmt keine Schwierigkeiten, einen geeigneten Ehemann zu finden.«
    Bei der Vorstellung einer Saison in London zuckte Maxie unwillkürlich zusammen, aber die nächsten Worte ihrer Tante trafen sie noch tiefer. »Du kannst mir doch unmöglich zumuten wollen, sie zusammen mit unseren Töchtern debütieren zu lassen!« ächzte Lady Collingwood. »Das wäre doch unvorstellbar!«
    »Das erwarte ich aber von dir. Es ist durchaus nichts Unvorstellbares dabei, drei Cousinen gemeinsam zu präsentieren.«
    »Wir können sie nicht noch ein ganzes Jahr bei uns behalten«, erklärte seine Frau mit schneidender Stimme. »Schon bald kommt Marcus von seiner Europareise zurück, und du weißt sehr wohl, wie beeinflußbar er ist. Willst du etwa riskieren, daß sich dein Sohn in seine Cousine vernarrt? Bist du bereit, diese kleine Wilde als deine Schwiegertochter zu akzeptieren?«
    Nach längerem Schweigen meinte ihr Mann zögernd: »Das wäre nicht unbedingt die Partie, die
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