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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady
Autoren: Mary Jo Putney
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war, erkannte sie, daß er der bestaussehendste Mann war, den sie je zu Gesicht bekommen hatte. Seine relativ langen Haare schimmerten in allen vorstellbaren Goldtönen, und der herrliche Schnitt seines Gesichts hätte jeden Engel vor Neid zum Weinen gebracht.
    Ein Hexenring im Kreis brachte Maxie auf den abenteuerlichen Gedanken, daß sie über Oberon gestolpert war, den König der Nixen und Elfen.
    Aber nein, dazu war er zu jung, und ein Elf würde bestimmt keine so weltliche Kleidung tragen.
    Der blonde Mann setzte sich auf und lehnte sich gegen den Baumstamm. »Ein- oder zweimal haben sich Frauen zwar schon in meine Arme geworfen, aber noch nie so heftig«, sagte er, und um seine Augen bildeten sich winzige Lachfältchen. »Ich bin jedoch sicher, daß wir eine Lösung finden, wenn Sie sich auf höfliche Weise um mich bemühen.«
    »Sie sind offenbar noch immer nicht ganz wach«, entgegnete Maxie brüsk und mit betont tiefer Stimme. »Mein Name ist Jack. Ich bin keine Frau, schon gar keine, die ein Interesse daran hätte, sich in Ihre Arme zu werfen.«
    Er hob die Brauen. »Aus der Entfernung können Sie vielleicht als junger Mann durchgehen, aber Sie sind mit beträchtlicher Wucht auf mir gelandet, und ich bin wach genug, um zu erkennen, was mich da getroffen hat.« Er musterte sie von Kopf bis Fuß. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, sollten Sie darauf achten, daß Ihnen Rock und Weste nicht verrutschen und sich weitere Hosen besorgen. Noch nie bin ich einem so wohlgeformten jungen Mann wie Ihnen begegnet.«
    Errötend zupfte sich Maxie ihren Rock zurecht und wollte gerade davonstürzen, als er abwehrend den Arm hob.
    »Sie brauchen nicht vor mir davonzulaufen. Ich bin ein harmloser Bursche. Vergessen Sie nicht: Sie haben mich überfallen, nicht umgekehrt.« Er griff zu einem Beutel, der neben ihm im Gras lag.
    »Zeit zum Mittagessen. Ich habe mehr Verpflegung dabei, als ein Mensch vertilgen kann.
    Haben Sie Lust, mir Gesellschaft zu leisten?«
    Sie sollte wirklich zusehen, daß sie sich so weit wie möglich von diesem gutaussehenden Fremden entfernte. Aber er war durchaus freundlich, wirkte nicht bedrohlich, und eine kleine Unterhaltung könnte ihr nur gut tun.
    Maxies Entscheidung war gefallen, als er eine Cornish Pasty aus seinem Beutel zog. Ein appetitlicher Duft stieg in ihre Nase.
    Ihr Magen würde ihr eine Ablehnung nie verzeihen. »Wenn Sie wirklich mehr als genug haben, wäre es mir eine Freude, mich an Ihrem Mahl zu beteiligen.« Maxie ließ ihr Bündel fallen und hockte sich mit überkreuzten Beinen ins Gras
    – in sicherer Entfernung für den Fall, daß sich der junge Apoll als doch gefährlicher erwies, als es zunächst den Anschein hatte.
    Der blonde Mann reichte ihr die Pasty. Dann griff er wieder in seinen Beutel und holte eine weitere Pasty, kaltes Brathuhn, etliche Brötchen und einen kleinen Krug heraus. »Das Ale werden wir uns teilen müssen.«
    »Ich trinke kein Ale.« Aber Pasties aß sie und mußte sich sehr beherrschen, sie nicht hinunterzuschlingen. Die knusprige Teighülle und die Füllung aus Kartoffeln, Gemüse und Fleisch schmeckten köstlich.
    »In manchen Kreisen wird es als ungemein unhöflich betrachtet, wenn man beim Essen den Hut aufbehält«, meinte er nach einem Biß in seine eigene Pasty nachdenklich.
    Maxie zögerte, ihre Gesichtszüge den Blicken dieses Fremden preiszugeben, konnte seinen Appell an gutes Benehmen aber nicht ignorieren.
    Immerhin hatte er sie zum Essen eingeladen. Also hob sie die Hand und zog sich den Hut vom Kopf.
    Einen Moment lang starrte er sie mit angespanntem Gesicht an. Derartige Reaktionen waren ihr nicht fremd, und ihre Hand verschob sich, damit sie notfalls schnell zu ihrem Messer greifen konnte.
    Glücklicherweise enthielt er sich aller törichten oder vulgären Bemerkungen. »Möchten Sie vielleicht ein bißchen kaltes Huhn?« fragte er, nachdem er einmal hart geschluckt hatte.
    Maxie entspannte sich. »Ja, sehr gern.«
    Auch er griff zu einem Schenkel. »Warum wandern Sie eigentlich unerlaubt in den Wäldern des Marquis of Wolverhampton herum?«
    »Ich lief gerade einen Pfad entlang, als ich hinter mir einen Wagen kommen hörte. Ich beschloß, es sei besser, sich zu verstecken, und wurde dann von einer Nachtigall abgelenkt. Und was haben Sie als Entschuldigung vorzubringen? Wilderei?«
    Er sah sie gekränkt an. »Sehe ich aus wie ein Wilderer?«
    »Nein. Zumindest nicht wie ein besonders erfolgreicher.« Sie war mit ihrer Hühnerkeule
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