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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady
Autoren: Mary Jo Putney
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Zeit auf den Straßen verbracht und weiß mich zu verteidigen. Ich brauche und will keinen Begleiter, wie ehrenhaft Ihre Absichten auch sein mögen.«
    Als er lächelte, fügte sie spitz hinzu: »Vermutlich geht von Ihnen für mich sehr viel mehr Gefahr aus als von irgendeinem eingebildeten Wegelagerer.«

    Ein Hauch von Gekränktsein überzog sein ausdrucksstarkes Gesicht. »Die Lady traut mir nicht.«
    »Ich wüßte nicht, warum ich das tun sollte.«
    Maxie warf ihm einen Seitenblick zu. »Sind Sie vielleicht Schauspieler? Sie machen den Eindruck, ständig etwas darstellen zu müssen.«
    »Ich habe schon viele Rollen gespielt«, gab er zu.
    »Aber nie auf einer Bühne.«
    Das hätte sie wissen müssen. Beim Theater wäre er ein Riesenerfolg gewesen – und sei es nur wegen der Ladies, die ihren letzten Penny dafür ausgeben würden, um ihn sehen zu können.
    »Haben Sie schon irgendwann einmal etwas Nützliches getan? Oder sind Sie nur eine Lilie auf dem Felde?«
    »Aber Arbeit fasziniert mich«, protestierte er.
    »Ich kann stundenlang dasitzen und ihr zusehen.«
    Maxie bemühte sich um ein ernstes Gesicht. »Wie ich sehe, ist aus Ihnen kein einziges vernünftiges Wort herauszubekommen.« Sie entschied sich für eine anderen Taktik. »Ich könnte es mir vielleicht anders überlegen, wenn Sie genügend Geld haben, um uns die Kutschfahrt nach London zu bezahlen, aber ich kann es mir leider nicht leisten, zwei Leute durchzufüttern. Dann bliebe mir nicht genug für mich selbst.«
    Das verschlug Robin nur kurz die Sprache. »Im Augenblick bin ich mittellos, und mein Bankier befindet sich bedauerlicherweise in London. Ich kann aber Geld aus der Luft zaubern, falls nötig.«
    Bevor Maxie zurückspringen konnte, griff er unter ihren Hut. Seine Fingerspitzen streiften ihr Ohr.
    Die Berührung war federleicht, aber ihre Haut begann nervös zu prickeln. Mit angehaltenem Atem sah sie zu, wie er ihr einen Schilling vor die Augen hielt.
    »Nicht schlecht«, gestand sie ein, »aber durch reine Fingerfertigkeit läßt sich kein Blei in Gold verwandeln.«
    »Fingerfertigkeit!« Er wirkte gekränkt. »Hier geht es um Magie, nicht um simple Tricks. Geben Sie mir Ihre Hand.«
    Amüsiert blieb Maxie stehen. Er legte den Schilling in ihre rechte Hand und schloß sie. Sein Griff war warm und fest. »Machen Sie zwei Fäuste, dann zaubere ich den Schilling aus einer Hand in die andere.«
    Folgsam ballte Maxie die Fäuste. Er wedelte mit den Händen durch die Luft und murmelte Unverständliches vor sich hin. »Jetzt, der Schilling hat sich bewegt.«
    »Sie müssen üben, Lord Robert, denn der Schilling ist noch immer in meiner Hand.« Zum Beweis öffnete Maxie die Hand und erstarrte. In ihrer Handfläche lag nicht nur die Münze, die er ihr gegeben hatte, da lagen zwei. »Wie haben Sie das gemacht?«
    »Reine Magie.« Er lächelte umwerfend. »Stimmt, das ist lediglich Fingerfertigkeit, aber darin bin ich ziemlich gut. Das hat mir häufig zu Kost und Logis verholfen, wenn meine Taschen leer waren.«
    Dieser Fremde war eindeutig ein
    vagabundierender Schausteller, wenn auch ein sehr unterhaltsamer. Maxie gab ihm die beiden Münzen zurück. »Das war sehr amüsant, Lord Robert, aber warum kehren Sie nicht zu Ihrem Schlafplätzchen im Wald zurück und lassen mich in Ruhe?«
    »Die Straßen sind für alle da.« Er steckte die Münzen ein. »Und da ich mich zur Reise nach London entschlossen habe, können Sie mich davon nicht abhalten.«
    Maxie öffnete den Mund, schloß ihn aber wieder, ohne etwas zu sagen. Gegen seine Feststellung war nichts einzuwenden. Wenn sie ihr unerwünschter Begleiter nicht überfiel, wonach es im Moment nicht aussah, hatte er ebensoviel Recht wie sie, die Straßen zu benutzen.
    Sie dachte an die Hunde, die ihrem Vater und ihr mitunter gefolgt waren. Und wie ein Hund würde
    ›Lord Robert‹ irgendwann das Interesse verlieren und sie allein lassen. Bei charmanten Halunken war die Konzentrationsfähigkeit noch weniger ausgeprägt als bei Straßenkötern. Alles was sie brauchte, war Geduld.

Kapitel 3
    DAS MORGENZIMMER VON Chanleigh Court war voller ausgewählter Kunstgegenstände, aber Desdemona ROSS verschwendete keine Zeit mit der Bewunderung. »Was meinst du damit, Maxima habe sich nach London begeben, um mich zu besuchen?« fragte sie und hob die dichten kastanienbraunen Brauen. »Ich bin nicht in London. Ich bin hier in Durham. Gegen mein besseres Wissen, wenn ich das hinzufügen darf.«
    Lady Collingwood
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