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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady
Autoren: Mary Jo Putney
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jemand hätte sie sich ausgeliehen.«
    »Offensichtlich ist genau das auch geschehen. Da Max und sie die meiste Zeit des Jahres durch die Wildnis von New England gestreift sind, muß ihr die Reise nach London vergleichsweise harmlos vorgekommen sein.« Desdemona ließ jedes Bemühen auf Beherrschung fahren. »Ihr zwei sollten euch schämen! Mit Fug und Recht konnte Max davon ausgehen, daß seine Tochter hier auf Chanleigh gut untergebracht ist. Aber statt dessen habt ihr sie davongetrieben!«
    Collingwood wurde hochrot. »Ich nahm an, daß sich Maxima bei uns wohl fühlt. Ich hatte vor, sie gemeinsam mit den Mädchen in die Londoner Gesellschaft einzuführen, übte aber in dieser Hinsicht keinen Druck auf sie aus. Es erschien mir nicht passend, über ihre Zukunft zu sprechen, bevor sie sich vom Verlust ihres Vaters erholt hat.«
    Desdemona fixierte ihre Schwägerin mit grimmigem Blick. »Hast du auch dafür gesorgt, daß sie sich hier wohl fühlt, Althea? Keine kleinen bissigen Bemerkungen über ihre Herkunft? Hast du für eine passende Garderobe gesorgt und ihr die jungen Herren der Umgebung vorgestellt?«
    »Wenn dir diese kleine Wilde so sehr am Herzen liegt, warum hast du dich dann nicht selbst um sie gekümmert?« entgegnete Lady Collingwood mit der Empörung der Schuldbewußten. »Du wärst jederzeit in den letzten vier Monaten willkommen gewesen, aber du hast ja nur ein paar Briefe geschrieben.«
    »Wir waren mit der Vorbereitung einer Parlamentsvorlage zum Schutz der Lehrlinge beschäftigt, daher konnte ich London nicht verlassen«, erwiderte Desdemona unbehaglich.
    »Aber du hast recht, ich hätte mich mehr um sie kümmern müssen.«
    »Es hat wenig Sinn, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen«, mischte sich Collingwood in der Hoffnung ein, die Auseinandersetzung zu beenden. »Das wichtigste ist, Maxima wohlbehalten zurückzubekommen.«
    »Und wie willst du das bewerkstelligen, wenn ich fragen darf?« wollte Desdemona wissen.
    Nach einem Moment des Nachdenkens nickte ihr Bruder erleichtert. »Ich weiß, wen wir ihr nachschicken können. Simmons hält sich zur Zeit in Newcastle auf. Ich werde ihn rufen lassen und ihm das Nötige erläutern. Mit ein wenig Glück haben wir Maxima bald wieder bei uns.«
    »Du kannst den Mann rufen lassen, wenn du unbedingt willst. Aber ich werde selbst nach ihr suchen«, erklärte Desdemona energisch. »Jemand aus der Familie sollte es zumindest versuchen.

    Wie sieht sie aus?«
    Lord Collingwood wollte sagen, daß sich seine Schwester absurd verhielt, daß man derartige Dinge besser Menschen mit entsprechender Erfahrung überließ. Aber ein Blick in Desdemonas Gesicht überzeugte ihn davon, ihr ihren Willen zu lassen. Seine Schwester war schließlich eine selbstbewußte und lebenserfahrene Witwe, der Diener zur Verfügung standen. Was sollte ihr schon groß passieren?
    Es war längst Nachmittag, aber Maxies unerwünschter Begleiter zeigte keinerlei Anzeichen von Langeweile oder Ermüdung. Er erhob auch keine Einwände gegen das forsche Tempo, das sie vorlegte. Gelegentlich machte er eine Bemerkung über die Landschaft, und sie wechselten drei oder vier Sätze. Dann und wann begann er – sehr musikalisch – zu pfeifen. Maxie mußte zugeben, daß in seiner Gesellschaft die Zeit sehr viel schneller verging.
    Gegen Abend erreichten sie ein kleines Dorf.
    »Darf ich Sie zum Abendessen einladen?« fragte er und deutete auf ein Wirtshaus mit dem Namen King Richard. »Alles, was Sie mögen. Es darf jedoch nicht mehr als zwei Schilling kosten.«
    Maxie musterte ihn kühl. »Sie können einkehren, wenn Sie mögen, aber ich habe die Absicht, meine Wanderung fortzusetzen. Gute Reise, Mister Andersen.«
    »Andreville«, korrigierte er ungerührt. »Anderson wäre zu gewöhnlich, um jemanden zu beeindrucken. Wollen Sie nicht doch einkehren?
    Ich habe zwar noch genug Proviant für morgen, aber eine warme Mahlzeit würde uns die kalte Nacht besser überstehen lassen.«
    »Es gibt kein uns, Mister Andreville«, erwiderte Maxie. »Wir sind lediglich zwei Individuen, die seit ein paar Stunden zufällig dieselbe Straße entlangziehen.«
    »Sie nehmen mich noch immer nicht ernst, stimmt’s? Aber das tut man selten, Sie befinden sich also in guter Gesellschaft. Nun gut, also essen wir kalt.«
    Als Maxie an dem Wirtshaus schon fast vorbei war, kam ihr eine Idee. Wenn sie sich zu seinem
    »warmen Abendessen« bereitfand, konnte sie bestimmt eine Möglichkeit finden, ihm zu entschlüpfen. Mit ein
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