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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder
Autoren: Nicci French
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Morris um. Er hörte mir aufmerksam zu.
    »Fred hat Spuren seines Haars auf Zoës Shirt hinterlassen, während er sie erdrosselte.«
    Ich bildete mir ein, die Andeutung eines Lächelns auf Morris’ Gesicht zu sehen.
    »Du hast das nicht gewusst, oder?«, wandte ich mich an ihn.
    »Dein Freund hat Zoë getötet, bevor du es tun konntest.«
    Ich sah Stadler und Links an. »Zwei Mörder. Das ist des Rätsels Lösung. Haben Sie sich nie gewundert, wieso die beiden Frauen auf so unterschiedliche Weise umgebracht wurden? Das Ganze war kein Fall von eskalierender Gewalt. Nein, es lag daran, dass die Morde von unterschiedlichen Personen begangen wurden. Warst du deshalb so brutal zu ihr, Morris? Hast du Jenny dafür bestraft, dass dir Zoë entgangen war?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Aber du bist ja ein bisschen dafür entschädigt worden«, fuhr ich fort. »Plötzlich hattest du nämlich das perfekte Alibi. Das verschaffte dir die Chance, mir so richtig auf die Pelle zu rücken. Mich ganz aus der Nähe leiden zu sehen.«
    »Aber wie hätte Fred den Mord planen sollen?«, fragte Links.

    »Miss Haratounian hatte ursprünglich doch gar nicht vor, in ihre Wohnung zurückzukehren.«
    »Ich glaube, er hat ihn nicht geplant«, antwortete ich.
    »Es hat eine Weile gedauert, bis mir das klar geworden ist.
    Ich musste immer an dieses seltsame Ding denken, das aus der Wohnung gestohlen worden ist, den scheußlichen Wandbehang, den Fred Zoë geschenkt hatte. Warum hätte jemand ausgerechnet diesen Fetzen mitnehmen sollen?
    Meiner Meinung nach ist es gar nicht gestohlen worden, Fred hat es sich bloß zurückgeholt. Wahrscheinlich war er gerade in der Wohnung, um seine Sachen mitzunehmen, als überraschend Zoë auftauchte. Da hat er den Gürtel ihres Bademantels genommen und sie damit erdrosselt.
    Deswegen war die Spurensicherung in diesem Fall auch so schwierig. Das Stück Stoff, das er mitnahm, war etwas, das ihm bereits gehörte. Hinzu kam, dass er ebenfalls ein perfektes Alibi besaß. Die Polizei wusste, dass er als Verfasser der Briefe nicht in Frage kam. Und wer sonst hätte Zoë umbringen sollen, außer dem Mann, der es bereits explizit angekündigt hatte? Das ist schon witzig, was, Morris? Du und Fred, ihr hättet ein gutes Team abgegeben, wenn ihr voneinander gewusst hättet.«
    Inzwischen wurde Morris von Sanitätern auf eine Trage gehoben. Sie waren gerade damit beschäftigt, ihm die Kanüle für eine Infusion zu legen.
    »Werdet ihr seine Taschen durchsuchen?«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, dass er mir etwas antun wollte.«
    Cameron sah zu Links hinüber, der nickte. Morris’
    schöne neue Hose bestand mittlerweile aus zwei Teilen.
    Cameron begann, die vielen Taschen zu durchsuchen.
    Plötzlich sah ich in seinen Händen etwas aufblitzen. Er hielt ein Stück Draht hoch.
    »Was ist das?«, fragte er Morris.
    »Damit wollte ich etwas reparieren«, antwortete der.
    »Was sind das für Reparaturen, für die man eine Drahtschlinge braucht, die man zuziehen kann?«
    Morris gab keine Antwort. Stattdessen starrte er mich an und sagte im Flüsterton: »Liebling. Ich werde wiederkommen, Liebling.«
    Die Sanitäter hoben die Trage hoch und trugen ihn hinaus.
    Links rief einem der uniformierten Beamten zu: »Zwei von euch fahren mit ins Krankenhaus! Klärt ihn unterwegs über seine Rechte auf. Lasst ihn nicht aus den Augen!
    Niemand darf zu ihm!«
    Ich sah ihm nach. Bis sie um die Ecke bogen, war sein einzelnes, glänzendes Auge unverwandt auf mich gerichtet. Sein freundliches, entstelltes Mördergesicht lächelte mich an.
    Ich wandte mich wieder an Links. »Was passiert mit Fred?«
    Links seufzte.
    »Wir werden ihn sofort verhören. Das heißt, sobald wir ihn festgenommen haben.«
    »Und was ist mit mir? Kann ich gehen?«
    »Wir werden Sie nach Hause bringen.«
    »Ich gehe lieber zu Fuß. Allein.«
    Cameron baute sich entschlossen vor mir auf.
    »Miss Blake, wenn Sie sich weigern, von einem Streifenwagen und unter Polizeischutz nach Hause gefahren zu werden, lasse ich Sie verhaften.«
    »Ich glaube«, sagte ich und bemühte mich dabei um einen möglichst coolen Ton, »ich glaube, ich würde mich allein sicherer fühlen.«
    »Wie Sie wollen«, antwortete er gepresst. Ich sah die Angst in seinem Gesicht. Er fürchtete sich vor der öffentlichen Schande, einer Karriere in Scherben.
    »Allein war ich schon immer sicherer.«

    23. KAPITEL
    as ich als Nächstes getan habe? Was tut man, wenn W einem das
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