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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes
Autoren: Kate Pepper
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aus dem Restaurant komme, steigt der grauhaarige Herr in ein Taxi. Ein Stück die Straße hinunter wartet Millerhausens Limousine mit laufendem Motor. Mit einem Handzeichen weist er den Chauffeur an, loszufahren, woraufhin sich der lange schwarze Wagen in den Verkehr einfädelt. Godfrey steckt die Hände in die Hosentaschen, biegt an der Ecke ab und geht zu Fuß Richtung Uptown und Park Avenue.
    Ich nehme die Verfolgung auf, halte Distanz und fühle mich dank des Pashmina unsichtbar. Seine dezente Farbe kaschiert mein kleines Rotes, sodass ich auf der breiten, spärlich beleuchteten Straße nicht weiter auffalle. Dass es noch nicht allzu spät ist und genug gut betuchte Menschen unterwegs sind, erleichtert mir meine Aufgabe. Trotz der paar Worte, die wir gewechselt haben, hat Millerhausen an der Bar nicht wirklich von mir Notiz genommen – jedenfalls nicht so, wie triebgesteuerte Männer auf willige Frauen reagieren. Er hat mich irgendwie registriert, mit mir geplaudert und mich prompt wieder vergessen. Von daher bin ich mir ziemlich sicher, dass er mich nicht sofort erkennen würde, sollte er sich umdrehen.
    Ohne einen Blick nach hinten zu werfen, schlendert er langsam und mit gesenktem Kopf sechs Blocks entlang, bis er zu einer grauen Markise gelangt, die sich um die Hausecke zieht. Kurzzeitig verschwindet er in einem diagonalen Schatten, ehe er wieder auftaucht und das Gebäude betritt. Von dem freundlich grüßenden Portier nimmt er keine Notiz. Marys Recherche zufolge ist 740  Park Avenue eine von New Yorks teuersten Adressen. Vor zehn Jahren haben die Millerhausens sich hier eine Zweitwohnung für neun Millionen Dollar zugelegt. Marys exzessive Nachforschungen haben ergeben, dass das Apartment, dessen Nebenkosten sich im Monat auf zwölftausend Dollar belaufen, heute auf dem Markt locker zwanzig Millionen erzielen würde. Meiner Meinung nach hat Mary es etwas übertrieben, doch auf der anderen Seite schadet es auch nicht, dass sie uns über alles unterrichtet, was sie herausfindet.
    Ich werfe einen Blick auf meine Uhr: 20 : 47 . Nachdem ich die Uhrzeit in meinem Blackberry notiert habe, rufe ich Mac an.
    «Er hat mit einem älteren Herrn zu Abend gegessen und ist allein nach Hause gegangen. Millerhausen wirkt auf mich ein bisschen verloren.»
    «Was bringt dich denn auf die Idee?»
    «Ich habe mit ihm gesprochen, an der Bar.»
    «Worüber?»
    «Nichts Besonderes.»
    «Nimm ein Taxi und komm nach Hause.»
    «So spät ist es noch nicht. Ich fahre mit der U-Bahn.»
    «Nein, Karin, du nimmst ein Taxi. Die Kosten dafür kann ich Cathy Millerhausen in Rechnung stellen.»
    Ich stelle mich an die Bordsteinkante, hebe den Arm, als wollte ich den Göttern der Park Avenue salutieren, und zeige genug Bein, um einen Aufruhr auszulösen. Drei Taxis halten auf mich zu, und ich steige in das Fahrzeug ein, das mich zuerst erreicht.

Kapitel 3
    Montag, 2. Juli
    M ary, wir können uns zum Mittagessen treffen und dann reden. Wenn du dich jetzt gleich auf den Weg zur U-Bahn machst, bist du in einer halben Stunde hier.» Mac, der nun seit fast einer Woche täglich zwischen Brooklyn und der Madison Avenue hin- und herpendelt und im Fall Millerhausen keinen Schritt weiterkommt, kann die Fahrtzeit auf die Minute genau abschätzen.
    «Warum besprechen wir das nicht am Telefon? Macht deutlich weniger Aufwand», wendet Mary ein.
    Mac stößt einen Seufzer aus. «Ist Karin da?»
    «Nein, sie ist mit Ben noch auf dem Spielplatz und will dich heute Nachmittag ablösen.»
    «Das halte ich für keine gute Idee. Sie hat mit Millerhausen geredet und ist damit aus dem Spiel.»
    «Stimmt.»
    «Was gibt es sonst Neues?»
    «Ich habe noch mal alle Sommerlager angerufen. Kein freier Platz in Sicht.»
    Dass einer von ihnen arbeitet und der andere während der jetzt schon endlos scheinenden Sommerferien einen aufgeweckten Fünfjährigen bespielt, ist für alle und vor allem für Karin anstrengend. Im Winter und Frühjahr, als sich die Sommerlager, die Kinder in Bens Alter aufnehmen, trotz horrender Gebühren vor Anmeldungen kaum retten konnten, sah es bei der Familie Schaeffer-MacLeary finanziell ziemlich mau aus. Dank Cathy Millerhausens Paranoia und der damit einhergehenden durchaus großzügigen Entlohnung wäre ein Aufenthalt im Sommerlager nun erschwinglich, doch inzwischen sind alle Plätze belegt. Dass Bens Freunde den Sommer im Ferienlager verbringen oder sonst wo Urlaub machen, ist der Situation nicht förderlich. Dathi passt hin und
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