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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes
Autoren: Kate Pepper
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sein, wovon er allerdings nicht ausgeht, kann Mary diesen Punkt klären.
    Mac öffnet den Kalender in seinem Blackberry und notiert das Kennzeichen der Limousine und die Ankunftszeit – 9 : 19  Uhr. Dafür, dass er bereits gut zwei Stunden auf der Lauer gelegen hat, ist er mit seinem derzeitigen Erkenntnisstand überhaupt nicht zufrieden, doch in der Vergangenheit ist es durchaus schon vorgekommen, dass Mac einen ganzen Tag mit Warten verbrachte und die Zielperson überhaupt nicht zur Arbeit kam, sondern stattdessen irgendwo anders ein Schäferstündchen einlegte.
    Um kurz nach halb eins verlässt Millerhausen das Gebäude in Begleitung eines Mannes in Anzug und Krawatte. Sein Begleiter ist kleiner, kräftiger und hat grau-braun meliertes Haar. Mac holt seinen Blackberry heraus und sucht ein Foto von dem Geschäftsführer Dan Stylos, das Mary ihm vor ein paar Minuten zugemailt hat. Bingo! Die beiden ins Gespräch vertieften Männer schlendern langsam zu einem Restaurant auf der 53 th Street und kehren dort ein. Mit knurrendem Magen studiert Mac die ausgehängte Speisekarte: Hamburger zu fünfunddreißig, Salate zu dreißig und Cappuccino zu zehn Dollar. Dieser Spätjunitag hat es, was die Temperaturen angeht, in sich, und als die beiden Männer anderthalb Stunden später das Restaurant verlassen, ist das Thermometer auf siebenundzwanzig Grad geklettert und Macs Hemdrücken feucht. Er folgt ihnen zur Madison Avenue, beobachtet, wie sie das Gebäude betreten, und flüchtet sich für einen Moment in den herrlich klimatisierten Crumbs Bake Shop nebenan, wo er der Frau mit dem schwarzen Haarnetz und der fleckigen weißen Schürze nicht mehr sagen muss, dass er einen kalten Kaffee mit Eiswürfeln möchte. Er bestellt noch einen Vanille-Kokosnuss-Cupcake und kehrt dann auf seinen Posten auf dem Gehweg zurück.
    Um 17 : 23  Uhr hält die Limousine abermals vor dem Gebäude und wartet mit laufendem Motor. Knapp zwanzig Minuten später nimmt Godfrey auf der Rückbank Platz. Mac tritt auf die Straße und winkt eins der zahllosen gelben Taxis heran. Am frühen Abend besteht ihre Kundschaft vorwiegend aus Abteilungsleitern, die es sich zwar leisten können, nicht mit der U-Bahn zu fahren, aber auf die Art von Fortbewegung verzichten müssen, die Millerhausen zur Verfügung steht. Dass Mac nicht den geringsten Schimmer hat, wohin es gehen soll, schert ihn wenig. Er kann die Taxifahrt Cathy Millerhausen in Rechnung stellen, hat den ganzen Abend Zeit und ist hocherfreut, endlich sitzen zu dürfen.
    Der Berufsverkehr auf dem Cross Bronx Expressway ist mörderisch und bessert sich erst, als sie mit zwei Wagenlängen Abstand hinter der Limousine auf der Interstate  87 nach Norden kriechen. Anscheinend fahren sie zu dem Haus in Connecticut, in dem Millerhausen mit Cathy und den Zwillingen lebt. Die Vorstellung, wie lang sich die Fahrt in diesem nach verschütteter Limonade riechenden Taxi hinziehen wird, begeistert Mac nicht gerade. Wie vertreiben sich reiche Typen wie Millerhausen eigentlich die Zeit, während normale Menschen einfach warten müssen? Wenn man so viel Geld hat, dass man sich alles leisten kann, was einem in den Sinn kommt, tut man es dann auch? Der Privatdetektiv spielt im Geist all die Möglichkeiten durch, die einem Milliardär zur Verfügung stehen. Er malt sich aus, wie Millerhausen mit ausgestreckten Beinen in seiner bequemen Limousine sitzt, sich einen Drink genehmigt und auf dem Flachbildfernseher ein Spiel der Yankees anschaut.
    Ali Hussein Muhammad al-Adzhari (so heißt der Taxifahrer laut dem auf dem Armaturenbrett befestigten Ausweis) mustert Mac im Rückspiegel. «Machen Sie das jeden Tag?»
    «Ich bin doch nicht verrückt.»
    Als urplötzlich ein Rap-Song aus dem Radio dröhnt, ächzt Ali und schaltet 1010   WINS ein, wo gerade die Nachrichten laufen:
    «Wetterchaos im Juni: Vor der Nordwestküste Floridas braut sich ein Hurrikan zusammen!»
    «Dramatischer Absolventenrückgang an amerikanischen Highschools!»
    «Stellvertretender Football-Trainer für schuldig befunden, über zwanzig Jahre Kinder an der Penn State missbraucht zu haben!»
    «Killerbienenterror in Südmexiko. Erstes Todesopfer in eigenem Haus gefunden!»
    «Suche nach dem vermissten Teenager aus Harrisburg, Pennsylvania, wird personell aufgestockt! Der Vater sagt: ‹Wir hoffen immer noch, sie lebend zu finden!›»
    Mac beugt sich vor: «Könnten Sie einen anderen Sender einschalten?»
    Ali wählt einen Musiksender, wo gerade eine
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