Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
sie zurück.
    Ein Stoß erschütterte Awins Schildarm. Er schlug dem Wesen mit dem Schild gegen den Leib. Es zerfiel zischend zu Sand und Knochen. Schon kroch die nächste Schlange heran. »Außerdem«, rief Merege keuchend, »sind diese Schlangen doch schon tot. Es gibt nichts, was ich von ihnen nehmen könnte.«
    »Wovon redet die Hexe?«, rief Curru.
    Awin wich einem zuschnappenden Maul aus. Wieder streckte er zwei Gegnerinnen nieder. Drei neue nahmen ihren Platz ein. Eri schrie auf und taumelte hinter Awin zu Boden. »Mein Bein, sie haben mein Bein erwischt«, rief er.
    »Schützt den Yaman!«, rief Curru und warf sich mit gewaltigen Axthieben auf den Feind. Er atmete schwer. Lange konnten sie das nicht mehr durchhalten.
    »Und weißt du keinen anderen Zauber?«, rief Awin und
schlug nach einem Schlangenkopf, der beinahe Mereges Rücken getroffen hätte.
    »Für jeden Zauber brauche ich Kraft, Awin«, rief Merege.
    Awin stolperte über einen Knochen und fing sich gerade noch rechtzeitig, um einem blutigen Maul zu entgehen. Wieder erledigte er das Wesen mit dem Schild, dann ein weiteres mit dem Schwert. Seine Arme wurden langsam schwer. Wie lange fochten sie nun schon? Immer noch lief das unheimliche Knirschen und Knacken durch die Wände, und immer noch drängten weitere Schlangen aus den Wänden. Eri hatte sich einen Speer gegriffen und kämpfte auf den Knien weiter. Curru hatte die Waffe gewechselt. Er kämpfte mit seinem Schwert, und sein linker Arm hing schlaff herab.
    Plötzlich hatte Awin eine Eingebung: »Der Heolin!«, rief er. »Kannst du nicht Kraft vom Heolin nehmen?«
    Merege wehrte einen Gegner ab, stöhnte kurz auf und rief: »Aber wo ist er?«
    »Curru hat ihn«, rief Awin. Ein harter Stoß traf seinen Schild. Sein Arm wurde taub von der Erschütterung, und er sah entsetzt, wie der Schild zerbrochen von seinem Unterarm glitt. Er schlug einen Sandschädel von einem grotesken Rumpf, dann sprang er zurück.
    »Gib mir den Heolin, Curru!«, rief Merege.
    »Niemals, Hexe!«, lautete die Antwort.
    »Sie kann uns retten, Curru!«, rief Awin.
    »Das können wir schon selbst«, erwiderte der Alte keuchend.
    Awin zerschmetterte ein paar Leiber. Er hörte Merege schreien, dann Curru. Awin fuhr herum. Die Kariwa hatte Curru gepackt. »Gib ihn mir, alter Mann, oder wir werden alle sterben.«
    Curru wehrte sich und schrie plötzlich auf. Eine Schlange
hatte sich in seinen Knöchel verbissen. Awin sah weitere Ungeheuer auf Merege eindringen. Er stürzte sich auf sie und streckte sie nieder. Ein zweifacher Stich in der Seite raubte ihm den Atem. Sie hatten ihn erwischt. Er spürte Fangzähne, tödliche Kälte schien sich rasch von dort auszubreiten. Sein Schwert glitt ihm aus der Hand. Hinter ihm rangen Merege und der Seher miteinander. »Dann eben so!«, rief Merege.
    Eri kauerte hinter ihnen und versuchte, die unerbittlich anrückenden Schlangen mit Schild und Speer zurückzuschlagen. Awin sah Mereges entrücktes Gesicht. Sie hatte den zitternden Curru am Kragen gepackt. Er musste sie schützen! Sie war ihre einzige Hoffnung. Er warf sich einem weiteren riesigen Schlangenleib entgegen und rannte ihn einfach über den Haufen. Der Zusammenprall raubte ihm die Luft, Kälte strömte durch seine Glieder. Er taumelte. Über sich sah er Merege stehen, ihre Hand lag auf Currus Brust. Ihre Augen verfärbten sich weiß, und sie rief Worte in einer fremden Sprache, die sich Awin dennoch unauslöschlich ins Gedächtnis einbrannten: » Uo jega! Uo jega! Kaiwin Milnar! Kaiwin Wecuna! «
    Die Zeit blieb stehen. Die Sandschlangen erstarrten. Awin sah Risse über die Wände springen und Knochen bersten. Er wusste, all das geschah ungeheuer schnell, aber er sah es langsam, im Takt seines immer träger schlagenden Herzens. Uo jega - sie hatte den Totengott angerufen, so viel hatte er verstanden, und es erschien ihm, während er zwischen all den Knochen, Waffen und Rüstungsteilen von Kriegern, die seit Jahrhunderten verblichen waren, allmählich zusammensank, seltsam angemessen. Curru stöhnte durchdringend. Ein Licht glomm auf. Awin keuchte. Die Kälte hatte seine Lunge erreicht und bohrte sich mit tausend Nadeln hinein. Das Licht wurde stärker. Aus dem Funken wuchs eine Flamme und dann ein gleißendes Feuer. Awin schloss geblendet die Augen. Noch einmal
hörte er Merege rufen: » Uo jega! Kaiwin Milnar! Kaiwin Wecuna! Uo jega! «
    Der Donnerschlag war so laut, dass der Boden bebte. Awins Ohren dröhnten. Er war sich nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher