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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Hände vors Gesicht. »Der Konvent. Alle Frauen, die man aufgegriffen hat, hat man in den Konvent gebracht. Ich kann dir sagen, wo er ist.«
    »Ich habe eine bessere Idee«, erwiderte Murdo. Er ging zur Treppe und schleifte den Bischof hinter sich her. »Du wirst mir zeigen, wo er ist, Ratte.«
    Aus dem Raum am Fuß der Treppe hallte plötzlich Lärm herauf, und Schritte waren auf der Treppe zu hören.
    »Die Erlösung ist nahe«, bemerkte Adalbert mit selbstgefälligem Lächeln. »Ich werde nirgendwo mit dir hingehen. Du wirst dir im Gegenteil schon bald wünschen, niemals ein solches Verbrechen gegen die Kirche begangen zu haben.«
    Murdo drehte sich um, um sich dem ersten Handlanger des Bischofs zu stellen. Es waren jedoch Jon Reißzahns Kopf und Schultern, die in der Öffnung erschienen. »Sie kommen, Murdo.« Er deutete auf den Bischof und fragte: »Hat er dir irgendwas gesagt?«
    »Ein wenig, aber nicht alles.«
    »Dann bring ihn runter. Wir werden sie aufhalten.«
    Der Nordmann verschwand sofort wieder, und Murdo verstärkte seinen Griff um den Arm des halsstarrigen Kirchenmannes. »Beweg dich!«
    »Es gibt keinen Grund.«
    »Beweg dich!« schrie Murdo und riß seinen Gefangenen zur Treppe.
    »So kann ich doch nicht gehen. Ich bin unbekleidet. Ich muß zumindest meinen Umhang anziehen - und Schuhe.« Er drehte sich um und versuchte, wieder zurückzuschleichen. »So kann ich mich doch nicht sehen lassen; das ist würdelos.«
    »Wir werden uns schon um deine Würde kümmern«, erwiderte Murdo, drückte Adalbert die Hand in den Rücken und zwang ihn die Treppe hinunter. »Dasselbe Maß an >Würde<, das du anderen gewährt hast, soll auch dir gewährt werden.«
    Als er den Raum am Fuß der Treppe erreichte, stieß Murdo den widerspenstigen Kirchenmann zur Tür des Vorraums, wo Jon Reißzahn mit dem Speer in der Hand auf ihn wartete. »Beeil dich! Da kommt jemand.«
    Sie rannten zur Außentür und zerrten den Bischof hinter sich her. Gerade als sie den Kreuzgang erreichten, öffnete sich die Tür gegenüber den Gemächern des Bischofs, und eine Stimme schrie: »Ihr da! Bleibt sofort stehen!«
    Murdo warf einen Blick zurück und sah Abt Gerardus auf sie zueilen. Kurz betrachtete er den widerwärtigen Priester, dann sagte er zu Jon Reißzahn: »Nimm ihn auch mit.«
    Der Nordmann wirbelte herum und hob gleichzeitig den Speer. Gerardus, die Stimme noch immer laut erhoben, sah den Speer und schloß den Mund.
    Murdo steckte den Kopf zur Tür hinaus und spähte in den Kreuzgang. Emlyn stand dort bei einer Gruppe Mönche; dem gebannten Gesichtsausdruck der Männer nach zu urteilen, erklärte er ihnen gerade etwas. »Kommt mit, und haltet den Mund«, sagte Mur-do und zerrte den Bischof ins Freie; Jon Reißzahn folgte mit dem Abt, und die vier machten sich auf den Weg durch den Kreuzgang zum Sanktuarium.
    Dort angekommen, eilten sie durchs Kirchenschiff zu den großen Flügeltüren, welche die Brüder gerade für den Tag öffneten. Mur-do dankte den verwirrten Mönchen und schob die Tür noch ein Stück weiter auf. Jon Reißzahn stieß die beiden Priester durch die Lücke hindurch, und gemeinsam liefen sie zum Hafen hinunter.
    Nachdem sie die Kirche verlassen hatten, blieb der Bischof plötzlich stehen. »Tötet mich, wenn ihr wollt. Ich tue keinen Schritt mehr.«
    Mit zwei Schritten stand Jon Reißzahn unmittelbar vor Adalbert. Er reichte Murdo den Speer und sagte: »Nimm das, und geh voraus. Wir sind direkt hinter dir.«
    Murdo stieß den Abt mit dem stumpfen Ende des Speers in die Rippen, und nachdem sie sich wieder in Bewegung gesetzt hatten, drehte Jon Reißzahn sich zu dem Kirchenmann um und sagte: »Wenn Ihr gestattet, mein Herr Bischof.« Er bückte sich, packte Adalbert an den Knien und warf ihn sich über die Schulter wie einen Sack Mehl.
    Auf diese Art eilten die vier Männer durch die Stadt - übrigens sehr zur Belustigung der braven Bürger, die ihren morgendlichen Geschäften nachgingen. Der Bischof wehrte sich zaghaft, rief nach Hilfe und flehte den Nordmann an, ihn herunterzulassen. Als sie den Hafen erreichten, warf Murdo einen Blick zurück, denn er erwartete, eine Heerschar von Mönchen aus der Kathedrale strömen zu sehen. Zu seiner Überraschung sah er jedoch nur Emlyn, der auf seinen kurzen Beinen zum Hafen hinunterrannte.
    »Schaff ihn an Bord«, forderte Murdo den Nordmann auf, der daraufhin mit dem nahezu hysterischen Bischof auf der Schulter auf die Mole stieg.
    »Du wirst nichts dadurch gewinnen«,
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