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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Königs erinnerten; der Tisch war mit einer goldenen Decke bedeckt, und auf den Stühlen lagen Kissen aus dem gleichen Stoff. Silberne Kerzenleuchter glitzerten in den dunklen Ecken des Raums, und hier und da funkelten Edelsteine und wertvolle Metalle in der Dunkelheit. Bischof Adalbert jedoch war nirgends zu sehen.
    Murdo verstärkte seinen Griff um den Arm des Mönchs. »Wo ist er?«
    Der Mönch zuckte unwillkürlich zusammen und deutete auf eine hölzerne Treppe am anderen Ende des Raums. »Zeig es mir«, befahl ihm Murdo und stieß den Priester vor sich her. Sie stiegen die hölzernen Stufen empor in einen kleinen Raum mit zwei schmalen Fenstern, die mit rot und gelb gefärbtem Glas verschlossen waren, wodurch der Raum in ein rosafarbenes Licht getaucht wurde. Auf einem mit Pergamenten bedeckten Tisch standen in der Mitte Feder und Tinte, und an der den Fenstern gegenüber liegenden Wand stand ein großes, mit Vorhängen verhängtes Bett.
    Murdo hatte den Raum mit zwei Schritten durchquert und zog die Vorhänge beiseite. Adalbert riß die Augen auf und stieß einen leisen, erstaunten Schrei aus, als Murdo ihn am Arm packte und aus dem Bett zerrte. Mit einem Grunzen landete der Bischof auf allen vieren.
    »Steh auf!« befahl ihm Murdo und packte erneut den Arm des Bischofs, um ihn in die Höhe zu reißen.
    »Laß mich los!« verlangte der Bischof. Es gelang ihm, einen Teil seines üblichen, würdevollen Dekorums zu bewahren, und langsam richtete er sich in seinem Nachtgewand auf. »Wer bist du?« verlangte er zu wissen. »Wie kannst du es wagen, einen Kirchenfürsten auf heiligem Boden anzugreifen?«
    »Ich glaube, Ihr kennt mich, mein Herr Bischof.« Murdo trat einen Schritt vor und starrte dem Kirchenmann in die Augen.
    »Ich habe dich noch nie im Leben gesehen«, erklärte Adalbert steif.
    Murdo versetzte dem Mann eine schallende Ohrfeige. »Ich habe keine Zeit für Eure Lügen«, zischte er.
    »Was willst du von mir?« fragte der Bischof und preßte die Hand auf die Wange.
    »Frau Ragnhild und ihre Tochter Ragna - wo sind sie?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
    Erneut schoß Murdos Hand vor und traf den Kirchenmann mitten ins Gesicht. »Denkt gut nach, bevor Ihr das nächste Mal antwortet«, warnte er.
    Adalbert streckte die Hand nach dem verängstigten Mönch aus, der an der Treppe kauerte, und flehte: »Bruder, hol Hilfe! Rasch! Ich will, daß man diesen Verbrecher augenblicklich ergreift.«
    »Bleib, wo du bist«, knurrte Murdo. Der Mönch blieb, wo er war. An den Bischof gewandt wiederholte Murdo: »Frau Ragnhild und ihre Tochter - wo?«
    »Auch wenn ich mich wiederhole, ich weiß nicht, wovon du sprichst«, erwiderte der Bischof trotzig. »Man hat dich getäuscht, wenn du glaubst.«
    Erneut traf Murdos Hand ihn an der Wange, diesmal jedoch härter.
    Der kräftige Schlag erzeugte ein ängstliches Funkeln in den Augen des Kirchenmannes. »Warum tust du das?«
    Der verängstigte Mönch nutzte die Gelegenheit, um zu fliehen und Hilfe zu holen. Eilig rannte er die Treppe hinab. Murdo packte erneut den Arm des Bischofs und hob warnend den Finger. »Ich frage Euch jetzt zum letztenmal: Was habt Ihr mit Frau Ragnhild und ihrer Tochter gemacht?«
    »Alle Schäflein dieser Inseln unterstehen meinem Schutz. Es ist schwer zu sagen, was.«
    Murdo hob die Hand weit höher als zuvor, um seinem Opfer Gelegenheit zu geben, den Schlag kommen zu sehen.
    »Nein! Warte!« rief Adalbert rasch. »Frau Ragnhild und ihre Tochter! Natürlich! Jetzt erinnere ich mich!«
    »Wo sind sie?«
    »Frau Ragnhild ist tot«, erklärte ihm der Bischof unverblümt. »Fieber, glaube ich. Über die anderen weiß ich nichts.«
    Murdo starrte den schmierigen Kirchenmann mit hartem Blick an und beschloß, daß der Mann die Wahrheit gesagt hatte. »Ihre Tochter und die anderen - Frau Niamh, die bei ihr gelebt hat -, was ist mit ihnen geschehen?« fragte er, obwohl er sich vor der Antwort fürchtete.
    »Soll ich etwa die Verantwortung für jedes zügellose Weib auf diesen Inseln übernehmen?« schnaufte der Bischof. »Du bist wahnsinnig.«
    Der Schlag traf den Bischof mitten auf den Mund und warf ihn zurück. Blut floß aus Adalberts geplatzter Lippe das Kinn hinunter. Beim Anblick seines eigenen Blutes begann der Kirchenmann zu wimmern.
    »Die Frau, von der du sprichst, ist meine Mutter, Schwein.« Mur-do hob erneut den Arm. »Muß ich dich etwa noch einmal fragen?«
    »Nein! Nein!« Der erschrockene Kirchenmann hob schützend die
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