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Der Sohn des Kometen

Der Sohn des Kometen

Titel: Der Sohn des Kometen
Autoren: Hugh Walker
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Schenkeldruck gehorchte, erschien ihm mehr wie das Vorantasten eines Blinden.
    Sie verirrte sich nicht. Bei Anbruch der Morgendämmerung vernahmen sie das Rauschen der Wasserfälle, das sie begleitete und kräftiger wurde, bis sie in der aufgehenden Sonne das grandiose Schauspiel des herabstürzenden Wassers vor sich sahen.
    »Die Wasserfälle von Cythor«, erklärte sie. Die Müdigkeit hatte ihnen das letzte Stück des Weges zu schaffen gemacht, doch der Anblick ihres Zieles erfüllte sie mit frischer Kraft. »Wir reiten am besten ganz offen, damit uns die Wachen früh entdecken.«
    Er nickte. »Müssen wir ganz hinauf?«
    »Wenn du in die Gruft willst, ja. Sie ist hinter den Fällen verborgen.«
    Während der Stunden des nächtlichen Rittes hatten ihn die Gruft und die Legende mehr beschäftigt, als er sich eingestehen wollte. Und nun war seine Neugier unbezähmbar. »Nichts wird mich davon abhalten, Nyala. Weder deines Vaters Wachen noch die Schattenkräfte, die deine abergläubischen Landsleute in solchen Schrecken versetzen.«
    Sie lächelte. »Das dachte ich mir.«
    »Sagt deine Legende auch etwas darüber aus, was alles auf den Helden zukommt, wenn er den Entschluss fasst, die Welt zu retten?« fragte er ironisch.
    »Und ob. Es heißt, dass der Sohn des Kometen sich erst bewähren muss und dass ihm schwere Prüfungen auferlegt werden. Erst wenn dies geschehen ist, wird er die Macht besitzen, seine Aufgabe zu beginnen. Aber die Prophezeiung enthält auch eine Warnung. Es heißt, dass es getan sein muss, ehe der Lichtbote von seiner langen Reise zur Welt zurückkehrt, denn er wird sehr schwach sein, und fällt sein Licht nicht auf eine klare Lichtwelt, so wird sein Licht erlöschen und die Welt untergehen.«
    »Um nicht mehr und nicht weniger als den Untergang der Welt geht also der Kampf?«
    Sie nickte ernst.
    »Du bist fest überzeugt von der Wahrheit dieser Legende?«
    »Von ihrem wahren Kern«, berichtigte sie.
    »Gibt es jemanden, der wissen könnte, wann der Lichtbote auf unsere Welt zurückkehrt?«
    Sie sah ihn überrascht an. »Diese Frage habe ich mir noch nicht gestellt. Ja, Seher vielleicht. Aber hätten sie es nicht längst verkündet, wenn sie es wüssten?«
    Mythor nickte. »Vielleicht weiß die andere Seite es.« »Die andere Seite?«
    »Die Zauberpriester der Caer.«
    Sie ritten einen felsigen Pfad am Fuß der Fälle entlang und hielten unvermittelt an. Eine reglose Gestalt lag auf dem steinigen Boden.
    »Ein Wachtposten!« entfuhr es Nyala. »Einer von Vaters Männern. Ich kenne ihn.«
    Sie stieg ab und beugte sich über ihn, während Mythor unruhig die Felsen beobachtete.
    »Er hat keine Wunde«, sagte sie mit bleichem Gesicht. »Der Atem des Todes. So weit drang er noch nie. Nun siehst du es selbst.«
    Neugierig stieg Mythor ab. »Wo sind die anderen?«
    »Es wird ihnen ebenso ergangen sein.« Sie zitterte.
    Mythor beugte sich über den Toten. Blut war nirgends zu sehen, aber etwas anderes fand er. »Der Atem des Todes war sein eigener«, stellte er trocken fest. »Er hätte mehr gebraucht. Er ist erwürgt worden. von hinten.« Er deutete auf die bläulichen Würgemale zwischen Helm und Wams. »Wir lassen besser die Pferde hier, steigen zu Fuß hoch und nutzen jede Deckung, die wir finden können. Vorwärts.«
    Weder des Herzogs Männer noch ihre Widersacher kamen zum Vorschein, während sie nach oben kletterten. Das Donnern und Rauschen der Fälle war betäubend, und es wurde kälter mit jedem Schritt, den sie taten. Aber trotz des Lärms hörten sie in der Ferne die Alarmhörner.
    Nyala hielt an und klammerte sich an Mythor. »Elvinon!«
    »Was bedeutet es?«
    »Nur eines: Die Caer greifen an!« Sie starrten auf den Horizont hinter den Hügeln.
    »Es ist zu spät, jetzt umzukehren«, sagte Mythor nach einem Augenblick. »Lass uns dies hier zu Ende bringen.«
    Sie nickte fröstelnd. »Es ist kalt wie.« »Der Atem des Todes?« ergänzte er unsicher.
    »Spürst du es nicht?«
    »Es ist das Wasser. Es ist immer kalt in den Bergen, wo es herkommt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist eine andere Kälte. Sie klammert sich mir ums Herz. Ich habe sie noch nie so stark gefühlt. Ich kann kaum atmen.« Sie taumelte.
    Mythor hob sie hoch und trug sie ein Stück. Sie lag wie leblos in seinen Armen, die Augen geschlossen, die Wangen bleich und feucht vom sprühenden Wasser, das der Wind der Fälle wie Staub über die Felsen trug.
    Als er das Mädchen absetzte, nun, da der Vorhang schäumender Gischt
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