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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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zu gefallen, werde ich es gut machen.
    Sie langte in die warme, dunkle Tasche und tastete vorsichtig umher. Aha! Ihre Finger fanden, wonach sie gesucht hatte.
    Ein Feuerzeug. Und eine Flasche Kerosin.
    » Die Türen sind schwer«, sagte sie. Sie schlug einen leichten Ton an, da sie sich nicht anmerken lassen wollte, wie sehr es sie kribbelte, weil Seine Augen sie beobachteten.
    Er streckte die Hand aus und zog eine Hälfte der Falltür so mühelos auf, als würde er eine Zeitschrift aufheben.
    Mondlicht strömte in den Keller. In einer Ecke saß zusammengekauert eine zerlumpte Gestalt, kaum sichtbar in dem Dunkel. Quill weinte.
    » Bitte … bitte …«
    Hannah lächelte. Sie wusste, was sie zu tun hatte.
    Auf dem Boden lag jede Menge Geld. Ich habe es hingelegt, dachte sie, zufrieden mit sich. Einige Geldstapel waren von dem Regen, der durch die Türritzen getropft war, nass geworden, aber das meiste war noch trocken. Sie schraubte den Deckel der Kerosinflasche ab und goss ihren Inhalt die Treppe hinunter. Der ölige Geruch war stechend, und sie runzelte die Stirn – es gefiel ihr nicht, wenn auch nur ein Atom von Seinem vollen Moschusaroma überdeckt
wurde.
    » Jetzt?«, fragte sie.
    Sie spürte die Wirbel in der kühlen Luft, als sein riesiger Kopf hinter ihr zur Erde hinunterschwenkte, bis Sein Mund genau in ihrem Nacken war. Ihre Haut kribbelte vor Freude, und ihr Herz schlug heftig.
    » Jetzt«, sagte Er mit einer Stimme, so warm wie Sonnenlicht auf altem Gemäuer oder das Meerwasser in einem sommerlichen Felstümpel. Köstlich, alt und tief.
    Hannah klappte den Deckel des Feuerzeugs auf und schnippte am Zündrad.
    » Bitte!«, flehte die zusammengekauerte alte Gestalt unten im Keller.
    Die Flamme funkelte hell, und Hannah spürte, wie Er sich hinter ihr heimlich entfernte. Es machte sie traurig. Sie warf das Feuerzeug in den Keller hinunter und hörte das dumpfe Aufrauschen, als das Kerosin Feuer fing.
    » MEIN HERR!«, schrie Quill, aber ihr letztes Wort wurde von dem kräftigen Knall erstickt, mit dem die Kellertür wieder zufiel.
    Hannah kroch zur Mitte der beiden Türen und schob den Riegel vor. Fertig.
    Sie blickte auf und strahlte, bereit, Sein Lob entgegenzunehmen.
    Unter ihr fingen die Schreie an.
    Er war wieder zehn. Tristram war auf einem schwebenden Teppich aus achtzigtausend Beinen vorbeigetragen worden. Nun war er ebenfalls tot und wurde fortgetragen, um irgendwo ungeschickt versteckt zu werden, so dass man ihn ausgeblutet und bleich zwischen Abfall und Holzresten finden konnte.
    Die Nacht glitt weinend an ihm vorüber, ihre Tränen waren kalt wie der ferne Himmel. Es ist alles gut, wollte er zu den seufzenden Bäumen und den tief hängenden Wolken sagen. Weint nicht. Ich bin glücklich.
    Er ging jetzt zurück. Zurück zu ihm, den er als Junge geliebt hatte, und zurück zu ihr, die er als Mann geliebt hatte. Diese letzte kühle Reise durfte nicht zu früh enden.
    Zufrieden mit dem Tod schlug Nicholas die Augen auf.
    Der Wald bewegte sich. Die Bäume schritten an ihm vorbei, winkten im kalten Wind, schüttelten ihren trübseligen Regen ab. Nicholas war überrascht. Er lag nicht auf dem Rücken und schwebte auf einem Bett aus dürren Krabbelbeinen über den Waldboden, sondern lag in einem Arm so stark wie eine Astkrümmung, lichtlos und mit dem Geruch nach Erde, Würmern und stechendem Moschus. Er wandte müde den Kopf.
    Das Mädchen lag neben ihm. Sein Name fiel ihm im Moment nicht ein. Es schlief, wie er es so gern getan hätte, und hatte die Lippen zufrieden geschürzt im Schlaf. Es hätte eine träumende Elfe sein können, die sich tief zwischen die liebevollen Wurzeln uralter Bäume schmiegte.
    Schlaf. Ein Elfentraum.
    Nicholas schloss die Augen, und der Regen fiel auf seine Lider und wurde immer stärker.

45
    In dieser Nacht schwoll der Fluss an. Der Regen hämmerte vom Himmel, als sei er entschlossen, die Erde aufzulösen.
    Die Polizei rief die Freiwilligen des State Emergency Service zurück, die im Wald an der Carmichael Road nach Hannah Gerlic suchten. Der Wald war einfach zu wild und trügerisch in einer solchen Regennacht … und der Regen war heftig. Auf die Strahlen starker Suchscheinwerfer reduziert stapften die durchnässten Männer und Frauen in ihren orangefarbenen Overalls aus der Baumreihe heraus und gingen zu dem Minibus, in dem sie gekommen waren. Sie marschierten über den Pflasterweg und stampften auf, um das Wasser abzuschütteln; sie schalteten ihre Lampen aus und
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