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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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fummelte an der Luke herum. Aber der Rahmen hatte sich beim Aufprall verzogen, und die Luke klemmte.
    Hannah schielte aus der Entfernung zu dem Messer. Quill beobachtete sie, und die graue Haut um ihre Augen kräuselte sich. » Wie schnell bist du, Kleine?«
    Hannah wandte den Blick nicht ab. Ich kann es schaffen. Ich kann es mir holen. Sie ist alt. Sie ist langsam.
    » Schneller als deine Schwester, hoffentlich«, höhnte Quill in leierndem Tonfall.
    Hannah schob das Kinn vor.
    » Nein, Hannah! Verschwinde von hier!«, rief Nicholas. Er schlug gegen die Luke. Sie rührte sich nicht.
    Hannah warf sich nach vorn.
    Quill schlug schnell wie ein Krähenschnabel zu. Ihr Arm traf Hannah mitten im Flug und schleuderte das Mädchen mit dem Gesicht voran auf die Erde. Hannahs ausgestreckte Hand bekam nichts als nassen, dunklen Sand zu fassen. Quill drehte sich, schnappte sich das Messer und stieß die freie Hand in Hannahs Nacken.
    Hannah schrie auf, aber der Schrei wurde sofort erstickt, als Quill ihr das Gesicht in den kalten, nassen Boden drückte.
    » Lassen Sie sie!«, rief Nicholas.
    » Er ist grausam und gütig, nicht wahr?«, zwitscherte Quill. » Was, mein Hübscher? Schickt sie vollständig und bereit aus Seinem Wald zu mir zurück!« Sie lachte. Wind kitzelte die Bäume, und ihre Blätter flüsterten zustimmend. Sie setzte sich auf Hannahs Rücken.
    Nicholas hörte auf, an die Luke zu schlagen. In der linken Hand hielt er Quills fieses kleines Messer, aber solange er hier festsaß, war es nutzlos wie ein abgebranntes Streichholz.
    Hannah strampelte und kämpfte, aber Quill hatte sie sicher im Griff. Sie prüfte die Schneide des Schälmessers mit dem Daumen und nickte. Über ihnen segelte der Mond durch einen aufklarenden Himmel. Quill blickte zufrieden zu Nicholas hinüber. Ihr Mund öffnete sich zu einem düsteren Lächeln. » Dann wollen wir sie mal losschicken«, flüsterte sie, » damit wir beide sein können.«
    Hannah versuchte zu schreien, aber Quill drückte ihren Mund tiefer in den sandigen Untergrund.
    » Tun Sie es nicht, Quill. Tun Sie es nicht«, flüsterte Nicholas.
    Quill sah ihn an, wie eine Mutter ein Kind ansieht.
    » Sie wird nicht viel spüren. Blut ist das einzige Opfer, das den Herrn zufrieden stellt.«
    Hannahs eines Auge über der Erde starrte Nicholas an, geweitet vor Todesangst.
    Der Mond zog hoch und unbeschwert über den Himmel.
    Das scharfe Schälmesser glitzerte.
    Und plötzlich wusste Nicholas, was er zu tun hatte.
    Der Gedanke stellte sich klar und hell wie das Mondlicht ein und tauchte alles in ein scharfes, deutliches Licht.
    Es gab noch eine andere Möglichkeit.
    » Rowena«, sagte er leise.
    Sie hörte ihn nicht, nahm das Messer in die rechte Hand und raffte mit der linken ein Büschel von Hannahs Haar zusammen.
    » Rowena«, wiederholte er. Er wunderte sich, wie ruhig er war.
    Quill sah zu ihm.
    Er setzte das kleine Messer an sein Handgelenk.
    Das Gesicht der Alten versteinerte. » Nein …«, flüsterte sie.
    Nicholas stieß die Klinge in sein Handgelenk. Der Schmerz war rein wie Glas. Er zog die Klinge durch Sehnen und Adern. Blut, dunkel wie Sirup, ergoss sich aus der Wunde.
    Er sah sein Blut zwischen den Ästen des Käfigs in den Sand fließen und versickern. Seine Ruhe fühlte sich wundervoll an. So, und wie fange ich jetzt an, fragte er sich. Was sage ich?
    Aber die Worte kamen wie von allein.
    » Mit meinem Blut rufe ich dich an. Ich wende mich an den Grünen Mann.«
    » Nein«, wiederholte Quill, lauter.
    Blut floss pulsierend aus der Wunde und klatschte leise in eine größer werdende Pfütze. Nicholas sah fasziniert zu.
    » Ich gebe dir mein Blut, und ich bitte dich …«
    » Nein!« Panik jetzt.
    » Rowena Quill für alle Zeiten …«
    » NEIN!« Ihre Stimme war schrill vor Angst.
    » … aus diesem Wald zu entfernen.«
    » Neeeiiin!« Quills letztes Wort geriet zum Schrei.
    Ihr Kreischen weckte eine zwei Jahrzehnte alte Erinnerung in Nicholas. Er hatte den Auftrag gehabt, eine Broschüre für einen Schlachthof in Kent zu entwerfen. Der Geschäftsführer hatte ihn durch das Unternehmen geführt und ihm die Schlachthalle gezeigt. Das Geräusch, das Quill jetzt von sich gab, war genau der Schrei tierischer Angst, wenn das Vieh in der schmalen Rinne um die Kurve bog und vor sich den Tötungsapparat und dahinter die Kadaver ihrer Verwandten sah, die vor ihnen gegangen waren. Die Angst angesichts des sicheren Todes.
    Quills Augen waren geweitet und weiß gerändert. Ihr
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