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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Deckung.
    Sie setzte sich auf und bürstete sich die wenigen verbliebenen Exemplare vom Körper. Was immer die Spinnen geleitet hatte, es war verschwunden. Der Zauber war gebrochen.
    Und Hannah hörte ein Splittern und Krachen aus der Richtung des Häuschens.
    Sie stand auf und lief auf das Geräusch zu.
    Nicholas lag auf dem Rücken. Der Käfig war beim Sturz gerollt und mit einem scharfen Krachen auf dem festen, nassen Boden gelandet. Er hatte instinktiv den Kopf vor den harten Ästen und Knochen geschützt und seinen Rumpf damit ungeschützt gelassen. Als der Käfig auf den Boden krachte, hatten ihm knotiges Holz und knollenförmige Knochen in die frei liegenden Nieren und die Rippen geschlagen. Er bekam keine Luft mehr. Von all den Raufereien, die er in der Schule verloren hatte, war die schlimmste die gegen einen schottischen Jungen namens Murray gewesen, der seine sommersprossige Faust tief in Nicholas’ Solarplexus gerammt hatte. Nicht nur war jeder Rest Luft aus ihm entwichen, seine Lungen waren auch wie ausgeschaltet, so dass sie nicht mehr einatmen konnten. Nicholas hatte gedemütigt und keuchend um Luft gerungen. Aber das hier war schlimmer – er ertrank in Schmerzen.
    Er rollte sich zur Seite, den Mund weit offen, und versuchte panisch, ein wenig Luft in seine brennenden Lungen zu saugen. Schließlich erwachte sein Zwerchfell stotternd zum Leben, und er holte tief und keuchend Luft.
    Seine Augen suchten nach Quill.
    Die alte Frau lag auf dem Boden. Sie hatte sich beim Sturz an den Käfig geklammert, aber der hatte sich gedreht, und nur eins ihrer Beine hatte sich darunter verfangen; sie versuchte gerade, es aus dem gesplitterten, hölzernen Flechtwerk zu ziehen.
    » Leck mich!«, zischte sie, aber Nicholas wusste nicht, ob sie ihn, sich selbst oder jemand anders verfluchte. Ihre Hände tasteten wie graue Krabben auf der Erde herum.
    Sie sucht nach dem Messer, dachte er. Wo ist es?
    » Wo ist es?«, flüsterte sie wie ein Nachhall seines Gedankens.
    Nicholas im Käfig, Quill auf der nassen, sandigen Erde. Beide drehten sich auf die Knie. Beide suchten mit Augen und Händen nach dem Messer.
    » Du verdammtes Miststück«, flüsterte Nicholas.
    » Leck mich«, zischte sie wieder, und diesmal war eindeutig er gemeint.
    » Du hast ihnen die Kehle durchgeschnitten!«, spie er heraus, während seine Finger unter die harten, knorrigen Äste und in die feuchte Erde krochen.
    » Für Ihn!«
    » Für dich selbst, du gierige Hure!«
    » Leck mich«, wiederholte sie leise. » Wo ist es?«
    Nicholas setzte sich unter Schmerzen in die Hocke. Sein Schatten war ein dunkler Schmutzfleck auf der Innenseite der halb zertrümmerten Kugel. Das Mondlicht ließ die Knochen des Käfigs weiß wie die Rippen von Meereswesen leuchten. Ein silbernes Aufblitzen! Sein Blick ging mit einem Ruck zu dem Reflex von der scharfen Messerklinge. Die Waffe lag genau vor den Stäben. Nahe bei ihm. Weit weg von Quill.
    » Ja«, flüsterte er und langte zwischen den Ästen hindurch.
    » Nein«, fauchte Quill. Sie rappelte sich auf.
    Nicholas packte das Messer.
    Und eine kleine Gestalt kam mit einem schrillen Schrei aus dem Schatten und stieß ihr eigenes Messer auf Quill hinab.
    Als Hannah in den Baumkreis schlich, riss sie die Augen auf. Auf dem Boden lag der Käfig, von dem sie geträumt hatte, der Käfig aus Knochen und Ästen, das kugelförmige Gefängnis, in das die Spinnen sie in ihrem Traum gefesselt zum Sterben verfrachtet hatten. Der Käfig war auf den Boden gestürzt, und Nicholas lag auf dem Rücken darin und schnappte nach Luft wie ein Fisch an Land. Eine alte Frau tastete in der Nähe auf dem Boden herum wie eine Blinde. Hannah zögerte nicht. Sie rannte los.
    » Monster!«, schrie sie und stürzte sich auf die alte Frau.
    Doch Quill sah Hannahs Schatten, ehe sie ihre Stimme hörte, und rollte sich zur Seite. Hannahs Schälmesser sauste nach unten und durch Quills Strickjacke, es ritzte eine welke Brust und fuhr in die sandige Erde.
    » Hannah!«, schrie Nicholas.
    » Du kleiner Frechdachs!«, rief Quill, und ihre Stimme zitterte – aber nicht vor Wut, sondern vor Freude.
    » Hannah, lauf weg!«, rief Nicholas. Er kroch zur Luke der Kugel, aber seine Füße rutschten auf den Ästen weg, und seine Kleidung blieb in den gebrochenen Stäben hängen. » Lauf!«
    Hannah krabbelte rückwärts, ohne den Blick von dem Schälmesser zu nehmen, das mit der Klinge voran in der Erde steckte.
    Quill fuhr breit grinsend zu ihr herum.
    Nicholas
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