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Der Smaragdenregen

Der Smaragdenregen

Titel: Der Smaragdenregen
Autoren: Jurij Kusnezow
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den Sinn gekommen, Wasser zu holen, wo er doch nie Zeit für solche unwichtigen Dinge hatte?
    Chris goß das Wasser in ein Faß und machte Anstalten, Holz zu hacken. Das aber war John nun doch zuviel. Er nahm ihm die Axt ab und brummte:
    »Die rühr mal lieber nicht an, mein Junge! Du wirst dir noch ins Bein hacken. Geh ins Haus. Es wird schon dunkel, und wir essen gleich Abendbrot.«
    Missis Anna hatte bereits den Tisch gedeckt, doch Christopher aß ohne jeden Appetit. Sogar seine heißgeliebten Mohnpiroggen schlang er hinunter, ohne etwas dabei zu schmecken.
    Endlich wurde leise an die Tür geklopft, und auf der Schwelle erschien ein Mann, der nicht größer als Chris war, aber einen langen, sorgfältig gekämmten Bart hatte. Er trug eine grüne, mit Silberfäden durchwirkte Uniform, grüßte höflich und wünschte guten Appetit.

    Chris ließ kein Auge von dem Unbekannten, vergaß sogar, den nächsten Bissen hinunterzuschlucken. So sehen sie also aus, die Bewohner des Zauberlandes!
    »Herzlich willkommen, Din Gior«, Mister Smith lächelte freundlich. »Bitte, setzen Sie sich zu uns.«
    Und Din Gior begann zu erzählen.
    Vor einigen Tagen hatte der Weise Scheuch in seinem Schloß in der Smaragdenstadt wieder einmal begeistert in der Enzyklopädie gelesen. Er war inzwischen beim Buchstaben »J« angelangt und gab sich große Mühe, die Krähe Kaggi-Karr von der Heilkraft der Wunderarznei »Jod« zu überzeugen.
    Das gelang ihm auch. Die Krähe hatte sich nämlich erst kürzlich den Schnabel verletzt, als sie nach einer Glasscherbe pickte. Die Scherbe blitzte und funkelte in der Sonne, war aber spitz wie ein Igelstachel. Und nun tat es so weh, daß Kaggi noch nicht einmal »Karr« sagen konnte.
    Der Scheuch nahm ein kleines Holzstäbchen, umwickelte es mit Watte und tauchte es in Jod. Er wollte der Krähe damit gerade den Schnabel betupfen, als plötzlich aus der Zimmerecke ein seltsames Geräusch ertönte. Es klang wie ein Knirschen und Husten zugleich.
    Der Scheuch und Kaggi-Karr schauten sich erstaunt um und stürzten dann fast gleichzeitig zu einem kleinen schwarzen Kasten.
    »Das Funkgerät!« riefen sie wie aus einem Munde.
    Es war in der Tat der Funkempfänger, der da jäh zum Leben erwachte. Ilsor, der Anführer der Arsaken, hatte ihnen den Apparat dagelassen, als das Raumschiff »Diavona« mit den schlafenden Menviten an Bord vor neun Jahren wieder abgeflogen war. Das Gerät hatte die ganze Zeit über geschwiegen.
    Doch warum meldete es sich jetzt?
    Der Scheuch und Kaggi-Karr lauschten mit angehaltenem Atem. Aus dem Apparat drang durch die Weiten des Kosmos eine kaum hörbare Stimme:
    »An die Belliorer im Zauberland! An die Belliorer im Zauberland!
    Die Wirkung des Schlafwassers auf die Menviten hat nachgelassen: Sie hatten zu viele Edelsteine bei sich. Uns droht der Tod in der Wüste von Rameria. Unsere Smaragde reichen nicht für alle Arsaken.
     
    Lebt wohl, Freunde! Lebt wohl, Brüder!
    Ilsor, Anführer der Arsaken, und Kau-Ruck, der Pilot.«
     
    Diese alarmierende Nachricht erschütterte die beiden Zuhörer so sehr, daß sie zunächst kein Wort herausbrachten. Der Scheuch strengte verzweifelt seinen Kopf an, und wie immer in solch einem Fall kamen die kleinen glänzenden Stahlnadeln zum Vorschein.
    »Vorsicht, Scheuch, dein Gehirn kriecht schon heraus!« rief die Krähe erschrocken. »Ja, wenn wir jetzt zur Rameria fliegen könnten, würden wir bestimmt auch eine Möglichkeit finden, den Arsaken zu helfen!«
    »Ihnen zu helfen, wäre wirklich großartig, Kaggi«, antwortete der Scheuch und seufzte. »Doch nicht einmal du schaffst es bis zu diesem Planeten!«
    Der Scheuch und Kaggi-Karr überlegten, daß ihnen die Köpfe rauchten. Was sollten sie bloß tun?
    »Wir müssen unsere Freunde zusammenrufen, damit wir gemeinsam nachdenken können«, schlug die kluge Krähe plötzlich vor.
    Der Scheuch stimmte freudig zu.
    »Daß ich nicht selber darauf gekommen bin! Wahrscheinlich habe ich mein Gehirn heute schon zu sehr angestrengt, und es ist ein bißchen träge geworden.«
    Er rief den Feldmarschall Din Gior und erklärte ihm, was zu tun sei.
    Schon bald eilten die Boten, es waren die Fröhlichen Holzköpfe, in alle Richtungen des Zauberlandes. Din Gior aber verstaute seinen prächtigen langen Bart in einer eigens dafür genähten Tasche seiner Uniform und flog auf dem Drachen Oicho hierher, nach Kansas.
    Damit endete der Bericht des Feldmarschalls.
    Farmer John dachte nach:
    »Ich bin kein guter Ratgeber
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