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Der Smaragdenregen

Der Smaragdenregen

Titel: Der Smaragdenregen
Autoren: Jurij Kusnezow
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in Zauberdingen, verstehe mich mehr auf die Landwirtschaft. Doch ich verspreche, gleich morgen an Elli zu schreiben, damit sie Alfred Cunning benachrichtigt. Er ist sehr klug, und vielleicht fällt ihm ein, wie man den Arsaken helfen kann.«
    Din Gior bedankte sich.
    »Gut, ich werde in einer Woche wiederkommen, wenn Elli und Fred zurück sind. Dann wird es für Oicho und mich eine Ehre sein, sie in die Smaragdenstadt zu bringen.«
    »Wann wollen Sie denn zurückfliegen?«
    »Im Morgengrauen. Seit Oicho mit einem Gewehr von Leuten beschossen wurde, die Angst vor ihm hatten, findet er es besser, nicht aufzufallen.«
    Chris war die ganze Zeit unruhig auf seinem Stuhl herumgerutscht, hatte es aber nicht gewagt, sich in die Unterhaltung der Erwachsenen einzumischen. Schließlich – vor Aufregung stotterte er fast – hielt er es nicht länger aus und bat darum, mit Din Gior ins Zauberland ziehen zu dürfen.
    »Vorausgesetzt natürlich, Sie haben nichts dagegen«, wandte er sich schüchtern an den Feldmarschall.
    Din Gior hatte nichts dagegen. Mehr noch, er unterstützte die Bitte von Chris nachdrücklich:
    »Alle Einwohner des Zauberlandes würden sich freuen, den Sohn von Elli kennenzulernen, der Fee des tötenden Häuschens.«
    John dachte einige Zeit über die Bitte des Enkels nach, und Chris wartete mit angehaltenem Atem. Schließlich nickte der Farmer:
    »In Ordnung, soll er mitfliegen. Aber passen Sie gut auf, daß er dort nicht so viel anstellt. Wenn’s um Streiche geht, steht der Bengel Tim O’Kelli in nichts nach. Und den Tim kennen Sie ja.«
    Missis Anna schüttelte vorwurfsvoll den Kopf:
    »Und was sollen wir Elli sagen?«
    »Aber sie hat selber versprochen, mir das Zauberland zu zeigen!« rief der Junge. »Außerdem komme ich in einer Woche mit Din Gior zurück, bin also zu Hause, wenn Mama wieder da ist.«
    Die Sache war entschieden und Chris vor Freude im siebenten Himmel. Er würde ins Zauberland reisen! Auf einem richtigen Drachen fliegen! Seine Freunde würden vor Neid platzen!
    »Jetzt aber marsch ins Bett!« sagte John betont streng. »Ich kümmere mich inzwischen um den Drachen.«
    Chris befolgte die Anordnung nur ungern, doch Widerspruch hätte jetzt bloß alles verdorben.
    »Ist schon ein Jammer mit diesen Kindern«, klagte die Großmutter. »Jeder hat es eilig, von zu Hause weg und in dieses Zauberland zu kommen. Zuerst Elli und Fred, dann Ann und Tim, und nun auch noch Chris.«
    Und sie seufzte betrübt.

CHRIS IST VERSCHWUNDEN
    Als Missis Anna den Enkel weckte, war es draußen noch dunkel. Doch Chris fiel der Flug mit Din Gior und dem Drachen ins Zauberland ein, und seine Müdigkeit war wie weggeblasen. Er wusch sich schnell, frühstückte und wartete ungeduldig, bis der Feldmarschall seinen Bart gekämmt und liebevoll in der Uniformtasche verstaut hatte. Endlich waren sie aufbruchbereit und konnten zu dem Drachen gehen, der in einer etwas abseits gelegenen Schlucht übernachtet hatte.
    Nach einigen letzten ermahnenden Worten der Großmutter und einem kräftigen Händedruck des Großvaters kletterten Chris und Din Gior auf den Rücken des Drachen Oicho. Dort machten sie es sich unter einem Schirm bequem, der als Schutz gegen Sonne und Regen diente.
    Oicho entfaltete seine gewaltigen Schwingen, schlug ein paarmal damit und startete. Sanft gewann er an Höhe und nahm Kurs auf die aufgehende Sonne.
    Chris schaute neugierig in die Tiefe. Er erblickte das kleine, wie ein Spielzeug wirkende Häuschen der Familie Smith und die winzigen Gestalten der Großeltern, die zu ihnen hinaufwinkten. Sie blieben schnell zurück, waren schon bald aus dem Blickfeld verschwunden. Nun breitete sich, soweit das Auge reichte, die Große Wüste unter ihnen aus, die einem gelben Meer glich. Chris klammerte sich mit beiden Händen an dem Gurt fest, der Oicho umspannte und an dem auch der Schirm befestigt war. Die Flügel des Drachen erinnerten an große, windgeblähte Segel, und der Junge fühlte sich wie ein Kapitän auf großer Fahrt.
    »Volle Kraft voraus!« kommandierte der zwölfjährige Käptn. »Kurs halten!«
    Kurze Zeit später bemerkte er sehr weit vorn, fast schon am Horizont, ein paar dunkelblaue Tupfen.
    »Land in Sicht!« rief er begeistert.
    »Das sind die Weltumspannenden Berge«, erklärte Din Gior.
    Oicho steuerte geradenwegs auf sie zu. Er flog schnell, schien seine Last überhaupt nicht zu spüren. Die Berge kamen näher. Schon waren die bewaldeten Hänge zu erkennen, die steilen Felswände und die
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