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Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt

Titel: Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt
Autoren: Garth Nix
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einfach war. Doch Malen beschwerte sich nicht. Sie nahm nur die Ziertücher an ihrem Hals und an den Ärmeln ab.
    Bald mussten sie durch feuchte Stofflappen atmen, als die Hitze noch stärker wurde. Milla ging dennoch unbeirrt weiter; sie blieb lediglich von Zeit zu Zeit stehen, um über die nächste Gabelung nachzudenken, bevor sie weiterging. Ihr Sonnenstein beleuchtete den Tunnel vor ihnen und diente Odris als Kraftquelle.
     
    Nach ein paar Stunden kamen sie zu dem zerfallenen Skelett, bei dem Milla und Tal den Sonnenstein gefunden hatten, den Tals Großonkel Ebbitt später in zwei Hälften geteilt hatte. Irgendwann auf dem Rückweg hatte Milla zwischen den Knochen den seltsamen Fingernagel gefunden, den sie jetzt als Kralle von Danir kannte.
    Milla blieb vor dem Skelett stehen und hob ihren Sonnenstein. Malen kam näher und zu zweit starrten sie die Knochen an.
    „Hier hast du den Sonnenstein und die Kralle gefunden“, stellte Malen fest. „Ich frage mich, weshalb die Knochen so blank sind. Sie scheinen nicht sonderlich alt zu sein.“
    Milla runzelte nachdenklich die Stirn. Es war ihr noch nicht aufgefallen, doch die Knochen waren wirklich nicht so alt, wie sie gedacht hatte. Einer Crone – dieser Crone – war durchaus zuzutrauen, dass sie etwas sofort erkannte, was wichtig sein konnte.
    „Tal sagte, es muss ein Erwählter gewesen sein“, erklärte Milla. „Er trug seinen Sonnenstein an einem Ring.“
    Es gab nicht genug Platz für Malen, um an Milla vorbei zum Hauptteil des Skeletts zu kommen, doch die Crone streckte die Hand aus und hob einen Knochen auf, der in ihrer Nähe lag. Sie klopfte damit leicht gegen die Wand, holte dann einen kleinen, scharfen Stein aus ihrem Ärmel und schnitzte einen Span von dem Knochen ab.
    „Nicht älter als einhundert Umrundungen“, erklärte Malen, nachdem sie den Span untersucht hatte. „Und nicht weniger als fünfzig. Wer könnte in jüngerer Zeit die Kralle von Danir getragen haben?“
    Milla zuckte mit den Schultern. Die Frage war für die vor ihnen liegenden Aufgabe ohne jede Bedeutung. Das Skelett war nur ein Haufen Knochen. Und Knochen konnten nicht sprechen.
    „Die Zone mit schlechter Luft wird bald beginnen“, sagte Milla. „Halte deinen Lufttang bereit.“
    Malen nickte. Milla gab Odris ein Zeichen weiterzugehen. Doch der Geistschatten bewegte sich nicht. Stattdessen hob Odris eine ihrer aufgeplusterten Hände und hielt den Kopf schräg.
    „Wartet“, flüsterte sie. „Da kommt jemand. Es ist Bewegung in der Luft.“
    Milla reagierte sofort, indem sie das Leuchten ihres Sonnensteins zu einem schwachen Glimmen dämpfte. Dann zog sie ihr Schwert ein wenig aus der Scheide, damit sie schnell reagieren konnte. Hinter sich hörte sie, wie Malen nervös Luft holte.
    Sie warteten recht lange in der Dunkelheit, bis in der Ferne ein schwaches Licht auftauchte. Es leuchtete nicht so hell und gleichmäßig wie ein Sonnenstein und es war auch nicht das rote Glühen von Lava, sondern ein flackerndes Gelb.
    Milla und Malen hielten sich vollkommen ruhig am Boden. Odris glitt an die Decke und presste sich so dicht wie möglich dagegen. Alle schauten nach vorn in den Tunnel.
    Das gelbe Licht wurde heller. Milla sah zwei Männer in den Weißen Roben des Untervolks, die den Tunnel entlang krochen. Jeder von ihnen trug eine Untervölkler-Lampe von der Art, die Milla schon einmal gesehen hatte: einfache Kugeln aus unzerbrechlichem Kristall, gefüllt mit einem flüssigen Mineralbrennstoff und mit einem Docht versehen.
    Die Lampen warfen nur einen kleinen Lichtkegel um die Männer. Daher sahen sie auch nicht, was vor ihnen lag.
    Das Licht flackerte, als die Untervölkler vorwärts krochen, doch etwas war seltsam: Es waren mehr Schatten um die Männer, als es durch das Licht erklärbar gewesen wäre. Milla war zu allem bereit, als ihr klar wurde, dass die Männer von zwei… nein, drei… Geistschatten begleitet wurden. Dünne, mit Stacheln besetzte Geistschatten, die ungefähr so groß waren wie die Untervölkler selbst. Sie hatten jedoch sechs Beine, schlanke Körper und lange, dünne Köpfe, die in etwas endeten, was in ihrer aenirischen Urform vielleicht ein scharfer Stachel oder ein Blutsaugerüssel gewesen war.
    Die Untervölkler hielten inne, um aus den Blasen des Lufttangs zu atmen, die sie sich um den Hals gehängt hatten. Doch die Geistschatten ließen sie nicht mehr als einen Atemzug nehmen. Sie peitschten mit ihren Vorderbeinen die Männer an den Schultern
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