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Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt

Titel: Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt
Autoren: Garth Nix
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wir das Schloss erobern und alle Geistschatten nach Aenir zurückschicken. Wir können dann auch zurückkehren und du könntest… ich weiß auch nicht… vielleicht eine kleine Farm aufbauen oder dir ein Fischerboot holen oder…“
    „Odris, ich bin ein Eiscarl!“, protestierte Milla. „Dies ist meine Welt. Ich will nicht in Aenir leben. Und ich bin keine Bäuerin oder Fischerin. Ich bin eine Kriegerin!“
    „Dann solltest du doch glücklich sein“, brummelte Odris. „Du machst mich ganz krank mit deiner Traurigkeit.“
    Stille kehrte wieder ein, abgesehen vom Heulen des Windes draußen. Odris glitt auf den Boden zurück. Milla brütete auf ihrem Stuhl, aber nur ein paar Minuten lang.
    „Wir sitzen hier schon zu lange herum“, sagte sie dann.
    Sie sprang auf, holte ihren schweren Übermantel von der Lehne des Stuhls und legte ihn an. Dann zog sie die weiße Knochenmaske über ihr Gesicht, bevor sie die Kapuze nahm und sie festband. Sie schnallte ihren Gürtel mit dem Schwert an und warf sich den Spiegelmuschel-Schild über den Rücken.
    „Sehe ich das richtig, dass wir irgendwo hingehen?“, fragte Odris seufzend. „Kann ich mehr Licht haben?“
    Milla hob ihre Hand. Plötzlich leuchtete der Sonnenstein-Ring hell auf und überstrahlte das grünliche Glimmen der Mottenlaternen, die an den stabilen Pfosten in jeder Ecke des Zeltes hingen.
    „Wohin gehen wir denn?“, fragte Odris, als Milla die schweren Felle zur Seite schob, die den Zelteingang schützten. Gemeinsam traten sie in die beinahe waagerecht wehenden Schneeböen hinaus.
    „Die Cronen hatten Zeit genug, um Lufttang aufzutreiben“, rief Milla. „Ich habe etwas davon am Eingang zu den Heiztunnels zurückgelassen. Es ist genug für mich, damit ich das Untervolk mobilisieren und dazu bringen kann, mehr davon zu beschaffen.“
    Odris zuckte mit den Schultern und schlüpfte an ihren Platz an Millas Fersen. Ein Schulterzucken von ihr sollte zum Ausdruck bringen, dass eine Rückkehr ins Schloss durch die Heizungstunnels nicht so einfach werden würde, wie Milla es darstellte.
    Zumindest gingen sie – soweit Odris es einschätzen konnte – in die richtige Richtung. Zurück zu jeder Menge Sonnenstein-Licht und Adras, ihrem Sturmhirten-Partner. Auch er war jetzt ein Geistschatten.
    Odris war sowieso nicht dafür gewesen, das Schloss zu verlassen. Milla hingegen war fest entschlossen gewesen, die Eiscarls vor der Gefahr zu warnen, die dem Schleier drohte. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich selbst dem Eis überlassen wollte. Glücklicherweise war alles nicht so schlimm gekommen, wie Odris befürchtet hatte.
    Als sie draußen waren, brauchte Odris ein paar Sekunden, bis sie sich an Millas schnelle Bewegungen gewöhnt hatte. Obwohl die Cronen Odris beschränkte Freiheit zugestanden hatten, fühlten sich die anderen Eiscarls doch viel wohler, wenn sie versuchte, sich wie ein normaler Schatten zu verhalten. In ihrer natürlichen Form in Aenir war sie eine Wolke gewesen und konnte daher leicht die Form wechseln. Sie hatte diese Fähigkeit auch als Geistschatten bis zu einem bestimmten Grad beibehalten, war aber nie schnell genug, um sich Millas Bewegungen anzupassen. Niemand, der sie hinter oder neben Milla sah und bemerkte, wie Odris immer eine Sekunde zu spät deren Bewegungen nachahmte, würde auch nur im Geringsten daran zweifeln, dass sie in Wirklichkeit ein Geistschatten war.
    Sogar im hellen Licht von Millas Sonnenstein war die volle Ausdehnung des Eiscarl-Lagers entlang des Weges nicht zu erkennen. Der Schnee fiel in dichten Wolken und wirbelte seitlich am Berg entlang. Alle paar Spannen gab es eine oder zwei Mottenlaternen an Knochenstangen, die in den Boden gerammt waren. Hier und da sah man die Ecke eines Zeltes oder einen Stapel mit Versorgungsgütern.
    Immer wieder tauchten Schildjungfrauen oder Eiscarl-Jäger aus den wirbelnden Schneemassen auf. Womit auch immer sie gerade beschäftigt waren, sie hielten sofort inne und schlugen vor Milla ihre geballten Fäuste zum Gruß zusammen. Sie musste jedes Mal stehen bleiben und ebenfalls die Fäuste zusammenschlagen, sodass es recht lange dauerte, die hundert Spannen von ihrem Zelt die Straße hinunter zurückzulegen. Schließlich kamen sie an die Stelle, an der der Eingang zu den Heiztunnels durch zwei große Schalen mit brennendem Selski-Öl markiert war.
    Der Eingang wurde von einer vollen Hand Schildjungfrauen in Spiegelmuschel-Panzerung bewacht. Sie alle hatten Schattensäcke, Schattenflaschen
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