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Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt

Titel: Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt
Autoren: Garth Nix
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solch eigenartigen Stimme, dass Tal nicht sicher war, mit wem sie überhaupt sprach. Dann bekam ihre Stimme wieder den gewohnten, strengen Tonfall. „Tal!“, stieß sie hervor. „Wir haben keine Zeit zu verlieren! Wir müssen zur Imperatorin und ihr von den geöffneten Schlüsselsteinen berichten!“
    Tal nickte müde, unternahm aber nichts. Etwas am Rand seines Gesichtsfelds bewegte sich und er zuckte zusammen, bis ihm klar wurde, dass es sein Geistschatten war. Adras. Adras war in Aenir ein Sturmhirte, eine mächtige Gestalt aus Wolken und Luft. Normalerweise war er in der Dunkelwelt ein sehr starker Geistschatten. Doch erst vor kurzem hatte er eine Zeit lang zu wenig Licht bekommen und sich beinahe aufgelöst, als Tal einen Miniaturschleier falsch angefertigt hatte, um sich vor feindlichen Geistschatten zu verstecken. Der kleine Schleier hatte funktioniert, doch Tal hatte noch nie zuvor einen Schleier angefertigt und Adras versehentlich darin eingearbeitet. Da er kein Licht hatte, war Adras geschrumpft und hatte sich beinahe vollkommen aufgelöst. Er war noch immer sehr schwach.
    „Odris!“, flüsterte Adras nahe an Tals Ohr. Odris war seine Sturmhirten-Gefährtin, die jetzt an Milla gebunden war, gemeinsam mit ihr das Schloss verlassen hatte und auf das Eis gegangen war. „Wir sollten zu Odris gehen. Sie wird uns helfen.“
    „Zur Imperatorin“, wiederholte Lokar. „Zur Imperatorin! Zur Imperatorin! Wir müssen nach Aenir übertreten und die Imperatorin informieren! Wir müssen! Wir müssen…“
    „Ruhe!“, fuhr Tal dazwischen. Weshalb konnten die beiden nicht einfach eine Minute lang still sein? Er musste ruhig daliegen, umgeben vom tröstlichen orangefarbenen Leuchten seines Sonnenstein-Ringes und dem stetig pulsierenden, intensiven Licht des Roten Schlüsselsteins.
    Überraschenderweise schwiegen Adras und Lokar sofort. Tal lag ruhig atmend da und presste von Zeit zu Zeit eine Hand gegen den Steindeckel des Sarkophages über seinem Kopf. Das Drücken schien einen Teil der Spannung von ihm zu nehmen.
    Die furchtbare Sekunde, in der er in Crows erstarrtes Gesicht geblickt und die fallenden Steine gesehen hatte, wollte nicht aus seinen Gedanken weichen. Irgendwann jedoch fühlte er sich stark genug, um eine Entscheidung zu fällen. Sie würden nach Aenir übertreten, die Imperatorin finden und ihr alles erzählen. Er würde dafür sorgen, dass sie den Violetten Schlüsselstein – den stärksten und wichtigsten Stein – dazu benutzen würde, seinen Vater aus dem Orangefarbenen Schlüsselstein zu befreien. Dann konnte Tal ihm alles erzählen und sein Vater würde alles regeln.
    Tal fühlte sich ein wenig besser, als er diesen Entschluss gefasst hatte. Doch dann sagte ihm eine leise Stimme in seinem Hinterkopf, dass niemand Ebbitt, Crow und die anderen Untervölkler wieder lebendig machen konnte.
    „Crow war selbst Schuld!“, sagte Tal plötzlich. Irgendwie fühlte er sich besser, wenn er wütend war. Sein Kopf schmerzte noch immer an der Stelle, an der Crow ihn getroffen hatte. Und außerdem hatte ihm der Untervölkler-Junge den Roten Schlüsselstein gestohlen. Hätte er Tal nicht geschlagen und den Stein nicht gestohlen, dann wäre überhaupt nichts passiert. Crow wäre noch am Leben. Und mit ihm Ebbitt, Clovil, Ferek und Inkie.
    „Es war seine eigene Schuld“, wiederholte Tal. Crow hatte angefangen. Der Felssturz war ein Unfall, der sonst niemals passiert wäre.

 
KAPITEL DREI
     
     
     
    „Ich werde zur Imperatorin gehen“, erklärte Tal, als er in den Roten Schlüsselstein starrte. Er sah Lokar im Herzen des Juwels. Die kleine Frau sah aus, als würde sie im Wasser paddeln – ihre Hände und Füße waren dauernd in Bewegung. Ihr Geistschatten, eine hüpfende Sprung-Bestie, umkreiste sie pausenlos. Sie beide waren Gefangene des Schlüsselsteins, in dem sie eingeschlossen worden waren, als dieser geöffnet worden war. Man konnte sie nicht befreien – nur mit Lokars eigenem Schlüsselstein oder dem Violetten Schlüsselstein des Siebten Turmes.
    „Gut! Oh, gut! Ausgezeichnet!“, babbelte Lokar. „Um sicherzugehen, dass wir in der Nähe der Enklave der Erwählten ankommen, musst du zuerst ein Bild des Ortes in deinem Kopf verankern. Dieses Bild musst du vor Augen behalten, während du den Weg nach Aenir sprichst und dich auf die richtigen Farben konzentrierst. Du… kennst doch den Weg nach Aenir, oder? Bitte, du musst ihn…“
    „Natürlich kenne ich ihn“, sagte Tal, obwohl er nicht
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