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Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt

Titel: Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt
Autoren: Garth Nix
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und Speere dabei, deren Spitzen mit einer dicken Schicht aus leuchtenden Algen versehen waren. Die Ausrüstung und die Algen kamen aus geheimen Lagern im Ruinenschiff. Die Cronen hatten das uralte Arsenal geöffnet und eine Menge Waffen herausgeholt, die speziell für den Kampf gegen aenirische Schatten entwickelt worden waren.
    Die Erwählten aus dem Schloss hatten den Krieg vergessen, der vor Urzeiten zwischen der Dunkelwelt und den Kreaturen von Aenir gekämpft worden war – ganz im Gegensatz zu den Eiscarl-Cronen. Sie hatten alle Waffen und ihr Wissen über Jahrhunderte hinweg bewahrt, immer bereit für den Krieg, von dem sie wussten, dass sie ihn eines Tages wieder aufnehmen mussten.
    Die Schildjungfrauen schlugen ihre Fäuste zusammen, als Milla näher kam. Doch die ließ sich nicht täuschen. Der Gruß kam zögernd – sie waren ihr und Odris gegenüber voreingenommen. Obwohl Milla ihre Augen durch die bernsteinfarbenen Linsen der Gesichtsmasken nicht sah, konnte sie an der Stellung ihrer Köpfe erkennen, dass die Schildjungfrauen bereit waren, sich gegen sie zu verteidigen, falls sie wieder außer sich geriet und sie angreifen würde.
    Milla war vielleicht die Anführerin der Schildjungfrauen, aber sie hatte es niemals sein wollen. Sie wollte eine von ihnen sein – noch immer. Doch sie wusste, dass das unmöglich war. Sie hatte ihren Schatten verloren, einen Geistschatten auf das Eis gebracht… und die Schildmutter Arla getötet. Für sie gab es kein Zurück mehr. Nur noch den Weg nach vorn.
    „Wir grüßen Euch, Kriegsführerin“, sagte die Schildmutter der Hand. Milla kannte ihren Namen nicht. Es waren so viele Schildjungfrauen und Jäger gekommen, sogar drei oder vier Schwert-Thanen. Noch viel mehr befanden sich auf dem Weg über das Eis, obwohl schon jetzt mehr als zweitausend Eiscarls an der Straße vom Ruinenschiff zum Berg des Lichtes kampierten. Noch einmal tausend oder mehr jagten auf dem Eis, um für Nahrung zu sorgen. Außerdem gab es einen ununterbrochenen Strom von Trägern und Karren, die Nahrung vom Ruinenschiff und den verschiedenen Lagern an der Straße brachten.
    „Ich werde in die Heiztunnels steigen“, sagte Milla mit so lauter Stimme, dass es über den Wind hinweg zu hören war. „Bitte sagt der Crone Malen, dass ich eine Weile weg bin.“
    „Nicht nötig“, sagte eine Stimme hinter den Schild-Jungfrauen. Einen Augenblick später erschien eine Gestalt aus dem wirbelnden Schnee. Es war eine schlanke, junge Frau – vielleicht eine Umrundung älter als Milla – in der leichten, schwarzen Fellkleidung einer Crone. Sie trug trotz des stechenden Windes und des Schnees weder Waffen noch eine Gesichtsmaske. Ihre Augen waren ‘ hellblau und leuchteten eigentümlich, was sie als Crone identifizierte. Das Blau zeigte, dass sie zum jüngsten der drei Orden gehörte. Im Laufe der Zeit würden ihre Augen silberfarben und schließlich milchig weiß werden.
    „Was hast du vor?“, fragte Malen.
    In ihrem Ton lag keinerlei Schärfe und doch verzog Milla das Gesicht, als sie sie hörte. Milla musste wegen des Gebets von Asteyr den Cronen gehorchen, die durch eine einzige Stimme sprachen. In diesem Fall bedeutete das, dass sie Malens Befehlen zu gehorchen hatte.
    Die junge Crone würde sie aufhalten wollte, dachte Milla. Sie war bereitet, dem Befehl etwas entgegenzusetzen, noch bevor er ausgesprochen wurde.
    „Es dauert zu lange, bis wir Ersatz für den Lufttang des Untervolks auftreiben“, sagte Milla so ruhig wie möglich. „Ich habe etwas davon in der Nähe des Eingangs zu den Heiztunnels zurückgelassen. Wenn ich es benutze, kann ich durch die Tunnels hineingehen und die Freivölkler-Rebellen suchen. Ich bin mir sicher, dass sie mir helfen werden, viel Tang hierher zu bringen, wenn wir ihnen versprechen, sie nach unserem Sturm auf das Schlosses von den Erwählten zu befreien.“
    Malen hörte schweigend zu. Ihr Blick trübte sich etwas und das Leuchten wurde ein wenig schwächer. Milla wusste, was das bedeutete: Sie kommunizierte mit anderen Cronen. Sie sahen jetzt durch Malens Augen, hörten mit ihren Ohren. Was auch immer für eine Entscheidung getroffen werden würde, sie würde von allen Cronen stammen, zumindest von all jenen, die durch Malen mitsahen und mithörten. Es wäre nicht allein Malens Entscheidung.
    Und trotzdem empfand Milla fast so etwas wie Hass für dieses Mädchen. Es hatte alles, was Milla immer angestrebt hatte. Nicht, eine Crone zu sein – aber einen Platz im
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